Ein Interview vor dem DFB-Pokal-Halbfinale mit FCK Chefcoach Friedhelm Funkel
saarnews: Am 2. April steht das DFB-Pokal-Halbfinale an. Gegner wird der 1. FC Saarbrücken sein. Gegen den FCS haben mussten Sie schon einmal in einem Halbfinale antreten.
Friedhelm Funkel: Da war ich aber noch Spieler.
saarnews: Ja, 1985 mit Bayer Uerdingen.
Friedhelm Funkel: Richtig. Das Spiel endete 1:0 und wir sind dadurch ins Endspiel gekommen, was wir gegen Bayern München gewonnen haben. Das war das erste Endspiel, das in Berlin ausgetragen wurde. Sowas vergisst man nicht. Es war ein hart umkämpfter Sieg beim 1. FC Saarbrücken. Ich denke, der Sieg war nicht unverdient. Letztlich spielt das aber keine Rolle. Wir haben das Endspiel erreicht und darum ging es.
saarnews: Jetzt kommen Sie mit dem 1. FC Kaiserslautern wieder in den Ludwigspark, fast 40 Jahre später. Vorab die Frage: Was hat Sie bewogen, sich noch einmal an die Seitenlinie zurückzukehren? Die Situation ist ja nicht einfach…
Friedhelm Funkel: Ich habe mir das im letzten halben Jahr offengelassen, weil ich gespürt habe, dass ich einfach Lust habe, wenn ich im Stadion bin, nicht nur über das Spiel zu sprechen, sondern auch als Verantwortlicher auf der Bank zu sitzen. Als die Anfrage vom FCK kam, musste ich nicht lange überlegen. Der 1. FC Kaiserslautern ist ein Traditionsverein, ich habe hier drei Jahre lang gespielt, mein Bruder ebenfalls. Zwischenzeitlich war ich immer mal wieder zu einem Heimspiel auf dem Betzenberg. Lange habe ich also nicht überlegen müssen, weil ich das Gefühl hatte, dass wir den Klassenerhalt schaffen können. Wenn ich das nicht gehabt hätte, hätte ich diese Aufgabe nicht übernommen. Ob das hier erfolgreich enden wird, werden die kommenden acht Spiele in der 2. Liga zeigen.
saarnews: Es gibt ja nicht nur das Spiel gegen den FCS. Vorher geht es gegen Düsseldorf und danach gegen den HSV, in einer Situation, in der sie knapp über dem Strich stehen. Ist es da nicht schwierig, den Fokus auf die Begegnung im Ludwigspark zu legen?
Friedhelm Funkel: Das haben wir auch noch gar nicht. Bei uns wird weder in der Spieler- noch in der Trainerkabine über den 1. FC Saarbrücken gesprochen, weil wir jetzt zuerst einmal ein schweres Spiel gegen Fortuna Düsseldorf vor der Brust haben. Da legen wir den Fokus drauf und danach können wir über den 1. FC Saarbrücken und danach über den HSV sprechen. Immer in der Reihenfolge der Spiele. Das ist ganz wichtig für uns und ich finde es klasse, wie die Jungs damit umgehen. Sie konzentrieren sich voll auf die 2. Liga. Das ist das Kerngeschäft, die müssen wir unbedingt erhalten, da werden wir alles für tun. Aber, wie gesagt, nach Düsseldorf werden wir uns auch mit dem 1. FC Saarbrücken auseinandersetzen.
saarnews: Dafür bleibt dann aber wenig Zeit.
Friedhelm Funkel: Ja, das reicht aber. Unsere Scouts und unsere Analysten haben natürlich schon Material zusammengeschnitten, was wir den Jungs zeigen werden. Daraus werden wir hoffentlich die richtigen Schlüsse ziehen, wenn es dann gegen den 1. FC Saarbrücken geht.
saarnews: Sie haben aber sicherlich das Spiel des 1. FC Saarbrücken gegen Borussia Mönchengladbach gesehen und wissen, wie die Mannschaft agiert. Da wird sich sicherlich auch gegen den 1. FC Kaiserslautern nicht viel dran ändern.
Friedhelm Funkel: Ich weiß nicht, ob das auch gegen uns so sein wird, denn sie sind zum ersten Mal Favorit, auch aufgrund des Heimrechts und trotz dem wir eine Liga höher spielen. Sie haben mit Bayern München gegen eine der besten Mannschaften Europas gewonnen, und auch hochverdient mit 2:0 gegen Eintracht Frankfurt, dievor zwei Jahren noch den Europapokal geholt haben Sie haben die langjährige Bundesligamannschaft aus Gladbach geschlagen und Karlsruhe besiegt, gegen die wir 4:0 verloren haben. Von daher ist das eine andere Konstellation. Es erwarten viele, dass der 1. FC Saarbrücken auch ins Finale kommt, weil sie ja „nur“ auf den 1. FC Kaiserslautern treffen und es war auch zu lesen, dass dort gesagt wurde, „wir stehen mit einem Bein im Finale“. Das kann ich natürlich nachvollziehen, wenn ich vier solch tolle Mannschaften ausgeschaltet habe. Deswegen werden wir als Außenseiter nach Saarbrücken fahren.
saarnews: Welches Spiel erwarten Sie im Ludwigspark?
Friedhelm Funkel: Ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe. Beide werden von der Leidenschaft, von der Kampfstärke alles auf den Platz bringen , denn die Chance ins Pokalfinale einziehen zu können, ist für beide Mannschaften sehr, sehr selten. Saarbrücken hatte es vor vier Jahren schon einmal in Reichweite, beim 1. FC Kaiserslautern ist es schon länger her, deshalb wird es mit viel Leidenschaft auf dem Platz zu Werke gehen. Ich gehe davon aus, dass auch die Bedingungen besser sein werden, denn es ist ein wenig wärmer geworden, die Platzverhältnisse dürften sich verbessert haben. Es wird die Mannschaft ins Finale kommen, die die besseren Nerven hat, die die Möglichkeiten, die beide Mannschaften haben werden, besser nutzt. Und natürlich braucht man auch ein wenig Glück, um ins Finale einzuziehen.
saarnews: Haben Sie sich schon Gedanken über ihre Taktik gemacht?
Friedhelm Funkel: Nein, überhaupt nicht, denn es bringt mir jetzt nichts. Ich habe jetzt nur das Spiel gegen Düsseldorf vor Augen. Danach haben wir drei Tage lang nur noch den 1. FC Saarbrücken im Kopf.
saarnews: Wird Ragnar Ache an dem Spiel teilnehmen können?
Friedhelm Funkel: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir hoffen natürlich, dass er schnellstmöglich gesund wird, aber wir werden nichts übers Knie brechen.
saarnews: Unabhängig von dem Halbfinale – wie ist denn eigentlich ihre persönliche Perspektive? Sie sind ja jemand, der seine Vereine immer längere Zeit begleitet hat, wenn man mal an den MSV Duisburg oder Fortuna Düsseldorf denkt. Dann wäre es doch nicht stilgerecht zusagen, ich gehe jetzt, wenn ich den Klassenerhalt gepackt habe.
Friedhelm Funkel: Aber so ist die Herangehensweise vom Verein und mir. Ich habe gesagt, dass ich die 13 Liga-Spiele bis Saisonende mache, mit dem Pokal-Halbfinale noch ein vierzehntes Spiel und vielleicht kommen auch noch Spiele bis Saisonende hinzu. Danach ist die Vereinbarung so, dass ich dann aufhöre.
saarnews: Ist das auch das Ende Ihrer Trainerkarriere?
Friedhelm Funkel: Nein, das habe ich nicht gesagt. Das habe ich einmal getan – und daraus habe ich gelernt. Das war nach Düsseldorf. Aber dann war der Abschied dort alles andere als schön, dann kam Corona und da habe ich mir gesagt: „So kannst du eigentlich nicht aufhören“. Es gab daraufhin eine Anfrage vom 1. FC Köln in einer ähnlichen Situation wie jetzt hier, mit einer sehr reizvollen Aufgabe bei einem Traditionsverein. Ich habe die Möglichkeit gehabt, sie in der Liga halten zu könne, was auch hätte schiefgehen können, aber wir haben es glücklicherweise in der Relegation geschafft.
Danach habe ich beschlossen, dass ich nicht mehr sage, dass ich endgültig aufhöre. Es waren schon ein, zwei Anfragen vorher da, aber die haben mir nicht zugesagt. Aber beim FCK war ich sofort Feuer und Flamme, weil ich Stadion und Zuschauer kenne und weiß, was ich hier bewegen kann .
saarnews: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Funkel!
Dieses Interview ist erschienen im saarnews Sonderheft zum DFB-Pokal Halbfinale, das sie hier bestellen können: