Der 1. FC Saarbrücken bleibt in der 3. Liga weiter auf Erfolgskurs. Die Saarländer bezwangen am Sonntag vor 13.492 Zuschauern Rot-Weiss Essen mit 1:0 (1:0) und sind damit seit nunmehr acht Spielen ungeschlagen. Für die Entscheidung sorgte ein Eigentor von Essens Tobias Kraulich (41. Minute). Die Partie wurde jedoch von massiven Ausschreitungen während und nach dem Spiel überschattet.
Rüdiger Ziehl schenkte der Startelf aus der vergangenen Begegnung gegen Dynamo Dresden erneut sein Vertrauen:
Menzel – Fahrner, Becker, Bichsel, Rizzuto – Krahn, Sontheimer, Neudecker – Stehle, Brünker, Günther-Schmidt
Die Partie begann durchaus lebhaft: Bereits in der zweiten Minute kam Essens Joseph Boyamba zu einer vielversprechenden Chance, als er versuchte, FCS-Keeper Tim Menzel zu umkurven. Wenig später scheiterte Richard Neudecker mit einem Freistoß. Das Spiel war in der Folge von taktischen Elementen geprägt – Saarbrücken dominierte mit viel Ballbesitz, während Essen auf Konter lauerte.
Nach einer guten halben Stunde forderten die Gastgeber einen Elfmeter, als Kai Brünker nach einem Zusammenprall mit Essens Torwart Jakob Golz zu Boden ging. Schiedsrichter Michael Bacher ließ weiterspielen. Der entscheidende Treffer fiel kurz vor der Pause: Nach einer nicht vollständig geklärten Ecke landete der Ball über Elijah Krahn und Patrick Sontheimer bei Calogero Rizzuto, dessen Schlenzer Kraulich unglücklich ins eigene Tor abfälschte.
Die zweite Halbzeit wurde von einer längeren Unterbrechung überschattet. In der 54. Minute musste Schiedsrichter Bacher die Partie stoppen, nachdem Feuerwerkskörper aus dem Essener Block in die Zuschauerränge der Herbert-Binkert-Tribüne geschossen wurden. Die Teams wurden zunächst zu den Auswechselbänken und dann sogar in die Kabinen geschickt. Mehrere Essener Spieler und Vereinsverantwortliche versuchten, deeskalierend auf die Fans einzuwirken.
Nach der Wiederaufnahme reagierte Essens Trainer Christoph Dabrowski mit einem Dreifachwechsel: Thomas Eisfeld, Lucas Brumme und Kelsey Owusu Meisel kamen für Ramien Safi, Eric Voufack und Joseph Boyamba ins Spiel. Die Gäste erhöhten nun den Druck.
In der Schlussphase stellte Dabrowski nach der Auswechslung von Michael Schultz, der seine fünfte gelbe Karte sah, auf Viererkette um. Mit der Hereinnahme von Robbie D’Haese sollte über die Flügel mehr Durchschlagskraft erzielt werden. Doch auch diese taktische Maßnahme brachte nicht den gewünschten Erfolg. Der FCS, bei dem erneut Julian Günther-Schmidt herausragte, brachte das Spiel schließlich sicher zu Ende.
Stimmen zum Spiel
„Es ist eine extrem bittere Niederlage, vor allem in der Entstehung des Eigentors“, resümierte Essens Trainer Christoph Dabrowski nach der Partie. „Wir wollten kompakt auftreten und dem Gegner wenig Chancen geben. Das ist uns auch ganz gut gelungen.“ Allerdings bemängelte er, dass seine Mannschaft die Konterräume nicht effektiv genug nutzte.
Saarbrückens Coach Rüdiger Ziehl sah einen „verdienten Heimsieg“ seiner Mannschaft: „Wir hatten in der zweiten Halbzeit Chancen zum 2:0, haben es aber bis zum Ende offen gehalten. Ein Kompliment an die Mannschaft, die sich defensiv in alles reingeworfen hat.“
Ausschreitungen nach Spielende
Nach dem Abpfiff kam es zu schweren Ausschreitungen. Heimfans attackierten die noch im Gästeblock verbliebenen Essener Anhänger mit Feuerwerkskörpern. Bei den anschließenden Tumulten wurden Einsatzkräfte der Polizei mit Steinen beworfen und verletzt. Die Beamten mussten Pfefferspray einsetzen. Die Polizei kündigte entsprechende Ermittlungsverfahren an.
„Bei allem guten Support, auch nach dem Spiel von unseren Fans, hoffe ich, dass keiner verletzt wurde bei den Geschossen auf die Tribüne“, zeigte sich Dabrowski betroffen. „Das gehört überhaupt nicht zum Fußball dazu. Im Namen von RWE möchte ich mich dafür entschuldigen.“
Die Abreise der rund 700 mit Reisebussen, Pkw und Kleinbussen angereisten Gästefans verzögerte sich durch die Vorfälle. Erst gegen 19 Uhr konnten die Essener Fans unter Polizeibegleitung die Heimreise antreten.
Der Polizeieinsatz, bei dem über 400 Einsatzkräfte aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen im Einsatz waren, wurde zusätzlich durch einen verkaufsoffenen Sonntag und zwei Weihnachtsmärkte in Saarbrücken erschwert. Die erforderliche Sperrung der Camphauser Straße verursachte jedoch nur geringe Verkehrsstörungen.
Sportlich bedeutete die Niederlage für Rot-Weiss Essen den Abstieg auf einen Abstiegsplatz. „Das tut für den Moment weh“, gab Dabrowski zu. „Die Mannschaft will, die Mannschaft arbeitet gut. Aktuell werden wir bitterböse bestraft.“ Der 1. FC Saarbrücken hingegen kann nun im Freitagsspiel vorlegen und seine Erfolgsserie fortsetzen.
Fotogalerie von Catharina Kuhn: