Ein Beitrag aus dem aktuellen Saisonmagazin des 1. FC Saarbrücken
saarnews: Vor der neuen Saison wollten Sie gemeinsam mit dem Trainer und Dieter Ferner, dem Vizepräsidenten, noch einmal die vergangene Spielzeit analysieren. Zu welchem Ergebnis sind Sie gelangt?
Marcus Mann: Die Analyse erfolgte nicht an einem besonderen Tag nach der Saison sondern ist ein fortlaufender und stetiger Prozess. Ich bin grundsätzlich kein Freund von großen Analysen und Statistiken auf dem Papier. Wichtiger ist es, die Erkenntnisse in der Praxis umzusetzen. Zusammenfassend und in Kürze kann man sicherlich sagen, dass wir nach einem schwachen ersten Saisondrittel der Musik hinterhergerannt sind und dann im weiteren Lauf der Saison die absoluten BigPoints liegen lassen haben. Wenn wir diese beiden Dinge ändern, dann wären die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison gegeben.
saarnews: Sie sagten in einem Interview mit uns, dass die vielen Gegentore, die der FCS vor allem Ende der Saison erhielt, keine Sache des Personals sei, sondern des gesamten Verbundes. Könnten Sie uns das ein wenig erläutern?
Marcus Mann: Es ging mir nicht unbedingt um die reine Anzahl der Gegentore, eher um die gesamte defensive Stabilität. Das Gefühl, dass nach einer 1:0 Führung nichts mehr passiert, kam bei mir sehr selten auf. Auf der einen Seite ist es eine absolut positive Eigenschaft unserer Mannschaft immer nach vorne spielen zu wollen, attraktiv zu spielen. Das ist für den neutralen Fußballfan wunderbar anzuschauen und dafür haben wir auch schon viel Lob bekommen, nicht zuletzt nach dem Spiel bei Waldhof Mannheim.
Aber wir hatten am Ende nichts Zählbares in der Hand. Und jetzt kommen wir zu der anderen Seite. Fußball ist ein Ergebnissport, erst recht wenn man aufstiegen will. Und da müssen wir lernen, ergebnisorientierter zu werden und mit eigenen Führungen bewusster und kostbarer umzugehen, auch wenn unser Spiel dadurch zwischenzeitlich vielleicht etwas an Attraktivität verliert. Aber nichts desto trotz haben wir auch in personeller Hinsicht versucht uns im Defensivverbund zu verstärken.
saarnews: Die Abwehr haben sie zielgerichtet gestärkt, im Mittelfeld haben sie eher die offensiven Alternativen erhöht. Mit Bulic kam zwar ein Ersatz für Holz und Köksal, aber ist er mit seinen 18 Jahren schon soweit, im Ernstfall in die Presche springen zu können, wenn Zeitz oder Perdedaj einmal ausfallen?
Marcus Mann: Rasim Bulic macht bislang einen hervorragenden Eindruck. Für sein Alter ist er extrem weit und das wichtigste: er hat keine Angst. Er bietet sich in engen Situationen an, traut sich etwas zu und hat Lösungen. Ich bin mir sehr sicher, dass wir mit ihm perspektivisch einen sehr guten Transfer getätigt haben. Wann er ein Kandidat für die Startelf werden kann, wird man sehen. Mit Kianz Froese haben wir noch einen für das zentrale Mittelfeld dazubekommen, Lukas Quirin hat gegen Ende letzter Saison auch gezeigt, dass man sich auf ihn verlassen kann und darüber hinaus könnte noch Steven Zellner nach vorne rutschen. In Anbetracht dessen, dass wir in der jüngeren Vergangenheit sogar teilweise mit nur einem Sechser gespielt haben, mangelt es auch hier nicht an Alternativen.
saarnews: Im offensiven Mittelfeld setzen Sie auf flexibel einsetzbare Leute, die mehrere Positionen bekleiden können…
Marcus Mann: Nicht nur, aber in gewisser Weise dann doch. Da Dirk relativ flexibel in der Auswahl des Systems ist, macht es aus sportlicher und auch wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn, Spieler zu haben, die bei einem Systemwechsel komplett außen vor sind. Daher war es wichtig, dass alle offensiven Mittelfeldspieler neben der zentralen Position auch über außen oder als zweite Spitze spielen können.
saarnews: Ist das Thema Gillian Jurcher endgültig abgehakt? Wird er nun definitiv bleiben?
Sollte er gehen, würden Sie dann noch einmal nachverpflichten?
Marcus Mann: Gillian hat uns das klare Bekenntnis zum FCS und seinem Verbleib gegeben. Auch innerhalb der Mannschaft wurde das Thema angesprochen und geklärt. Er bekommt von uns allen wieder unsere volle Unterstützung wie jeder andere Spieler auch. Das Thema ist abgehakt.
saarnews: Die Mannschaft des letzten Jahres war Vielen zu leise. Wer sind denn die neuen Lautsprecher innerhalb des Teams?
Marcus Mann: Es ist richtig, dass wir von der Mannschaft fordern, Dinge auch mal selbst zu klären, auf dem Platz wie auch außerhalb des Platzes. Da geht es nicht zwingend um die Lautstärke, denn inhaltlose Floskeln rumzubrüllen bringen uns nicht weiter. Aber trotz allem darf im Fußball der Ton auch mal etwas rauer werden. Einzelne Spieler namentlich nennen möchte ich nicht, aber ich sehe viele Ansatzpunkte, in denen sich die Mannschaft in punkto Kommunikation, Einheit und Zusammenhalt weiterentwickelt hat und auf einem sehr guten Weg ist. Meine und die Aufgabe des Trainerteams wird es sein, diesen Weg weiter zu begleiten und zu fördern.
saarnews: Wann wird denn der Nachfolger von Frank Kackert bekannt gegeben?
Marcus Mann: Ich hoffe, dass dieser zum Zeitpunkt der Erscheinung dieses Magazins feststeht. Es hängt nur noch an Kleinigkeiten.
saarnews: Kommen wir mal zu den Zielsetzungen. Dieses Jahr ist der Aufstieg ein Muss, oder?
Marcus Mann: In Saarbrücken wird man in der Regionalliga immer den Anspruch haben schnellstmöglich aus der Liga rauszukommen. Neben den privaten Dingen, wünsche ich mir nichts mehr als diesen Aufstieg endlich zu schaffen.
saarnews: Wir hatten vor der Meistersaison das Gefühl, dass ein richtiger Zug in der Mannschaft lag. Das war nichts Greifbares. Aber es gab diese Stimmung, einen Siegeswillen, der sich auch auf die Fans übertrug. Spüren Sie jetzt auch wieder so etwas?
Marcus Mann: Wir sind damals gut in die Saison gestartet und haben ein Selbstverständnis dafür entwickelt, dass wir am Ende das Spiel gewinnen werden. Waldhof Mannheim hat das in der letzten Saison ebenfalls in dieser Form gehabt. Wenn wir neben der notwendigen Abgeklärtheit, den Hunger und die Gier auf Erfolg mitbringen, haben wir viele Faktoren, die uns wieder auf diesen Weg bringen können.
saarnews: Was passiert, wenn das Ziel wieder nicht erreicht werden sollte?
Marcus Mann: Wir werden es erreichen!
saarnews: Welche Teams halten Sie für die stärksten Wettbewerber um den Aufstieg?
Marcus Mann: Definitiv Homburg und Elversberg. Dazu hat sich Ulm mit neuen finanziellen Mitteln beachtlich verstärkt, genauso Kickers Offenbach. Auch Steinbach betreibt einen großen Aufwand. Einige werden wieder tiefer stapeln, aber intern haben alle fünf genannten das klare Ziel aufzusteigen.
saarnews: Sie haben ja im Frühjahr einen Vierjahresvertrag unterzeichnet. Wo wollen sie und der FCS stehen, wenn der Vertrag ausläuft? Wo sehen Sie selbst noch Handlungsbedarf, Dinge, die vorangetrieben werden müssen?
Marcus Mann: Im Fußball ist das eine lange Zeit, in der viel passieren kann. Im Positiven wie im Negativen. Für einen Regionalligisten sind wir prinzipiell sehr gut aufgestellt, das man auch schätzen sollte. Nichts desto trotz sind uns andere Vereine in dem ein oder anderen Bereich voraus. Diese Lücke gilt es schnellstmöglich zu schließen.
saarnews: Vielen Dank für das Gespräch!
Dieses und viele andere Interviews finden Sie im aktuellen Saisonmagazin, das Sie hier bestellen können.