Nach einer abwechslungsreichen Partie vor 14.151 im Ludwigspark muss sich der 1. FC Saarbrücken mit einem Punkt zufrieden geben. Einer starken ersten Halbzeit folgte ein massiver Leistungseinbruch nach der Pause, was die Mannheimer zur Führung nutzten. Neuzugang Mohammed Amine Naifi leitete schließlich kurz vor dem Ende den Ausgleich durch Kai Brünker ein.
Patrick Schmidt hatte sich am Morgen aus dem fahrenden Krankentransporter mit einer Nachricht auf Instagram gemeldet und sich bei den vielen Menschen bedankt, die ihm Genesungswünsche gesendet hatten. Auch wenn der Webenheimer nicht im Stadion anwesend sein konnte, war er präsent, denn seine Mannschaftskollegen trugen während des Aufwärmens zu Ehren ihres schwer verletzten Stürmers gelbe Shirts mit der Rückennummer 39 . Dass er nicht nur menschlich, sondern auch sportlich fehlen sollte, sollte sich bald zeigen.
Rüdiger Ziehl hatte sich dafür entschieden, Kasim Rabihic neben Kai Brünker starten zu lassen. Dafür rückte Tim Civeja wieder in die Mannschaft:
Paterok – Boeder, Zeitz, Becker – Rizzuto, Kerber, Sontheimer, Civeja, Gaus – Rabihic, Brünker
Saarbrücken begann stürmisch. In der 4. Minute kam Rizzuto auf rechts zum Schuss, Torwart Hawyluk wehrte ab, der anschließende Kopfball von Brünker ging am Tor vorbei. Drei Minuten später war „Calo“ erneut zur Stelle als er nach einer kurzen Ecke aus zwanzig Metern den Hammer auspackte. Leider wurde sein Schuss Beute des Fangnetzes hinter dem Mannheimer Kasten.
Die Saarbrücker agierten überlegen, waren fortwährend im Vorwärtsgang unterwegs. In der 21. Minute setzte Tim Civeja das Leder an die Latte, anschließend hatte Rizzuto seine dritte Tormöglichkeit, doch Hawryluk war auf dem Posten. Die folgende Ecke brachte Kasim Rabihic auf den Scheitel von Kapitän Zeitz, der den Ball knapp neben die Kiste köpfte. Das Tor wollte nicht fallen. Gegen Ende der ersten Durchgangs wurde das Spiel auf beiden Seiten ungenauer. Zwingende Chancen ergaben sich nicht mehr.
Calogero Rizzuto blieb zur Pause vorsichtshalber in der Kabine. Er hatte früh die gelbe Karte gesehen und war nach einer weiteren Aktion klar angezählt. Für ihn beackerte Julian Günther-Schmidt ab der 46. Minute die rechte Seite. Auch Rüdiger Rehm tauschte aus, nahm Sohm vom Platz und brachte Charles-Jesaja Herrmann. Ein Wechsel, der sich lohnen sollte.
Dass Mannheim nun besser agierte, lag weniger an den Gästen selbst, als an einem 1. FC Saarbrücken, der irgendwie den Faden verloren hatte. Ballverluste im Zentrum führten zu Offensivaktionen der Mannheimer, die jedoch vorerst noch scheiterten. Der angesprochene Herrmann sorgte schließlich in der 74. Minute nach Vorarbeit von Abifade für die Führung der Gäste. Sein Schuss mit dem Außenrist von der Strafraumkante war nicht nur schön anzusehen, sondern auch der notwenige Weckruf, den die blauschwarzen Gastgeber brauchten.
Rüdiger Ziehl reagierte unmittelbar, brachte Naifi für Civeja und Di Michele Sanchez für Gaus, wenig zuvor war bereits Neudecker für Sontheimer gekommen. Naifi rückte in den Sturm und Rabihic dafür zurück auf die halblinke Mittelfeldposition. Das zeigte Wirkung: Der junge Franzose hatte in der 82. Minute den Ausgleich auf dem Fuß, doch sein Schuss schlitterte knapp am langen Eck vorbei ins Aus. Sechs Zeigerumdrehungen später war es dann soweit: Naifi legte den Ball auf rechts zu Kerber, der in die Mitte flankte, wo Kai Brünker als erster hochsprang und zum Ausgleich vollendete. 1:1.
Ging jetzt noch etwas im Ludwigspark? Brünker setzte eine Minute nach dem Ausgleich noch einen fulminanten Knaller Richtung Hawryluk ab, doch der Ball rauschte am Tor vorbei. Boné Uaferro wurde in der Nachspielzeit noch ins Sturmzentrum gewechselt, doch Schiedsrichter Sather beendete das Derby nach 95 Minuten beim Stand von 1:1.
Fazit: An der Anzahl der Chancen lag es heute nicht. Die Chancenverwertung war das Problem. Immerhin konnte Rüdiger Ziehl heute zu der Erkenntnis kommen, dass Neuzugang Amine Naifi offensichtlich dabei helfen kann, das Fehlen der Topstürmer Schmidt und Jacob zu kompensieren. Man darf gespannt sein, wie die Startaufstellung in Bielefeld aussehen wird.
Ansonsten ist festzustellen, dass es mit solchen Auftritten schwierig sein wird, mit den Topteams Schritt zu halten. Noch ist der Abstand zu den vorderen Plätzen gering, aber es müssen nun einfach wieder ein paar Dreier eingefahren werden, um nicht den Kontakt zur Spitze abreißen zu lassen.
Doch nicht nur in Sachen Punktebilanz hinkt der FCS den eigenen Ansprüchen hinterher. Es gibt einfach zu viele Fehler im Aufbauspiel, die selbst schwache Gegner wie die Mannheimer zu nutzen wissen.
Interessant waren an diesem Samstag auch die Begleitumstände des Spiels. Für die zweitausend Gäste aus Mannheim standen gefühlt je ein Polizist und ein Sprinter im Einsatz. Ein Hubschrauber kreiste vor und nach dem Spiel über die Spielstätte, die Camphauser Straße wurde für etliche Stunden komplett gesperrt. Der überwiegende Eindruck der meisten Fans und Beobachter: Der Aufwand ist einfach zu hoch. Die Auswärtsspiele in Mannheim oder Dresden gehen anscheinend mit weit schlankerem Fuß von Statten, große Zwischenfälle sind nicht publik geworden.
Darüber hinaus zeigten sich die Fans beider Seiten friedlich. Auf Seiten des 1. FC Saarbrücken wurde die 25 Jahre bestehende Fanfreundschaft zum AS Nancy-Lorraine mit einer sehenswerten Choreo vor dem Anpfiff gefeiert. Allein diese Minuten machten die Beschwerlichkeiten bei der Anreise zum Spiel vergessen.