Schon wieder ist das Saarland in einem Bereich bundesweites Schlusslicht. Nirgendwo sonst sind die Radfahrbedingungen so schlecht wie hier im Saarland und am allerschlechtesten schnitt die Kreisstadt St. Wendel ab.
Wenig verwundert über die schlechten Bedingungen für Radfahrer:innen äußert sich die Kreisvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen St. Wendel Uta Sullenberger: „Das Problem des schlechten Radwegenetzes war lange bekannt, aber 2022 wurde von unserer Landesregierung und auch in St. Wendel nichts unternommen, damit sich die Attraktivität auf das Rad umzusteigen steigert. Gerade in Bezug auf die Reduzierung des CO2-Ausstoßes wäre es wichtig gewesen, dass gehandelt wird. Denn sonst erreichen wir die weit hinter allen anderen Bundesländern angesetzten 55% CO2-Reduktion im Saarland nicht.“
Die Kritik richtet sich einmal an die aktuelle Landesregierung, die von den zur Verfügung stehenden 12 Millionen Euro, welche der Bund für den Ausbau des Radwegenetzes zur Verfügung stellt, im letzten Jahr 0 Euro abgerufen hat.
Zum anderen ist die Stadt St. Wendel und insbesondere der Bürgermeister Peter Klär in der Verantwortung, die innerstädtischen Radverbindungen attraktiv und sicher zu machen. Dass hier einiges noch schlecht läuft, zeigen die Ergebnisse des ADFC Fahrradklima-Test, die von der Ortsgruppe St. Wendel Anfang Juli vorgestellt wurden. Auch die Vertreterinnen und Vertreter von den Stadtratsfraktionen waren eingeladen. Michael Müller, Sprecher der ADFC Ortsgruppe, stellte in seinem Vortrag dar, dass das Fahrradklima in der Kreisstadt bei der Befragung mit 131 Teilnehmenden insgesamt mit der Schulnote 4,59 abschnitt. In der Größenklasse 20.000 bis 50.000 Einwohner stellt dies im Saarland den letzten Platz und im Bundesvergleich den 437. von 447 Kommunen dar. Auffällig war, dass Themen, die bundesweit noch am Besten, in St. Wendel am Negativsten bewertet wurden: geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung, Erreichbarkeit Stadtzentrum und zügiges Radfahren.
Michael Müller vom ADFC St. Wendel moniert dabei in seinem Vortrag insbesondere den zuletzt fehlenden Tatendrang von Bürgermeister Klär (CDU): „Kurz nach der Gründung der Ortsgruppe im Frühjahr 2020 hatten wir noch den Eindruck, dass der Wille an Veränderungen zugunsten des Radverkehrs groß ist. Ausgerechnet seit der Fertigstellung des Radverkehrskonzeptes Ende 2021 jedoch sind keine ambitionierten Umsetzungen mehr erkennbar. Auch einfache Maßnahmen, wie die Öffnung der Einbahnstraßen für den Radverkehr in die Gegenrichtung, werden mit auch für Radexperten nicht nachvollziehbaren Begründungen des Ordnungsamtes, nicht umgesetzt.“ Am Beispiel der Beethovenstraße konnte von ihm schließlich detailliert aufgezeigt werden, wie hier eine Verhinderungspolitik betrieben und eine bessere Erreichbarkeit des Zentrums nicht ermöglicht wird.
„Die Note 4,6 vom ADFC ist für jede/n Fahrradbesitzer/in in St. Wendel ein weiterer herber Schlag, insbesondere was die Unfallvermeidung angeht. Lust aufs Radfahren zu fördern, wäre zumal im Saarland besonders wichtig, da wir das verkehrsreichste Bundesland sind“, so die die Kreisvorsitzende Sullenberger in ihrer ersten Reaktion auf den ADFC-Bericht.
DIE GRÜNEN St. Wendel appellieren daher zu handeln und die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests als ein deutliches Zeichen zu sehen, zukünftig in der städtischen Verkehrspolitik die Interessen der Radfahrerinnen und Radfahrer stärker zu berücksichtigen. Denn den Menschen stehen gute und sichere Wege in St. Wendel zu. Eine Stadt, die sich gerne als Nachhaltigkeitsstadt darstellt, sollte auch ihren Beitrag zur dringend notwendigen Verkehrswende beitragen.
Bündnis 90/Die Grünen St. Wendel