Das Feld hat sich verkleinert: Durch die Auslosung der Partien für die Relegation zur Dritten Liga haben sich Energie Cottbus und der Vertreter der Regionalliga Nord aus dem möglichen Spektrum verabschiedet. Um Manipulationen vorzubeugen wird erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgelost, wer Regionalliga Südwest A oder B sein wird. Dem 1. FC Saarbrücken fehlen noch drei Punkte aus fünf Spielen, um die Relegation fest zu machen. Insofern dürfte – ebenso wie in den Regionalligen Bayern und Nordost (1860 München / FC Energie Cottbus) die Teilnahme gesichert sein.
Für die letzten fünf Spiele bedeute dies aber nicht, dass man sich hängen lassen möchte, sagte uns Markus Obernosterer in einem Interview nach dem Spiel in Walldorf. Der Hinweis kam nicht ohne Grund, denn gerade nach der Winterpause hat die Mannschaft von Dirk Lottner kurz vor Ende verschiedener Partien immer wieder ungewohnte Schwächen gezeigt, war nervös und unklar in den eigenen Aktionen geworden und hatte damit den jeweiligen Gegner aufgebaut. Auch zwei rabenschwarze Heimspiele gegen Koblenz und Waldhof haben am Nimbus der Unbesiegbarkeit, den man immerhin 22 Spiele lang für sich beanspruchen konnte, genagt.
Schauen wir uns die möglichen Gegner einmal genauer an: KFC Uerdingen gönnte sich vor einigen Wochen den Luxus, den erfolgreichen, aber ungeliebten Coach Michael Wiesinger zu entlassen. Grund: Drei Unentschieden in Folge. Ob die etwas sperrige Art des Bayern, die im Saarland durch seine Tätigkeit bei der SV Elversberg bekannt wurde, mitursächlich für die Entscheidung des russischen Präsidenten und Hauptfinanziers gewesen sind – wer weiß? Jedenfalls steht Stefan Krämer seit Mitte März an der Linie und lässt eine völlig andere Art von Fussball spielen. Seither haben die Uerdinger alle Spiele deutlich für sich entschieden, bis auf die Partie gegen den Aufstiegswettbewerber Viktoria Köln, das 1:1 endete. Krämer setzt auf Offensivfußball und besitzt mit Lucas Musculus, Marcel Reichwein und Mittelfeld-Ass Oguzhan Kefkir auch das Spielermaterial, seine Vorstellungen umzusetzen. Einen Nachteil haben die Uerdinger jedoch: Sie führen zwar gegenwärtig die Regionalliga West mit 55 Punkten an, doch der Abstand zu Viktoria Köln beträgt nur Punkte – und zwei Spiele.
Die Kölner sind dem Trainerteam des 1. FC Saarbrücken bestens bekannt, zuletzt traf man sich während der Saisonvorbereitung in Bitburg, wo ein sehr gut aufgelegter FCS dem Gegner keine Chance liess. Das muss nicht heißen, dass dies in der Relegation wieder so laufen würde, auch wenn die Tor- und Punktausbeute bei der als wesentlich schwächer einzustufenden Westliga nicht sehr beeindruckend wirkt. Wie auch der KFC Uerdingen hat die Viktoria Köln bereits einen Trainerwechsel hinter sich. Marco Antwerpen wurde gefeuert, nach dem öffentlich bekannt wurde, dass er mit Preußen Münster verhandelte. Auf ihn folgte Olaf Janßen, der zuvor den FC St. Pauli in der zweiten Liga betreute. Also ein erfahrener Mann, der aus dem 27-Mann großen Kader einiges herausholen könnte. Bekannte Namen im Team sind u.a. Tobias Willers, an dem auch der 1. FC Saarbrücken vor einigen Jahren Interesse hatte, Simon Handle und Tim Golley.
Der TSV 1860 München ist vom Rang dem 1. FC Saarbrücken sicherlich gleichzusetzen: Bundesliga-Gründungsmitglied, lange, große Tradition, viele Fans… Ob sie gegenwärtig auf dem sportlichen Niveau der Saarländer sind, müssen sie noch beweisen, denn die „Regionalliga Bayern – ein absurdes Konstrukt – dürfte die schwächste aller viertem Klassen darstellen. Dort führen die 60er zwar mit satten 14 Punkten vor der zweiten Mannschaft des FC Bayern, doch die Hälfte der Liga besteht aus sogenannten Dorfvereinen wie Illertissen, Seligenporten oder Pipinsried. Nach dem Abstieg aus der zweiten Liga formte das 60er Urgestein Daniel Bierofka ein neues Team, das den Anspruch hatte, direkt wieder aufzusteigen. Rund um die Korsettstangen Timo Gebhardt, Sascha Mölders und Jan Mauersberger entstand eine schlagfertige Truppe, dessen Sturm ähnlich effizient arbeitet wie derjenige des 1. FC Saarbrücken.
Fazit: Leicht wird´s auf keinen Fall. 1860 München wäre sicherlich der reizvollste Gegner für die Blauschwarzen, da es viele Parallelen gibt. Aussuchen kann man es sich jedoch nicht. Vielleicht wird aber schon der kommende Spieltag Gewissheit bringen, wenn der FCS die Qualifikation für die Relegation endgültig klarmachen sollte.