Mit dem Rücktritt von Cheftrainer Rüdiger Ziehl und der kurzfristigen Verpflichtung von Alois Schwartz steht der Verein nicht nur personell, sondern auch sportlich vor einem Umbruch. Ob der Schachzug gelingen wird, ist ungewiss, aber immerhin hat der Verein eine Reaktion auf die noch verbleibende Chance zum Erreichen des Relegationsplatzes gezeigt. Der Impuls ist gesetzt.

Natürlich geistern wieder Verschwörungstheorien durch den Raum, etwa, dass Milan Sasic seine Finger mit ihm Spiel gehabt haben soll. Schließlich würde er während der laufenden Saison mehrmals zu Spielen gesichtet, etwa in Ingolstadt oder in Rostock. Doch mit den Entscheidungen der letzten Tage hat der Kroate nichts zu tun. Unseren Informationen zufolge liefen die Entscheidungswege rein zwischen dem Präsidium und Manager Rüdiger Ziehl, der dann auch Alois Schwartz kontaktierte.
Der neue Mann an der Seite ist ein erfahrener Trainer mit vielen Stationen innerhalb der zweiten und dritten Liga. Sein Profil passt zu dem Fußball, den seine beiden Vorgänger haben spielen lassen, wobei er sicherlich in der kommenden Transferperiode an gewissen Eckpunkten Verstärkungen suchen muss. Denn die Mängel des aktuellen Kaders sind im Laufe der Spielzeit offensichtlich geworden: Die defensiven Außen bringen trotz hoher Aktivität zu wenig verwertbare Vorlagen und im Sturmzentrum fehlt ein Goalgetter, der für wenigstens 15 Treffer gut ist.
Diese Lage wird Alois Schwartz bis zum Samstag, wenn es gegen Uwe Koschinats Erfolgself der Rückrunde geht, nicht verändern können. Dennoch könnte er auf ein Element bauen, das zuletzt unter Rüdiger Ziehl keine wesentliche Rolle mehr gespielt hat: Die Kraft, welche die heimatliche Identität mit sich bringt. Manuel Zeitz und Patrick Schmidt sehen sicherlich dem Ende ihrer fußballerischen Laufbahnen entgegen, doch gerade jetzt, wo es zählt, wo ein letztes Aufbäumen noch einmal den Sprung in die 2. Bundesliga bringen könnte, wie könnte man da auf sie verzichten?

Schwartz wird überdies helfen, dass Sebastian Vasiliadis wieder einsetzbar ist. Ihn kennt er aus Rostocker Zeiten und weiß, dass er ein herausragender Fußballer ist. Mit „Vasi“ ist der FCS klar ein stärkeres Team. Eine Aussage, die im Übrigen seit geraumer Zeit auch für Maurice Multhaup zutrifft.
Die Chancen auf einen Erfolg in Essen haben sich durch den Wechsel auf der Cheftrainerposition nun garantiert nicht verschlechtert, denn dort wird man erst eine Stunde vor Anpfiff von der Aufstellung des neuen Saarbrücker Coaches erfahren. Die könnte für Überraschung und Verwirrung sorgen. Generell dürfte klar sein: Es fährt der Tabellenvierte zum Tabellenzehnten. Nur weil der ehemalige FCS-Trainer Koschinat auf der anderen Seite steht, der sicherlich nicht im Guten aus Saarbrücken geschieden ist, macht das Team aus dem Ruhrpott noch nicht zur Übermannschaft. Es gibt also genügend Gründe, die Saison noch nicht abzuhaken.
Selbst wenn ein Aufstieg nicht mehr realisiert werden sollte, wird man dies nicht dem neuen Trainer anlasten können. Er ist als Feuerwehrmann gekommen und wird sicherlich alles dafür tun, das Bestmögliche noch zu erreichen. Dass der FCS nun in dieser Situation ist, hat er nicht zu verantworten. Spiele wie gegen den VfB Stuttgart II oder Unterhaching waren die Knackpunkte. Nun bleiben die Hoffnung und das Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten. Und die sind alles andere als schlecht.