(Saarbrücken, 14. November 2023) – Im Saarland steht das Gesundheitssystem vor einer Zerreißprobe: Im Rahmen des Apothekenprotest-Monats November kündigten die Apotheken eine weitreichende Schließungsaktion für den morgigen Mittwoch an. Abgesehen von den Notdienst-Apotheken werden alle anderen ihre Türen geschlossen halten. Dieser Schritt ist eine direkte Reaktion auf die zunehmend prekäre finanzielle Situation, in der sich die Apotheken befinden.
Susanne Koch, Vorsitzende des Saarländischen Apothekerverein e.V., bringt die dramatische Entwicklung auf den Punkt: „Seit 20 Jahren stagniert das Honorar der Apotheken nahezu. Es gab lediglich eine Erhöhung um 3%. Diese Sparpolitik hat schwerwiegende Folgen: Die Zahl der Apotheken im Saarland sank in diesem Zeitraum um fast 100 auf nur noch 264.“
Das Resultat dieser Entwicklung ist alarmierend. Immer weniger junge Pharmazeuten sind bereit, eine Apotheke zu übernehmen. Gleichzeitig steht ein Großteil der aktuellen Apothekeninhaber kurz vor dem Ruhestand. Koch warnt: „Ohne politische Maßnahmen wird die Zahl der Schließungen weiter steigen, und die Apotheken, wie wir sie kennen, werden verschwinden.“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach steht im Zentrum der Kritik. Er hat bisher sämtliche Forderungen nach einer substanziellen Honorarerhöhung abgelehnt und trägt durch die Förderung des Versandhandels zur Destabilisierung bei. Die von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen zur Liberalisierung und Entbürokratisierung des Apothekenmarktes werden als unzureichend erachtet, um dem Apothekensterben entgegenzuwirken.
Koch äußert sich auch kritisch zu Lauterbachs Plänen zur Umgestaltung des Systems: „Minister Lauterbachs Vorhaben, Arzneimittelausgabestellen ohne Apotheker einzuführen, ist ein gefährlicher Weg. Wer übernimmt in Zukunft wichtige Aufgaben wie die Herstellung von Desinfektionsmitteln, die Ausstellung von Impfzertifikaten oder die Versorgung bei Lieferengpässen?“
Sie zieht einen Vergleich: „Stellen Sie sich vor, statt Autobahnen zu reparieren, wird die Geschwindigkeit einfach reduziert. Das ist keine Lösung. Ähnlich verhält es sich mit den Apotheken. Deutschland fällt zurück, besonders wenn man bedenkt, dass die Apothekendichte bereits 30% unter dem EU-Durchschnitt liegt.“
Die Situation im Saarland ist somit ein Spiegelbild einer bundesweiten Krise. Die morgigen Schließungen sind ein deutliches Signal an die Politik, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um das deutsche Gesundheitssystem und insbesondere die Apothekenlandschaft zu erhalten und zu stärken.