Nach dem Auftritt in Mannheim war in dieser Woche Wundenlecken angesagt. Die Niederlage ohne einen einzigen Torschuss hatte nicht nur die Fans, sondern auch den Trainer sichtlich schockiert. Nun werden Konsequenzen erwartet, denn ein weiterer blutleerer Auftritt am morgigen Samstag würde tiefe Spuren hinterlassen.
Interessanterweise standen während der Woche nicht die sportlichen Dingen im Vordergrund, sondern die Probleme, welche der Innenminister und die Polizei mit den beiden Veranstaltungen haben, die am Spieltag parallel laufen. Klaus Bouillon erhob erneut Vorwürfe gegen den FCS und ließ mit der Formulierung, dass „zwei Sonderzüge mit Chaoten“ im Saarbrücker Hauptbahnhof eintreffen würden, erkennen, dass er als Sportminister offensichtlich generell nicht versteht, welche Bedeutung ein solches Derby für die jeweiligen Fans haben kann. Im Lager des 1. FC Saarbrücken erntete er damit bestenfalls Kopfschütteln.
An anderer Stelle wurde moniert, dass der FCS auf die Kontrolle von 3G verzichten würde, was seit dem 29. Oktober für Freiluftveranstaltungen nicht mehr erforderlich ist. Sogar von „Verantwortlungslosigkeit“ war die Rede, obwohl der Verein lediglich umsetzt, was ihm gesetzlich ermöglicht wird und das Risiko, sich in freier Luft zu infizieren als sehr gering eingeschätzt wird. Zumal im Saarland eine sehr hohe Impfquote gegeben ist. Kurz: Der 1. FC Saarbrücken und seine Anhänger wurden mal wieder aus bestimmten, immer gleichen Ecken als Querulanten und Blödmänner dargestellt. Die entsprechenden Äußerungen dürften eher die Stimmung anheizen und eine Trotzreaktion verursachen als zur Beruhigung beitragen. Denn ja: Es ist das größte Derby seit dem Aufeinandertreffen 1992 im Ludwigspark als Eric Wynalda für klare Verhältnisse sorgte und es wird hitzig werden.
Damals allerdings hatte Peter Neururer, der gestern zu Gast im Studio blauschwarz war, eine illustre Truppe am Start, die zu Beginn der Saison 1992/93 die Bundesliga so richtig aufmischte. Heute ist der Verein von solchen Höhen weit entfernt, aber immerhin auf dem Weg, sich nach einem ersten starken Jahr in der Dritten Liga wieder im Profifußball zu etablieren. Ein Aufstieg dürfte illusorisch sein, gerade deshalb ist die Strahlkraft der Derbys so groß. Es geht um die Vorherrschaft im Südwesten in Liga 3. Auch in diesem Jahr möchten die Saarländer vor den Pfälzern und Kurpfälzern stehen und dabei sind die direkten Auseinandersetzungen, die nun endlich wieder vor Publikum stattfinden können, von höchster Bedeutung.
Diese Punkte brachte auch FCS-Sprecher Peter Müller während der Pressekonferenz vor. Er redete sich regelrecht in Rage: Anstatt sich über ein großes Event zu freuen, werde mit der Kritik an der Veranstaltung die Vorfreude kaputt gemacht. Alles irgendwie Negative werden dem Verein in die Schuhe geschoben. Diese Worte gingen klar in Richtung Polizei und Innenminister Bouillon. In Mannheim habe es auch ein Derby gegeben, bei dem Spannungen erwartet worden wären. Für die Verantwortlichen habe dies allerdings nichts Besonderes dargestellt. Müller ließ auch erkennen, dass er die Äußerungen Bouillons bezüglich der „Chaoten“ aus Kaiserslautern nicht ganz teilen kann: „Für uns sind das zunächst einmal Gäste wie in anderen Heimspielen auch“.
Zurück zum Sportlichen, das sicherlich in dieser Woche etwas zu kurz gekommen ist. Sebastian Bösel scheint nach überstandenen muskulären Problemen erneut nicht zur Verfügung zu stehen, auch für Alex Groiß, der eine Blessur aus dem Mannheim-Spiel davon getragen hatte, könnte es eng werden. Im zentralen Mittelfeld läuft es deshalb nach der Sperre von Luca Kerber wohl auf das Duo Krätschmer – Gnaase hinaus. Maurice Deville, der in Mannheim keinen Platz im Kader fand, wird hingegen wieder auf der Bank sitzen.
Wir gehen deshalb von folgender Startaufstellung aus:
Batz – Ernst, Zeitz, Boeder, Müller (Galle) – Jänicke, Gnaase, Krätschmer, Gouras – Jacob, Grimaldi
Sebastian Jacob will mit kühlem Kopf in das Match gehen. Wie sein Trainer betonte er die besondere Emotionalität dieses Treffens, allerdings ändere das nichts an seiner Herangehensweise. Den von dem Medien herbeigeredeten „Derbyfluch“ könne er nicht erkennen. Es gehe um drei Punkte, wie zu Beginn jeden Spiels. Uwe Koschinat drehte die Sache sogar um: Man habe morgen mehr zu gewinnen als zu verlieren. All die negativen Ergebnisse könne man mit dem Sieg über den großen Kontrahenten in Vergessenheit bringen. Dann spreche man nach dem Erfolg von 1992 zukünftig auch von dem Spiel in diesem Jahr.
Sehen Sie hier unsere Aufzeichnung der Pressekonferenz: