Schon Stunden vor dem Spielbeginn sammelten sich massenweise FCS Fans vor der Sportklause in der Ziegelstraße am Rodenhof. Die Stimmung war gelöst, alle freuten sich auf den Einstand im „ausverkauften“ Ludwigsparkstadion, auf das erste Spiel vor Publikum seit einer gefühlten Ewigkeit. Ganz Saarbrücken schien auf den Füßen zu sein, obwohl maximal 6400 Zuschauer an diesem Tag zugelassen waren.
Im Stadion bildeten sich Schlangen vor den Verkaufskiosken und die allermeisten Fans hatten den Schal umhängen, der ihnen kurz nach Betreten des neuen Fußballtempels überreicht worden war. Sogar Petrus spielte mit.
Uwe Koschinat hatte seine Mannschaft im Vergleich zur Begegnung gegen den TSV Havelse nur auf einer Position verändert: Für Nick Galle begann Mario Müller auf der linken Abwehrseite:
Batz – Ernst, Zeitz, Erdmann, Müller – Kerber, Gnaase – Deville, Günther-Schmidt, Gouras – Grimaldi
Seine Mannschaft kam hervorragend ins Spiel. In der 4. Minuten legte Maurice Deville die Kugel aus halbrechter Position auf den schnelle Gouras, der seinem Bewacher Traoré entwicht und kurz vor der Strafraumgrenze umgestoßen wird. Rot für den Osnabrücker! Der anschließende Freistoß von Julian Günther-Schmidt verpasste sein Ziel nur knapp.
Zwei Minuten später rappelte es allerdings auf der anderen Seite. Der ehemals für Elversberg tätige Simakala drang in den Saarbrücker Sechzehner ein und wurde gleich von Manuel Zeitz in Beschlag genommen, so dass er nur noch einen Kullerball Richtung Tor zustande brachte. Den wollte Dennis Erdmann stoppen, was allerdings so drastisch misslang, dass er das Leder in die Maschen stolperte. 0:1 nach 6 Minuten.
Saarbrücken reagierte giftig auf den Rückstand. Gnaase flankte in der 11. Minute von der rechten Außenlinie scharf in den Strafraum der Osnabrücker, „Günni“ (Julian Günther-Schmidt) steigt am höchsten und köpft den Ball ins Tor. Ausgleich!
In der 20. Minute hatte Manuel Zeitz die Möglichkeit, mit einem weiteren Kopfball die Führung zu erzielen, doch Philipp Kühn kann den Ball im Nachfassen entschärfen. Mit den Minuten verfloss ein wenig der Vorwärtsdrang der Saarbrücker. Die Osnabrücker hatten sich gefasst und man merkte nichts davon, dass der FCS mit einem Mann in der Überzahl auf dem Platz stand.
Der erste Warnschuss erfolgte nach 25 Minuten als der Österreicher im Trikot der Veilchen, Lukas Gugganig, dessen Hammer die Latte traf. Wenige Minuten später lag Sven Köhler nach einem Zusammenstoss mit einem eigenen Mitspieler bewegungslos auf dem Rasen. Der Notarzt wurde eilig herbeigerufen, die Spieler stellten sich im Kreis um ihren Mannschaftskollegen. Viele, nicht nur Osnabrücker Fans, schauten bedrückt auf die Szene und hofften, dass Sven Köhler bald wieder aufstehen möge. Das tat er nicht, aber er kam bei wieder erlangtem Bewusstsein vom Platz und wurde ins Krankenhaus transportiert. Er soll ihm mittlerweile wieder besser gehen.
Die Saarbrücker zeigten sich von diesem Zwischenfall mehr beeindruckt als der VfL, der in der 43. Minute durch Simakala in Führung ging. Heider hatte von links unbedrängt in die Mitte flanken können, wo Erdmann und Zeitz nur zuschauten wie der Osnabrücker unhaltbar für Batz einschob.
Unmittelbar vor dem Pausenpfiff hätten die Osnabrücker ihren Mittelfeldstrategen Ulrich Taffertshofer verlieren müssen. Der sprang mit voller Wucht an der Seitenlinie in Dave Gnaase, traf ihn im Bereich der Hüfte, ohne Chance auf den Ball. Das war nicht die einzige Merkwürdigkeit des völlig überforderten Schiedrichters Erbst aus Gerlingen, der nach der roten Karte zu Beginn offensichtlich den Veilchen etwas näherstand.
Die Geschichte der zweiten Hälfte ist schnell erzählt. Uwe Koschinat wechselte gleich zu Beginn Deville und Müller aus. Für sie kamen Jänicke und Galle, später kam Jacob für Gnaase und damit der Systemwechsel auf ein 4-4-2. Doch nichts half. Im Gegenteil: Die Osnabrücker stellten sich nicht bloß hinten rein, sie spielten mit und verstanden es, die Saarländer zu beschäftigen. Deren Stürmer hingen völlig in der Luft und so war ein Schuss von Luca Kerber kurz vor dem Ende fast die einzige Möglichkeit zum Ausgleich. Es blieb beim 1:2.
Fazit: Schade, dass der sportliche Teil des ersten großen Fußballfests im neuen Ludwigsparkstadion misslang. Manuel Zeitz brachte es klar zum Ausdruck: Man habe nach der roten Karte für Traoré eigentlich optimale Voraussetzungen gehabt, hier einen Sieg zu landen, doch: „Wir waren einfach zu schlecht“. Der 1. FC Saarbrücken dokumentierte vor allem in der zweiten Halbzeit, dass es selbst in Überzahl gegen eine Mannschaft wie Osnabrück nicht reicht. Die größten Baustellen sind dabei sicherlich die Außenpositionen, auf denen am Samstag lediglich Minos Gouras und der eingewechselte Nick Galle Normalniveau erreichten.
Massive Beschwerden gab es auch in Sachen Catering und Wartezeiten vor den Verkaufskiosken. Es gibt also nicht nur sportlich noch viel Luft nach oben.
Dennoch: Für die allermeisten Besucher dürfte es ein Nachmittag gewesen sein, den man nicht vergessen wird. Die Atmosphäre passte einfach. Es war sagenhaft, welche Stimmung die 6000 Fans entfachen konnten. Das wollen die allermeisten sicherlich gegen Duisburg wieder erleben – nur eben mit einem anderen Ergebnis.
Sehen Sie hier die Pressekonferenz nach der Begegnung: