Nach dem Sieg in Lotte gegen den SC Verl steckte den Saarbrücken noch immer die Derby-Niederlage gegen Lautern in den Klamotten, wie der FCS-Talk am Vorabend gezeigt hatte. Umso gespannter waren die Anhänger des 1. FC Saarbrücken wie das Koschinat-Team nun das erste Spiel gegen den Aufsteiger Viktoria Berlin angehen würde. Nachdem die erste Hälfte die dunkelsten Erwartungen bestätigt hatte, krempelten die Koschinat-Mannen in den zweiten 45 Minuten die Ärmel hoch und besiegten den Aufsteiger letztlich verdient mit 2:0.
Der Cheftrainer der Blauschwarzen hatte sein Team erneut auf einigen Positionen verändert. Dodo Ernst kehrte nach seiner Gelbsperre zurück auf die rechte Außenverteidigerposition, wofür Lukas Boeder in die Innenverteidigung rückte. Mario Müller ersetzte Nick Galle und für Marius Köhl durfte Robin Scheu ran, so dass sich folgende Startformation ergab:
Batz – Ernst, Zeitz, Boeder, Müller – Kerber, Bulic – Scheu, Günther-Schmidt, Jänicke – Grimaldi
Déjà vu in Halbzeit 1
Normalerweise sollte ein Sieg wie zuletzt in Verl Selbstbewusstsein geben für die kommenden Aufgaben. Davon war von Beginn an jedoch nichts zu spüren. Auf dem glitschigen Geläuf im Ludwigspark versuchten die Saarländer immer wieder über lange Abschläge von Batz, meist ins linke Mittelfeld geschlagen, den Ball nach vorne zu tragen. Das hatten die Berliner wohl erwartet. Sie ließen den Hausherren kaum eine Chance, das Leder zu erobern, attackierten insbesondere Adriano Grimaldi konsequent. Darüber hinaus versuchten sie selbst ihr Spiel über die Außen nach vorne zu tragen, was auch beängstigend oft gelang. 0:6 Ecken stand es nach dem Ende der ersten Hälfte, die auf Saarbrücker Seite wie eine Fortsetzung des Lautern-Derbys wirkte. Die angesichts des Wetters und der Pandemiesituation stattliche Besucherzahl von 6094 FCS Fans wirkte entsetzt. Der Auswärtsblock war an diesem Samstag übrigens komplett leer geblieben.
Fußball in Halbzeit 2
Manuel Zeitz musste in der Kabine bleiben. Er hatte früh die gelbe Karte kassiert und so kam Dennis Erdmann unverhofft zu einem weiteren Einsatz. Der Earthman verlieh der Abwehr Stabilität und die Umstellung im Offensivbereich, wo Tobias Jänicke nun zentral spielte, zahlte sich aus. Der FCS präsentierte plötzlich einen Kombinationsfußball, der fast an die vielgelobte Kwasniok-Zeit erinnerte. Koschinat brachte nach 60 Minuten den offensiveren Krätschmer für Bulic, 8 Minuten später Jacob für Scheu. Entscheidend für den Sieg waren jedoch die die beiden frischen Kräfte, die in der 77. Minute das Feld betraten: Justin Steinkötter und Maurice Deville kamen für den erneut angeschlagen vom Platz humpelnden Adi Grimaldi und Julian Günther-Schmidt.
„Steini“, wie der junge Stürmer, der zu Beginn der Saison von Mönchengladbach II an die Saar gewechselt, war, genannt wird, erledigte die Abwehr der Berliner mit zwei Tempovorstößen. Den Ersten unmittelbar nach seiner Einwechslung in der 78 Minute als er über rechts seinem Gegenspieler enteilte und scharf in den Strafraum flankte. Sebastian Jacob ließ den Ball durch, der so zum frei stehenden Tobias Jänicke kam. Dieser hatte keine Mühe aus etwa 10 Metern das Leder in die Maschen zu dreschen.
Sechs Minuten später trieb Steinkötter den Ball auf links aus der eigenen Hälfte heraus Richtung Berliner Tor. Der junge Angreifer, der mit einer ähnlichen Aktion bereits gegen Verl den Elfmeter zum 2:4 herausgeholt hatte, passte haargenau auf den zum zweiten Pfosten laufenden Maurice Deville, der trocken zum 2:0 verwandelte.
Damit war das Spiel eigentlich durch. Cigerci sah in der 90. Minute noch Rot wegen einer Unbeherrschtheit, bevor sich die Blauschwarzen nach dem zweiten Sieg in Folge über den Schlusspfiff freuen konnten.
Fazit: Die Umstellung im Mittelfeld und die frischen Kräfte von der Bank brachten dem FCS an diesem Tag den Sieg. Viele Zuschauer dürften sich gefragt haben, warum die Mannschaft in der ersten Halbzeit so fürchterlich ideenlos agierte. Dass es auch anders geht, zeigte die zweite Hälfte, in der erneut Tobias Jänicke den kreativen Part übernahm, was „dem Spiel mehr Struktur verlieh“ wie Uwe Koschinat in der Pressekonferenz nach der Begegnung bestätigte. Justin Steinkötter hat sich mit seiner erneut sehr auffälligen Leistung für einen Platz in der Startelf gegen Zwickau empfohlen, ebenso wie Maurice Deville, der nun zum zweiten Mal hintereinander als Joker stach. Auch wenn der 1. FC Saarbrücken auch gegen Viktoria Berlin wieder einmal nur phasenweise überzeugen konnte, so sprechen 27 Punkte zwei Spiele vor Ende der Hinrunde eine klare Sprache. Die Halbserie der letzten Saison beendete das Kwasniok Team mit 29 Punkten. Daran kann sich Uwe Koschinat messen lassen.