Überraschung vor dem Spiel: Rüdiger Ziehl, sonst für eher behutsame Änderungen an seiner Startelf bekannt, hatte ordentlich umgestellt. Marcel Gaus rückte für den verletzten Dominik Becker auf die linke Innenverteidigerposition, wofür Fabio Di Michele Sanchez die linke Schiene besetzte. Das war schon ungewöhnlich, aber auch im Mittelfeld gab es unerwartete Veränderungen: Tim Civeja nahm den Platz von Kerber auf der 6 ein, wofür der Pachtener sich auf der haibrechten Position wiederfand. Die rechte Schiene ging erwartungsgemäß an Lukas Boeder. Vorne gab es die vielleicht größte Überraschung: Amine Naifi ersetzte Julian Günther-Schmidt.
Paterok – Thoelke, Zeitz, Gaus – Boeder, Kerber, Civeja, Rabihic, Di Michele Sanchez – Naifi, Brünker
Eine schnell vorgetragene Aktion über die rechte Angriffsseite der Essener brachte den ersten Torerfolg schon in der 7. Minute. Obuz tankte sich fast bis zur Grundlinie durch und flankte in den Strafraum, wo der unglückliche Manuel Zeitz den Ball mit dem Kopf zu Young verlängerte. Der Stürmer ließ Tim Paterok keine Chance. Damit war sicherlich genau das geschehen, was Rüdiger Ziehl vermeiden wollte: Ein früher Rückstand im Hexenkessel an der Hafenstraße.
Zehn Minuten später sangen die Fans der Rot-Weißen wieder „Oh RWE!“. Abermals hatte Obuz die linke Abwehrseite des 1. FC Saarbrücken alt aussehen lassen. Diesmal fand er Leonardo Vonic, der ungehindert zum 2:0 einschieben konnte. Ein Desasterstart des 1. FC Saarbrücken!
Erst nach 25 Minuten kam der nächste, ernstzunehmende Ball auf das Tor von Jakob Golz, ein Kopfball von Amine Naifi. Der FCS wirkte völlig überfordert angesichts des gradlinig vorgetragenen Angriffsspiels der Gastgeber, die immer wieder schnell aus der Abwehr heraus über Obuz auf rechts und Young auf links für Gefahr sorgten. Das Problem der Essener offenbarte sich schnell: Die Chancenverwertung. Trotz der löchrigen FCS-Abwehr, kamen sie nicht auf den dritten Treffer.
Dafür war nun plötzlich der 1. FC Saarbrücken im Vorwärtsgang. Der erneut auffällige Naifi verwertete ein Zuspiel von Rabihic in der 40. Minute aus spitzem Winkel zum Anschlusstreffer. Der FCS lebte noch und bestimmte den Rest der ersten Halbzeit.
Nach dem Pausenpfiff hofften die gut 1500 Saarbrücken Fans, dass ihre Mannschaft den Schwung aus der Endphase der ersten Hälfte mitgenommen hätte. Rüdiger Ziehl hatte Julian Günther-Schmidt für Bjarne Thoelke gebracht, doch der Elan war erlahmt. Das Spiel erwachte erst wieder richtig in der 62. Minute als Torben Müsel aus der zweiten Reihe draufhielt und das Aluminium traf. Essen schaltete nun wieder auf Angriff und erarbeitete sich einige Möglichkeiten. Ziehl reagierte abermals, tauschte den bisher besten Saarbrücker, Amine Naifi, gegen Simon Stehle.
Der FCS versuchte nun, das Spiel wieder in die Hand zu bekommen. Für Rabihic kam in der 77. Minute Julius Biada. Auch Essen wechselte zweimal aus. Harenbrock und Voufack gingen, Wiegel und Kourouma kamen. Essen konzentrierte sich in dieser Phase mehr und mehr auf die Defensive, die Blauschwarzen drückten. Der ausgezeichnete Schiedsrichter Nouhoum hatte einige Arbeit und bedachte vor allem die Gastgeber ausgiebig mit gelben Karten. Auch Christoph Dabrowski durfte sich nach einem verbalen Ausfall den Karton anschauen. Mehr passierte nicht mehr. Das Spiel endete mit einem verdienten 2:! für Rot-Weiss.
Fazit: Nach der indiskutablen Leistung der Blauschwarzen in der ersten Halbzeit war es kein Wunder, dass RWE – zusätzlich gepusht durch die 17.217 Zuschauer – als Sieger vom Feld ging. Nach der Partie sprachen die Spieler selbst von Ideenlosigkeit und mangelhafter Abwehrarbeit. Angesichts der bevorstehenden Aufgaben müssen schnell Lösungen her, denn der FCS rutscht mehr und mehr in Richtung Abstiegszone. Davor hatte Manuel Zeitz schon vor der Partie gewarnt. Die Mannschaft müsse nun ein Punktepolster aufbauen, wie es ihr auch in den vorangegangenen Spielzeiten gelungen ist.