Die Pläne für eine Verbindungsstraße zum künftigen CISPA-Gelände im Bereich des Schmelzerwalds stoßen weiterhin auf kontroverse Diskussionen. Die Bürgerinitiative „Wald vor Asphalt“ kritisiert die geplante Zuwegung scharf, findet jedoch in der FDP St. Ingbert Unterstützer, die sich für nachhaltige und bürgerfreundliche Alternativen einsetzen.
Die Ansiedlung des Cybersicherheitsinstituts CISPA auf dem ehemaligen Neumanngelände wird allgemein als großer Erfolg für St. Ingbert gefeiert, da hier viele zukunftsträchtige Arbeitsplätze entstehen sollen. Gleichzeitig hat die Bekanntmachung, dass eine Verbindungsstraße geplant ist, viele Bürger überrascht. Ursprünglich standen andere Vorschläge im Raum, die auch Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer selbst öffentlich priorisierte. Die Bürgerinitiative begrüßt die Ansiedlung des CISPA ausdrücklich, hält die geplante Zuwegung jedoch für eine Fehlplanung.
Die Bürgerinitiative kritisiert insbesondere den hohen Kostenaufwand und die erheblichen Eingriffe in die Natur. „Die geplante Straße führt durch ein Naherholungsgebiet und zerstört wertvollen Lebensraum“, so ein Sprecher der Initiative. Das Projekt erfordere nicht nur die Rodung des Waldes, sondern auch den Abriss zweier Weltkriegsbunker, was technisch und finanziell aufwendig sei. Zudem betont die Initiative, dass der Wald für viele Anwohner ein wichtiger Ort zum Spazierengehen und für Freizeitaktivitäten ist.
Die Bürgerinitiative hat eigene Vorschläge entwickelt, um die Verkehrsanbindung des neuen CISPA-Geländes nachhaltig zu gestalten. Sie schlägt vor, einen Zugang vom Bahnhof über den Güterbahnhof und das angrenzende Industriegelände zu schaffen. Erste Gespräche mit einer dort ansässigen Spedition hätten ergeben, dass ein Durchgang für Fußgänger möglich wäre.
Ein weiterer Vorschlag betrifft die Verbreiterung der bestehenden Bahnunterführung an der Saarbrücker Straße. Diese könnte im Zuge einer Generalsanierung der Bahnstrecke im Jahr 2028 umgesetzt werden, wenn die Strecke ohnehin für ein halbes Jahr gesperrt wird. Beide Vorschläge seien kostengünstiger und weniger eingriffsintensiv als der Bau einer neuen Verbindungsstraße.
Die FDP St. Ingbert, bei dem Termin vertreten durch Julian Brenner und René Keller, hat sich klar gegen die Verbindungsstraße ausgesprochen. „Wir brauchen Lösungen, die die Lebensqualität der Menschen respektieren und gleichzeitig die Natur schützen“, betonte Brenner. Die FDP favorisiert den „Planfall 3“, der u.a. eine Anbindung über den Bahnhof und einen direkten Fußweg zum CISPA-Gelände vorsieht.
In einem Treffen mit der Bürgerinitiative am 9. Dezember stellte Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer klar, dass der Aufstellungsbeschluss notwendig sei, um alle möglichen Varianten rechtlich und technisch prüfen zu können. „Es kann und darf nicht einfach eine Straße dort gebaut werden. Zuerst müssen, wie in Deutschland üblich, alle Prüfungen erfolgen“, erklärte Stadtpressesprecher Florian Jung. Die Stadt prüft derzeit vier Optionen, darunter die Verbreiterung der Bahnunterführung und die Anbindung über den Bahnhof. Mit der Bürgerinitiative wurde vereinbart, im Dialog zu bleiben und über Fortschritte zu informieren.
Die Diskussion um die Verbindungsstraße bleibt kontrovers. Sowohl die Bürgerinitiative als auch die FDP und andere Akteure wie der NABU und das Mobilitätsforum fordern eine transparente Prüfung aller Optionen und nachhaltige Alternativen zur geplanten Straße. Im zweiten Quartal 2025 sollen weitere Ergebnisse vorliegen, die die Debatte maßgeblich beeinflussen könnten.