Viele Fragen stellten sich vor der Begegnung gegen den Tabellennachbarn Türkgücü München. Würde die Mannschaft nach der medial turbulenten Woche unbelastet auflaufen können? Sie hatten sich in der Woche mit den Ultras getroffen und eine schöne Aktion vorbereitet: Beim Aufstellen vor dem Spielbeginn entrollten die Saarbrücker Profis ein Transparent mit dem Aufdruck „Für Toleranz und Vielfalt“ während die Fans ein Banner „Gegen Rassismus“ hochreckten.
Cheftrainer Uwe Koschinat hatte wie angekündigt Sebastian Jacob in die Startelf berufen und seine taktische Ausrichtung leicht verändert, in dem er auf ein klassisches 4-4-2 ohne Raute umstellte:
Batz – Ernst, Zeitz, Krätschmer, Müller – Jänicke, Groiß, Kerber, Gouras – Jacob, Grimaldi.
In der 8.Minute besaß der FCS die erste Möglichkeit. Aus einer Umschaltsituation heraus kam das Leder zu Tobias Jänicke, der von rechts scharf in den Strafraum flankte. Doch Grimaldi rutschte knapp am Ball vorbei. Drei Minuten später jagte der bestens aufgelegte Alexander Groiß dasselbige einen Meter über die Latte. Dann fiel das Tor in der 14. Minute – auf der anderen Seite. Knöll verwertete eine Flanke von Vrenezi – 0:1. Der Treffer war wie aus dem Nichts gekommen.
Ein echter Downer, doch die Saarländer ließen sich nicht beeindrucken und griffen weiter munter an. Zuerst hatte Grimaldi eine gute Möglichkeit, dann Jacob der alleine vor Torwart Vollath zum Schuss kam, den erfahrenen Keeper aber nicht überwinden könnte.
Der FCS agierte nun überzeugender. Tobias Jänicke zog aus 16 Metern ab, doch die Münchner wehrten zur Ecke ab. Die trat Mario Müller in der 26. Minute genau auf den Kopf von Pius Krätschmer – 1:1! Fünf Minuten später folgte dann der verdiente Führungstreffer. Tobias Jänicke ging nach einer Ecke vor dem blau-schwarzen Kasten steil, legte auf Gouras ab, der umgerissen wurde. Wieder kam der Ball zu Jänicke, der in die Mitte flankte, wo Jacob stand und einköpfte. Der Ludwigspark geriet zum Hexenhaus!
Wenig später war es wieder der überragende Jänicke, der von rechts in den Fünf-Meter-Raum flankte, doch Freund und Feind verpassten. In der 43. hätte Minos Gouras zum 3:1 erhöhen müssen, doch sein Schuss aus 7 Metern prallte von Vollath ins aus.
Nach der Pause brachte Petr Ruman einen alten Bekannten: Marco Kehl-Gomez kam für Ünal Tosun. Doch das Spiel der Gäste wirkte weiterhin nicht zielführend. Im Gegensatz zum 1. FC Saarbrücken. Groiß erkämpfte sich in der 52. Minute den Ball in der Mitte der Münchner Hälfte, steckte durch zu Grimaldi, der den besser postierten Gouras bedient – 3:1!
Saarbrücken hätte in der Folge noch weitere Tore erzielen müssen. Insbesondere Minos Gouras hätte in der 56. und der 74. Minute als er frei auf den Münchner Keeper Vollath zulief das Ergebnis hochschrauben können. Am Ende schenkte Uwe Koschinat Rasim Bulic, Dave Gnaase und Justin Steinkötter noch Spielzeit. Auch Türkgücü wechselte munter aus, doch eine große Gefahr konnten die Gäste nicht mehr entwickeln, so dass der bei vorsätzlichen Handspielen höchst kulante Schiedsrichter Exner nach 92 Minuten abpfiff.
Fazit: Der hochverdiente Sieg gegen Türkgücü München besaß nicht das Rauschhafte wie etwa die Begegnung gegen dem FC Magdeburg oder der zweiten Hälfte gegen den SV Wehen. Dennoch kann man vielleicht von der bisher besten Leistung des 1. FC Saarbrücken unter Uwe Koschinat sprechen. Die Mannschaft steckte die frühe Führung für die Gäste schnell weg. Insbesondere Tobias Jänicke produzierte Chance nach Chance für sein Team und stellte erneut klar, dass er in dieser Mannschaft unverzichtbar ist. Aber auch andere Spieler wie Pius Krätschmer und Alexander Groiß konnten sich, begleitet durch eine durchweg sehr gute Mannschaftsleistung, in den Vordergrund spielen.
Das sind gute Nachrichten. Der FCS hat sein „Magdeburg-Trauma“ wohl überwunden und kann die kommenden Aufgaben nun ohne weitere Belastungen von Außen angehen, da die Berufung im Fall Erdmann wohl frühestens in zwei Wochen von Statten gehen wird. Dort dürften die Hoffnungen auf einen Freispruch für den Saarbrücker Innenverteidiger aber gegen Null gehen wie die Sportjuristin Barbara Haupenthal im neuen podcast von „studio blauschwarz“ mutmaßte. Sie zeigte darüber hinaus wenig Verständnis für die Strategie des Vereins und meinte es wäre besser gewesen, wenn man sich mit dem 1. FC Magdeburg ins Benehmen gesetzt hätte.