Mit einem weiteren schwachen Auftritt kassierte der FCS im lang ersehnten Derby gegen den 1. FC Kaiserlautern eine verdiente 0:2 Niederlage. Nach Ende der Partie gingen wütende Fans auf Spieler und Trainer los. Letzterer steht nun im Zentrum der Kritik.
Uwe Koschinat hatte Konsequenzen nach der katastrophalen Leistung seines Teams in Mannheim angekündigt und seinen Worten auch Taten folgen lassen. Für den gesperrten Luca Kerber lief Pius Krätschmer auf. Neben ihm positionierte der Coach Dave Gnaase für Alex Groiß, der zu Beginn der Woche leichte Verletzungsprobleme hatte. Im rechten Mittelfeld durfte Robin Scheu für Tobias Jänicke starten.
Batz – Ernst, Zeitz, Boeder, Galle – Gnaase, Krätschmer – Scheu, Jacob, Gouras – Grimaldi
Die Beste Szene seitens des 1. FC Saarbrücken konnte man kurze vor Spielbeginn beobachten als in der virage est ein riesiges blauschwarzes Banner in der Breite des gesamten Blocks hochgezogen wurde. Gänsehaut pur.
Danach trat schnell Ernüchterung ein. Trotz, vielleicht auch zum Teil wegen, der Kader-Änderungen brachte der 1. FC Saarbrücken kein Bein auf den Boden. Die Lauterer wirkten in jeglicher Hinsicht frischer – körperlich, geistig und auch hinsichtlich der Spielanlage strukturierter. Es spielte eine Mannschaft mit einem Plan gegen ein Team, dessen Taktik – das ließ Marco Antwerpen in der Pressekonferenz erkennen – offensichtlich leicht auszuhebeln scheint. Kevin Kraus nahm Adriano Grimaldi aus dem Spiel und schon fanden die langen Bälle keinen Adressaten mehr. Da auch ansonsten kaum ein Ball beim Mitspieler ankam, waren die Blauschwarzen fast mehr damit beschäftigt, eigene Fehler auszuräumen als für Vortrieb in Richtung des Lauterer Tors zu entfachen.
In der 13. Minute hätte Schiedsrichter Florian Badstübner einen Elfmeter für die Pfälzer geben müssen, nachdem Galle Tomiak im Strafraum gefoult hatte. Doch der Pfiff blieb aus. Die Führung für die in Weiß gekleideten Gäste war dennoch nur eine Frage der Zeit. In der 30. Minute verfehlte ein Kopfball von Hendrick Zuck knapp den Kasten. Zwei Minuten später rappelte es dann. Krätschmer hatte einen Freistoß verursacht, den Zuck in den Strafraum brachte und Tomiak per Kopf verwertete. 0:1 für den 1. FC Kaiserslautern.
Erneute zwei Minuten später holte Dodo Ernst seinen Gegenspieler an der Außenlinie herb von den Beinen. Die Gelbe, die er dafür erntete, war redlich verdient. Ernst wird das nächste Spiel gegen den SC Verl aussetzen müssen, denn er blickte in der 34. Minute auf Karton Nummer fünf in dieser Kolorierung. Schiedsrichter Badstübner pfiff rechtzeitig zur Halbzeitpause. Zum ersten Mal im neuen Ludwigsparkstadion musste sich die Saarbrücker Mannschaft deutliche Missfallensbekundungen von den Rängen hinnehmen.
Wer nun auf eine Reaktion auf die ganz schwache erste Hälfte gehofft hatte, der sah sich enttäuscht. Wie in Mannheim durfte die Startelf nach äußerst schwachen 45 Minuten weitermachen. Und sie machte es weiterhin nicht besser. Die Torchancen erarbeiteten sich stattdessen die Lauterer, doch noch konnte der gute Batz einen weiteren Treffer verhindern. Nach 58 Minuten durfte schließlich Tobias Jänicke für Dave Gnaase aufs Feld und reihte sich im zentralen Mittelfeld ein. Wenige Minuten später kamen Mario Müller für Nick Galle und Julian Günther-Schmidt für Robin Scheu. Antwerpen nahm Hanslik vom Platz, schickte Redondo in den Sturm – eine Maßnahme, die sich unmittelbar auszahlte. Denn in der 68. Minute erzielte der neue Mann das 0:2 nach einem Vorstoß über die linke Abwehrseite der Saarbrücker.
Nachdem das Spiel quasi schon verloren schien, entfachten die Saarbrücker dann doch noch einen Anlauf auf das Tor der Gäste. Die Angriffe liefen fast immer über Jänicke und Günther-Schmidt, die nicht zum ersten Mal klar dokumentierten, dass sie nicht auf die Bank gehören.
Trotz des Aufbäumens blieb es am Ende beim verdienten Sieg der Gäste, die damit in der Tabelle am 1. FC Saarbrücken vorüberzogen. Zum ersten Mal seit dem Aufstieg der Blauschwarzen im letzten Jahr.
Fazit: Wer eine Trotzreaktion des 1. FC Saarbrücken nach der Pleite im Südwest-Derby gegen Mannheim erhofft hatte, der wurde heute bitterböse enttäuscht. Die Spieler wandelten ähnlich planlos über den Platz im Ludwigspark wie zuletzt im Carl-Benz-Stadion. Für Uwe Koschinat ist diese Leistung nicht nachvollziehbar. Vor zwei Wochen gegen 1860 habe man gegen einen ähnlich guten Gegner weit besser performt. Der Blick auf die Tabelle zeigt jedoch, dass Kaiserslautern auf Platz 6. und 1860 auf Platz 15 residieren und bekanntlicherweise lügt sie nicht. Was der 1. FC Saarbrücken gegenwärtig auf den Platz bringt, reicht bestenfalls, den Abstieg zu vermeiden und das ist weder Anspruch des Vereins noch der Fans. Letztere machten nach Ende der Begegnung unmissverständlich klar, dass sie diese Leistungen nicht länger akzeptieren werden. In den beiden Spielen gegen Mannheim und Lautern ist viel zerstört worden. Der Ton hat sich geändert. Die Enttäuschung riesengroß.
Dass sich die Kritik nun nicht mehr nur gegen bestimmte Spieler, sondern auch gegen den Trainer richtet, erscheint gerechtfertigt. Zu durchsichtig ist die vorgegebene Taktik. Funktioniert sie einmal nicht, weil der Gegner sich auf das Saarbrücker Spiel vorbereitet hat, wie heute beispielsweise, dann stehen die Spieler scheinbar ohne Konzept auf dem Feld. Auch die Aufstellung bereitete Kopfzerbrechen. Der logische Ersatz für Luca Kerber wäre Manuel Zeitz gewesen. Doch den wollte Koschinat nicht nach vorne ziehen, weil er diese Position seit Monaten nicht mehr gespielt habe. Zeitz hat allerdings fast zehn Jahre zuvor die 6 verkörpert und mit Dennis Erdmann hätte sich ein exzellenter Ersatzmann für die Innenverteidigung gefunden. Darüber hinaus war es sicherlich keine gute Idee, Dave Gnaase ausgerechnet in diesem Spiel eine Bewährungsprobe zu geben. Aber Koschinat ist das Risiko eingegangen und wird die Kritik an dieser Entscheidung annehmen müssen.
Mittlerweile rückt sogar schon die Zusammenstellung des Kaders in den Fokus. Viele bemängeln, dass die Mannschaft im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht verbessert wurde und der Fokus bei den Verpflichtungen zu sehr auf die immer wieder vorgetragene „Körperlichkeit“ gerichtet wurde. Es fehlten der Mannschaft jedoch vor allem kreative Elemente. Spieler wie Perdedaj und Froese mussten gehen, aber es wurde kein gleichwertiger Ersatz geholt. In der Pressekonferenz wies Koschinat den Gedanken an Nachverpflichtungen von sich. Das hieße, er habe kein Vertrauen in den aktuellen Kader. Vielleicht verhält es sich auch umgekehrt. Jedenfalls ist die Zeit der Schonung für Mannschaft und Trainer definitiv vorbei.
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