Wer sich das Statement des Pressesprechers der Landeshauptstadt Saarbrücken, Thomas Blug, das in der vergangenen Woche in Sachen Proficampus erschien, genau durchgelesen hat, wird feststellen, dass die Kernaussage lautet: Die Tür für den 1. FC Saarbrücken ist noch nicht ganz zugeschlagen.
Der hatte sich bisher nur knapp in einem saarnews-Videointerview zum Proficampus in der Galgendell geäußert. Kernaussage von Pressesprecher Peter Müller war: Der Proficampus habe „seinen Charme“, sei aber nicht das Projekt des 1. FC Saarbrücken. Damit war er intern in Kritik geraten. Faktisch sind die Aussagen aber richtig und ermöglichen nun einen Neustart des Projekts. Denn weder die Maxi Sports GmbH noch Salvo Pitino können von der Stadt als Projektpartner akzeptiert werden. Ein Bekenntnis zur bisherigen Vorgehensweise hätte seitens der Landeshauptstadt alle Türen zugeschlagen.
Hier liegt offensichtlich der Knackpunkt der Angelegenheit. Natürlich haben Vertreter des 1. FC Saarbrücken das Projekt wohlwollend begleitet. Es ist kein Geheimnis, dass Vorstandsmitglied Christian Seiffert ebenso damit befasst war wie Präsident Hartmut Ostermann selbst. Doch einen Vertrag mit der Maxi Sports GmbH wollte das Präsidium nicht unterzeichnen. Mit gutem Grund: Die Mitgliederversammlung im Dezember vergangenen Jahres. Am 12.12.22 sollte der Verein einen neuen Aufsichtsrat wählen, der dann ein Präsidium bestimmen würde. Es war zwar wahrscheinlich, aber keineswegs gewiss, dass es danach wieder ein Präsidium unter der Führung Ostermanns geben würde. Die Verantwortung für ein solches, in der bisherigen Geschichte des 1. FC Saarbrücken einmaligen Bauprojekts, sollte kein Rumpfpräsidium am Ende seiner Amtsperiode übernehmen, sondern es müsste ein Projekt für ein neugewähltes sein, das dieses Vorhaben über die nächsten drei Jahren hin realisieren sollte.
Im Herbst vergangenen Jahres war allerdings die Informationslage noch eine andere als bisher. Der Verein wurde im Januar ebenso von der Information überrascht, dass die Stadt das Grundstück der Maxi Sports GmbH nicht zur Verfügung stellen würde, und dass diese Gesellschaft der AfD Politikerin Alexandra Pitino zu 93% gehörte und sie deren Geschäfte führte. Die Landeshauptstadt war da offensichtlich einen Schritt weiter. Während eines Treffens in der Galgendell sollen Oberbürgermeister Uwe Conradt und Sebastian Kurth, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Arbeitsmarkt der Landeshauptstadt Saarbrücken, darauf aufmerksam gemacht haben, dass die Stadt in diesem Infrastrukturprojekt im Almet weder mit Privatpersonen (Salvo Pitino) noch privaten Unternehmen (Maxi Sports GmbH) zusammenarbeiten könne. Man sei nur bereit in ein „standardisiertes städtebauliches Verfahren für eine zukünftige Gesamtentwicklung“ einzusteigen, wenn Pitino eine „Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit dem 1. FC Saarbrücken“ vorlegen würde. So ein Schreiben der Stadt, das Salvo Pitino Anfang Oktober zugegangen sein muss.
Überragendes öffentliches Interesse erforderlich
Die Maxi Sports GmbH und Salvo Pitino kommen für die Landeshauptstadt für ein Infrastrukturprojekt dieses Ausmaßes also nicht in Frage, denn es fehlt bei einem Privatprojekt das „überragende öffentliche Interesse“. Wenn aber der größte Verein, nicht nur der Stadt, sondern des Saarlandes, ein Vorhaben plane, liege ein solches Interesse vor.
Zur Realisierung eines Proficampus mit Geschäftsstelle in der Galgendell müsste nicht nur das Grundstück mit Sportplatz, sondern der angrenzende Bereich neu beplant werden. Dazu gehört beispielsweise die Zuwegung, die bereits jetzt schwierig ist und für einen erwartbaren, deutlich gesteigerten Autoverkehr völlig ungeeignet wäre.
Dennoch zeigt das Statement Blugs, dass man bei der Stadt bereit ist, mit dem Verein zusammenzuarbeiten und ihm gegebenenfalls auch Alternativen anbieten würde, wenn der Verein auf sie zukommen würde. Die Stadt wünscht sich allerdings einen „geeigneten“ Gesprächspartner für ein solches Projekt. Hier könnte neben dem Präsidenten Hartmut Ostermann auch Jörg Alt, der bereits seit Jahren auf kommunikative Weise viele bauliche Maßnahmen im Sportfeld mit der Stadt bespricht, eine Wahl sein, die im Rathaus Zustimmung findet. Vize-Präsident Salvo Pitino hingegen nicht. Stadtbedienstete sind unseren Informationen zufolge angehalten nur noch schriftlich mit ihm zu kommunizieren. Außerdem wird Pitino erst Teil des Präsidiums und damit vertretungsbefugt, wenn er im Vereinsregister eingetragen wurde.
Außer der Bereitschaft der Stadt, mit dem 1. FC Saarbrücken in Gespräche über die Errichtung eines Proficampus einzutreten, liegen natürlich die Anforderungen vor, die ein „standardisiertes städtebauliches Verfahren“ mit sich bringt. Die Zurverfügungstellung des städtischen Grundstücks muss die Zustimmung des Stadtrates erhalten. Zudem werden im Wege eines Bebauungsplanverfahrens die Träger „öffentlichen Interesses“ angehört und Gutachten erstellt. Die Anwohner werden eingebunden und schließlich muss auch der Bebauungsplan durch den Stadtrat beschlossen werden. Angesichts des AfD-Bezugs der Eigentümerin des Hauptgrundstücks lässt ein solches Verfahren, das zudem Geld verschlingt, nicht notwendigerweise die Akzeptanz der anderen Parteien im Saarbrücker Rat erwarten.
Der Türspalt ist also nur ein paar Millimeter breit geöffnet. Zumal der Aufsichtsratsvorsitzende des 1. FC Saarbrücken, Aron Zimmer, ebenso wie der Pressesprecher Peter Müller öffentlich bestätigten, dass man mit Personen, die der AfD angehörten, keine Geschäfte machen würde. Der Verein muss also zunächst einmal selbst die Voraussetzungen schaffen, sofern er dem Projekt Proficampus noch eine Chance auf Realisierung zurechnet.
Für Morgen, 11 Uhr, hat der Verein eine Pressekonferenz mit allen Präsidiumsmitgliedern anberaumt. Dort wird neben dem Proficampus auch die sportliche Situation des 1. FC Saarbrücken zur Sprache kommen.