StartFeatureHerbert Bergsträßer: Als Lausbub den zweiten Weltkrieg erlebt

Herbert Bergsträßer: Als Lausbub den zweiten Weltkrieg erlebt

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Der im Jahre 1930 geborene frühere Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl hat einmal erwähnt, dass ihn die Gnade seiner späten Geburt vor einer aktiven Rolle im Dritten Reich bewahrt habe.

Die Geburtsjahrgänge zwischen 1930 und 1935 haben als Kinder den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit bewusst miterlebt, dabei aber – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nur eine passive und keine aktive Rolle gespielt. Über das Tausendjährige Reich der Nationalsozialisten, das schon nach zwölf Jahren in einer Katastrophe endete, und die Nachkriegszeit wurden zahlreiche Bücher veröffentlicht, aber nur in ganz seltenen Fällen von Autoren, die diese schlimme Zeit als Kinder erlebt hatten.

So gesehen ist es für die Stadt St. Ingbert und insbesondere für den Ortsteil Rohrbach ein Glücksfall, dass der 81-jährige Herbert Bergsträßer, der 1935 im Rohrbacher Bahnwärterhaus zur Welt kam, schon vor einigen Jahren die Erinnerungen an seine Lausbubenzeit veröffentlicht hat. Dieses Buch ist viel mehr als die Schilderung von einigen Abenteuern wie sie in der damaligen Zeit wohl alle Kinder erlebt hatten. Herbert Bergsträßer ist es gelungen, seine Kindheitserinnerungen in den Rang eines historischen Dokuments zu erheben, das aus der Sicht eines kleinen Buben die Lebensumstände der damaligen Zeit schildert.

Wer dieses Buch aufmerksam liest wird verstehen, warum Herbert Bergsträßer die Liebe zu seiner Heimat und zur Natur als die prägenden Elemente seines Lebens bezeichnet. In den vergangenen Jahren wurde Herbert Bergsträßer immer wieder nach einer Fortsetzung seiner Lausbubengeschichten gefragt. Unter dem Titel „Augenblicke der Erinnerung“ hat er jetzt auf über 150 Seiten Geschichten aus dem Rohrbach von „sellemols“ veröffentlicht, bei deren Lektüre es jedem älteren Rohrbacher so richtig warm ums Herz wird. Den dokumentarsichen Wert dieses Buches erhöhen die zahlreichen historischen Fotos, die aus dem Archiv des Rohrbacher Chronisten Karl Abel stammen.

Erhältlich ist das Buch im Zeitschriften- und Tabakwaren- Laden Graf in der Oberen Kaiserstraße in Rohrbach.

Um diese Brücke drehte sich die Geschichte, die Herbert Sträßer als kleiner Junge miterlebte.
Um diese Brücke drehte sich die Geschichte, die Herbert Sträßer als kleiner Junge miterlebte.

An das wohl aufregendste und zugleich gefährlichste Ereignis seiner Kindheit wird Herbert Bergsträßer immer erinnert, wenn er auf dem Wege von Rohrbach nach Hassel die „Viadukt“ genannte Eisenbahnbrücke passiert.

Seine Mutter Anna Bergsträßer und seine Großmutter Anna Allmannsberger haben im März 1945 die Sprengung dieser Brücke verhindert und der damals zehnjährige Herbert hat mitgeholfen, diesen Sabotageakt zu vertuschen. Kurz bevor amerikanische Truppen am 20. März 1945 St. Ingbert und Rohrbach besetzten, erhielt ein aus vier Angehörigen der Waffen-SS bestehendes Sprengkommando den Befehl in beiden Orten die Eisenbahnbrücken zu zerstören.

Kurz vor der Sprengung der Rohrbacher Eisenbahnbrücke hatten sich die vier Soldaten bei der Familie Bergsträßer einquartiert. Für Anna Bergsträßer und Anna Allmannsberger stand zu diesem Zeitpunkt fest, dass Deutschland den Krieg endgültig verloren hatte und die Sprengung des Rohrbacher Viadukts deshalb völlig sinnlos war.

Mit „Engelszungen“ müssen sie deshalb das vierköpfige Sprengkommando überredet haben, diese Brücke nicht in die Luft zu jagen und stattdessen zu desertieren. Die Argumente der beiden Frauen müssen sehr überzeugend gewesen sein, denn die vier Soldaten sahen schließlich ein, dass es vernünftiger sei, kurz vor der deutschen Kapitulation fahnenflüchtig zu werden als noch in letzter Sekunde noch für Führer, Volk und Vaterland den Heldentod zu sterben.

Die vier Soldaten legten Ihre Uniformen und ihre Ausrüstung ab und zogen die Zivilkleidung an, die ihnen die beiden Frauen zur Verfügung stellten. Herbert und seine Geschwister erhielten den Auftrag, die Uniformen und die Ausrüstung im Wald zu entsorgen.

Für die vier Soldaten war diese Fahnenflucht mehr als riskant. Bei einem Zusammentreffen mit deutschen Truppen wären sie standrechtlich erschossen worden. Und auch für die Familie Bergsträßer wäre diese Beihilfe zur Fahnenflucht nicht straffrei geblieben. Die beiden Frauen wären im Gefängnis oder sogar im Konzentrationslager gelandet und die Kinder der Familie hätten vor einem völlig ungewissen Schicksal gestanden.

Dass noch am gleichen Tag amerikanische Truppen Rohrbach besetzten, bewahrte die Familie Bergsträßer vor dem Schlimmsten.

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