6021 Zuschauer sahen ein wahnwitziges Spiel zwischen dem SV Sandhausen und dem 1. FC Saarbrücken, das am Ende einen glücklichen 4:3 Sieger aus dem Saarland fand.
Nach dem bisher besten Auftritt in der laufenden Saison gegen 1860 München, mussten die Mannen von Chefcoach Rüdiger Ziehl am Hardtwald antreten. Eine schwierige Aufgabe, denn der wohlhabende Kleinstadtclub aus der Nähe von Heidelberg hatte sich in den vergangenen Wochen massiv auf dem Transfermarkt betätigt und den Trainer gewechselt. So blieb zur Vorbereitung nur die Begegnung gegen den VfL Osnabrück, welche die Sandhäuser 2:3 verloren hatten. Tatsächlich veränderte Kenan Kocak seine Startelf umfassend, setzte Goalgetter Dominic Baumann auf die Bank und brachte die Neuzugänge Ehlich, Duman und Butler.
Rüdiger Ziehl blieb bei der Aufstellung, die zuletzt so überzeugend im Ludwigspark aufgetreten ist:
Menzel – Fahrner, Sonnenberg, Bichsel, Rizzuto – Civeja, Sontheimer, Vasiliadis – Stehle, Brünker, Rabihic
Die Partie war kaum gestartet, da stand es 1:0 für den 1. FC Saarbrücken. Kai Brünker hatte sich nach einer Vorlage von Rabihic gegen Girdvainis durchgesetzt und abgezogen. Der abgefälschte Ball beschrieb eine Bogenlampe und landete unhaltbar für Rehnen im linken Toreck der Sandhäuser. Die drehten danach auf und erarbeiteten sich schnell zwei, drei brenzliche Situationen, die gut und gerne zum Ausgleich gereicht hätten, wären Greils Abschlüsse etwas genauer ausgefallen. Später scheiterten noch Butler und Otto knapp, so dass man Mitte der ersten Hälfte von einer glücklichen Führung des FCS sprechen konnte. Taktisch agierten die Hausherren wie von uns im Gegnercheck prognostiziert mit einer Dreierkette und bauten fast ausschließlich über die linke Abwehrseite der Saarbrücker auf, wo ihnen immer wieder schnelle Vorstöße gelangen.
Der FCS konnte sich in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit ein wenig stabilisieren, strahlte jedoch kaum Gefahr für das Tor der Kurpfälzer aus. Als man fast schon damit gerechnet hatte, dass sich die Blauschwarzen mit einer Führung in die Kabine retten könnten, glich Patrick Greil nach guter Zuarbeit von Otto mit einem sehenswerten Schuss von der Strafraumkante zum 1:1 aus.
Rüdiger Ziehl reagierte nach der Pause auf die drückende Überlegenheit der Gastgeber und stellte auf 5-3-2 um. Ins Abwehrzentrum rückte Manuel Zeitz, Tim Civeja musste deshalb raus. Lasse Wilhelm übernahm Philip Fahrners Position auf der rechten Schiene. An der Feldüberlegenheit der Sandhäuser änderte diese Umstellung erst einmal nichts. In der 56. Minute gab es die Quittung für die Passivität der Gäste: Nach einem Freistoß von Kreuzer köpfte Jeremias Lorch zur 2:1 Führung ein.
Der Weckruf hatte gesessen. Fortan gingen die Saarländer wieder konzentrierten zu Werke. Zuerst konnte Stehle nur knapp am Ausgleich gehindert werden, dann zirkelte Kasim Rabihic in bemerkenswerter Weise aus halblinker Position den Ball ins Netz. Das Stadion am Hardtwald bebte!
Den neu gefassten Mut wollte Rüdiger Ziehl mit der Einwechselung von Patrick Schmidt und Maurice Multhaup, die für Brünker und Bichsel kamen, nutzen. Kaum waren die beiden auf dem Feld, stand es 3:2! Erneut bekamen die Hausherren den Wirbelwind Kasim Rabihic nicht in den Griff, dessen Pass in die Mitte wurde geblockt, worauf sich Sebastian Vasiliadis ein Herz nahm und volley draufhielt. Plötzlich war der FCS wieder obenauf – und das verdient, denn die Gastgeber schienen sich verausgabt zu haben. Kocak reagierte, brachte Zander, Fehler und Baumann in die Partie. Rüdiger Ziehl nahm daraufhin mit Kasim Rabihic seinen besten Mann am heutigen Tag vom Feld und gab Bjarne Thoelke, der Manuel Zeitz in der Innenverteidigung ersetzte, weil der Kapitän nun eine Position nach vorne auf die Sechs geschoben wurde.
Sandhausen spielte nun Powerplay. Manches erinnerte an die Begegnung der beiden Mannschaften nach dem triumphalen FCS-Sieg über den FC Bayern München vor 15 Monaten als man in der Nachspielzeit den Ausgleich hinnehmen musste. Diesmal egalisierten die Sandhäuser in Minute 87 durch Luca Zander – und sie drückten auf den Sieg. Doch der FCS nutzte in der Nachspielzeit die entstehenden Freiräume in der Abwehr der Gastgeber. Maurice Multhaup war es, der einen schönen Vorstoß über rechts verwertete und seinen Verein nun deutlich näher an die beiden Führenden in der Tabelle schoss.
Fazit: „Das war der unverdienteste Sieg seit langem“ resümierte Kapitän Manuel Zeitz nach der Partei. Tatsächlich hätten die Saarländer zur Halbzeitpause deutlich zurückliegen müssen, denn die Gastgeber brannten ein Feuerwerk nach dem anderen ab. Glücklicherweise für den FCS schafften sie es nicht, ihre Überlegenheit in Treffer umzumünzen. Am Ende verloren sie, weil sie bei weitem nicht die Effektivität auf den Platz brachten wie der 1. FC Saarbrücken.
Fotogalerie von Catharina Kuhn: