Wadgassen – Die Freien Demokraten im Saarland haben auf einem außerordentlichen Parteitag in Wadgassen einen personellen Neuanfang vollzogen. Mit 65 Prozent der Delegiertenstimmen wurde die Unternehmerin Angelika Hießerich-Peter zur neuen Landesvorsitzenden gewählt. Sie folgt auf Oliver Luksic, der nach 14 Jahren an der Spitze der Landespartei nicht erneut kandidierte.
Die Wahl Hießerich-Peters erfolgte nach einer Phase innerparteilicher Spannungen, die vor allem durch den ehemaligen Vorsitzenden Christoph Hartmann verursacht wurden, der sich in mehreren Veranstaltungen zwar als „potenzieller Kandidat“ präsentierte, letztlich aber nicht kandidierte, weil er es nicht schaffte „ein Team aufzubauen“, wie er dem SR am 31.3. mitgeteilt hatte.
Diesen Entschluss schoben seine Unterstützer erstaunlicherweise der einzigen tatsächlichen Kandidatin, Angelika Hießerich-Peter, zu. So kam es, dass ihr nur eine knappe Mehrheit der Delegierten das Vertrauen aussprach. Eine deutlich vernehmbare Minderheit blieb demonstrativ sitzen und offenbarte damit die bestehende Unzufriedenheit in Teilen der Mitgliedschaft, die fortan auch eine Bürde für die neue Vorsitzende sein dürfte. Hartmann war dem Parteitag aus beruflichen Gründen ferngeblieben wie Tagungspräsident Claus Osterberg berichtete. Mehrere Delegierte äußerten im Verlauf des Parteitags Bedauern über sein Fehlen und kritisierten die aus ihrer Sicht unzureichende Beteiligung der Basis an der personellen Neuausrichtung der Partei, darunter der aktuelle Vorsitzende der Jungen Liberalen, Felix Schick.
Der scheidende Vorsitzende Luksic wurde indes mit großem Applaus verabschiedet. In seiner Rede forderte er mehr wirtschafts- und bildungspolitisches Profil für die FDP im Saarland und sprach von einem notwendigen Fokus auf Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Er übte auch Selbstkritik: Liberalismus bedeute mehr als nur liberale Wirtschaftspolitik. In vielen anderen Politikfeldern sei keine klare Positionierung der FDP durchgedrungen.
Hießerich-Peter kündigte an, die FDP Saar mit klarem Kurs und neuem Team aus der gegenwärtigen Krise führen zu wollen. In ihrer Bewerbungsrede sprach sie von der Notwendigkeit, Bildung und Mittelstandspolitik in den Vordergrund zu stellen. Sie forderte eine „moderne, radikale Mitte“ als liberales Gegenmodell zu ihrer Einschätzung nach „prinzipienloser CDU“ und „umverteilender Links-Grüner Politik“. Dabei wolle sie, so ihre Aussage, die FDP wieder zu einer „liberalen Kernmarke im Saarland“ entwickeln.
Die neuen stellvertretenden Vorsitzenden heißen Gudrun Bierbrauer-Haupenthal, Dr. Helmut Isringhaus und Julian Brenner. Zum Generalsekretär wurde Dr. Hanno Thewes gewählt. Roland König bleibt Landesschatzmeister. Der neue Landesvorstand kündigte an, die Partei mit stärkerer Teamarbeit, mehr öffentlicher Präsenz und inhaltlicher Klarheit auf die Landtagswahl 2027 vorzubereiten.
Die neue Vorsitzende rief dazu auf, parteiinterne Gräben zu überwinden und gemeinsam für ein liberales Zukunftsprogramm im Saarland zu arbeiten. „Der Liberalismus ist ein Lebensgefühl“, so Hießerich-Peter. „Freiheit, Verantwortung und Fortschritt müssen wieder zum Markenzeichen der FDP im Saarland werden.“
Der Parteitag machte deutlich: Die neue Parteiführung der Freien Demokraten steht vor einer Bewährungsprobe. Viele FDP Mitglieder möchten kein „Weiter so“ und erwarten ein neues, attraktiveres und vor allem aktiveres Profil der FDP Saar. Ob dabei die hohe Anzahl der Verantwortlichen, welche die Ü60-Schallgrenze deutlich überschritten haben, helfen kann, bleibt abzuwarten. Bis zur Landtagswahl 2027 bleibt wenig Zeit, um aus dem gegenwärtigen Tief ein Angebot an den Wähler zu entwickeln, das den Saarliberalen den Einzug in den Landtag beschert.