Die Grabenkämpfe bei den saarländischen Grünen bestimmten nicht nur die Wahl der Bundestagsliste, deren Spitze der umstrittene Hubert Ulrich ziert. Sie spielten auch bei der Wahl des neuen Landesvorstandes eine große Rolle.
Barbara Meyer-Gluche, die ohne Gegenkandidatin antrat, gestand ein, dass sich die Grüne Partei im Saarland in einer Krise befinde. Sie rief zur Geschlossenheit auf. Deshalb wolle sie mit Ralph Rouget im Team die Führung übernehmen. Jeder, der grün sei, solle sein eigenes Vorankommen hintanstellen, denn es stünden Wahlen bevor, in der eine grüne Kanzlerin gewählt werden könne. „Die Menschen da draußen wollen eine grüne Politik. Sie warten darauf, dass auch wir bereit sind.“ Die Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Saarbrücken erhielt 95 von 108 Stimmen.
Der zweite Kandidat für die Position neben Barbara Meyer-Gluche, Ralph Rouget, betonte zu Beginn seiner Rede seine Unabhängigkeit. Er habe mit niemandem einen Deal gemacht. Inhaltlich stellte er vor allem seine wirtschaftspolitische Kompetenz als Geschäftsführer eines mittelständigen Unternehmens in Homburg heraus. „Man kann viel fordern, aber auch viel tun!“. Am Ende seiner Rede erteilte Rouget ehemaligen Vorstandsmitgliedern, die sich zurückgezogen hätten, eine verbale Klatsche. Diese hätten zur Krise der Partei beigetragen anstatt auf die anderen zuzugehen.
Alexander Raphael aus Rehlingen, der sich um den zweiten Parteivorsitzenden-Posten bewarb, warf den Ortsverbänden Saarbrücken und Saarlouis vor, die Wahlen im Hinterzimmer bereits entschieden zu haben. Raphael ist seit 26 Jahren Mitglied der Grünen. „Ich stehe hier, um die Partei zu vereinen“. In seiner Rede sprach er vor allem die Wichtigkeit der Basis der Partei an. „Es wird viel zu viel geschwätzt, aber viel zu wenig gehandelt“.
Ralph Rouget gewann die Wahl gegen Alexander Raphael mit 86 Ja-Stimmen.
„Die neuen Vorsitzenden sind Geschöpfe von Huberts Gnaden. Der Landesverband ähnelt eher einer Sekte als einer Partei.“ Mit starken Worten begann Frank Lichtlein seine Bewerbungsrede für den „politischen Geschäftsführer“. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er den eingeschlagenen Kurs der saarländischen Grünen für einen völlig falschen hält. „Ich habe viel von einem Neustart gehört, das ist albernes Gequatsche.“ Lichtlein gehört dem Ortsverband Halberg an, der sich von den anderen Saarbrücker Grünenverbänden abgrenzt. So unterstützten Lichtlein und Co. Beispielsweise nicht die Wahl des grünen StadtfraktionsvorsitzendenTorsten Reif zum Kulturdezernenten.
„Ich will allen ein Angebot zur Zusammenarbeit machen“ lautete die Kernaussage des anderen Kandidaten für den politischen Geschäftsführer, Patrick Ginsbach. Er machte sich für den Klimaschutz stark, regte ein saarländisches Klimaschutzgesetz an.
Die Wahl zum Landesgeschäftsführer gewann Patrick Ginsbach mit 87 Ja- Stimmen.
Zuvor hatten die Grünen in der Saarlandhalle ihre Bundestagsliste gewählt. Dabei war die Landesvorsitzende Tina Schöpfer in mehreren Wahlgängen gescheitert. Stattdessen wurde der ehemalige Vorsitzende Hubert Ulrich mit 95 Ja- bei 47 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen gewählt.