Mersad Selimbegovic war nach dem Spiel kurz angebunden. Verständlicherweise, denn der insgesamt schwache Schiedsrichter Sven Wachitzki hatte seinem Team in der ersten Minute das eigentlich einwandfreie 1:0 aberkannt. Nach Ende der 90 Minuten dürfte aber auch ihm die Erkenntnis gekommen sein, dass die Niederlage gegen den zwei Klassen niedriger eingestuften Gegner heute berechtigt war.
Nach dem ersten Schrecken kamen die Saarländer langsam besser ins Spiel und besassen ab der 15. Minute deutlich mehr Spielanteile der Regensburger, die wohl nicht mit der taktischen Aufstellung der Saarbrücker gerechnet hatten. Denn Dirk Lottner hatte vor der Dreierkette, in der diesmal Christopher Jurcher für Anthony Barylla zum Zug kam, ein Sechser-Mittelfeld aufgeboten. Zwischen den Außen Tobias Jänicke (rechts) und Mario Müller (links) agierten Manuel Zeitz, Fanol Perdedaj und Kianz Froese. Etwas davor, als hängende Spitze, sortierte sich Markus Mendler ein, der den Regensburgern in der ersten Halbzeit einige Kopfzerbrechen machte. Zweimal schoss der 11er im blau-schwarzen Trikot knapp vorbei. Auf der anderen Seite rettete Boné Uaferro mit einem Kopfball an die Latte seine Mannschaft vor einem Rückstand.
In der 53. Minute passte Mendler dann in den Lauf des durchstartenden Gillian Jurcher, der den herausstürmenden Torhüter versetzte und aus spitzem Winkel einnetzte. 1:0! Das Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion stand Kopf! Doch die Freude währte nicht lange: Regensburg war nun besser ins Spiel gekommen und der 1. FC Saarbrücken zog sich zu weit zurück. Die Folge war ein Powerplay, aus dem heraus sich nur wenige Entlastungsangriffe für die Hausherren ergaben. In der 64. Minute blieb Steven Zellner stehen nachdem er getunnelt wurde, Grüttner lief auf ihn drauf – und der Schiedsrichter fiel drauf rein. Elfmeter – 1:1 durch Besuchschkow.
Die Regensburger hatten nun ihre beste Phase. Nach einer Flanke in den Strafraum kam Grüttner frei zum Kopfball und erzielt die Führung für die Rot-weißen. Wer nun gedacht hatte, die Moral der Saarbrücker sei gebrochen, wurde positiv enttäuscht, denn das Lottner-Team gab nicht auf. Golley kam für Mendler und Besuchschkow sah gelb-rot nach einem seiner unzähligen Fouls gegen den grandiosen Fanol Perdedaj. Aus dem Freistoß heraus schoss Manuel Zeitz den längst verdienten Ausgleich.
Die Endphase sah nur noch den FCS stürmen, dennoch musste Daniel Batz in der 88. Minute noch einmal retten als Stolze ungehindert abziehen konnte. Dann zeigte die Offensive des 1. FC Saarbrücken, dass sie an diesem Tag einfach mehr drauf hatte als die Zweitligisten aus Regensburg: Kianz Froese schickte in der Nachspielzeit erneut Jurcher, der dem Regensburger Torhüter die Höchststrafe verpasste: 3:2! Der Rest war nur noch pure Freude. Geipl wollte sich an den Feierlichkeiten nicht beteiligen und sah wegen eines Frustfouls unmittelbar vor dem Schlusspfiff gelb-rot.
Fazit: Der Sieg über Jahn Regensburg war der Sieg eines Teams! Alle ackerten mit Leib und Seele für den Erfolg, der endlich auch die unsinnige Mär´ beenden dürfte, dass Lottner keine Entscheidungsspiele gewinnen könne. Im Gegenteil: Seine taktische Aufstellung dürfte ein wichtiger Baustein zum Sieg gewesen sein. Eine weitere Erkenntnis: Die Bankdrücker des FCS sind nicht schlechter als diejenigen, die spielen. Christopher Schorch passte sich nahtlos ein, Mergim Fejzullahu kam zwar kurz vor Schluss erst rein, doch sein Auftritt begeisterte ebenso wie Kianz Froese, der seinen ersten Starteinsatz feierte. Und dann gab es natürlich noch das Startelf-Comeback von „Gilli“ Jurcher, der sich offensichtlich auch wieder mit den Fans versöhnt hat und heute als Matchwinner das Feld verließ. Es war ein wichtiger Sieg und eine echte Standortbestimmung für den FCS. Ja, da geht noch mehr. Aber das muss in der Liga am Mittwoch gegen Frankfurt bestätigt werden.
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