Stellvertretender DGB-Vorsitzender Ahr nennt Entwicklung besorgniserregend Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat am heutigen Mittwoch seine Ausbildungsmarktbilanz für das Jahr 2022 vorgelegt hat. Die Zahlen sind besorgniserregend. Seit 1992 war die Zahl der neuen Ausbildungsverträge im Saarland noch nie so niedrig.„Jetzt brauchen wir schnelle und entschlossene Schritte. Die duale Ausbildung muss gestärkt werden, um wieder mehr jungen Menschen eine Perspektive auf einen Berufseinstieg zu bieten. So bremsen wir auch den Fachkräftemangel ab“, fordert Timo Ahr, stellvertretender Vorsitzender des DGB Rheinland-Pfalz / Saarland.Und weiter: „Die Ausbildungsgarantie muss her – und zwar schnell. Der Markt regelt es eben nicht. Eine Umlagefinanzierung schafft wirksame Anreize, um mehr Ausbildungsplätze tatsächlich zu besetzen und verteilt die Ausbildungskosten fair unter allen Betrieben auf.“Entgegen dem Bundestrend sieht es im Saarland laut BIBB auf dem Ausbildungsmarkt noch schlechter aus als in den letzten Corona-Jahren: Im Saarland sinkt die Zahl auf 5.922 Neu-Anfänger*innen (minus 1,1 Prozent). Vor der Pandemie im Jahr 2019 lag die Zahl noch bei 6.999.Ahr: „Wir fordern alle Unternehmen auf, noch offene Stellen im Rahmen der Nachvermittlung zu besetzen. Auch wenn die Bewerber*innen nicht ideal erscheinen, kann eine qualitative hochwertige Ausbildung sie zu den dringend benötigten Fachkräften machen.“ Die Bundesagentur für Arbeit halte dazu etliche Unterstützungsinstrumente bereit, beispielsweise die assistierte Ausbildung. Hier könnten Jugendliche gezielte Hilfestellung erhalten.Von den institutionell erfassten Ausbildungsinteressierten münden laut BIBB im Saarland nur 68,7 Prozent in den Ausbildungsmarkt ein und 13,6 Prozent der Jugendlichen suchen weiter nach einer Ausbildungsstelle. „Hier geht jede Menge Potenzial verloren“, so Ahr. Unternehmen müssten ihre Attraktivität steigern, um diese Jugendlichen für ihren Betrieb zu gewinnen. Dazu zählten neben einer guten Bezahlung nach Tarif, Mitbestimmung im Unternehmen und guten Ausbilder*innen auch eine gute Erreichbarkeit des Betriebs beziehungsweise kreative Lösungen für Mobilitätshemmnisse. „Azubi-Wohnheime könnten beispielsweise regionale Disparitäten verringern“, so Ahr.Besorgniserregend sei der weitere Rückgang der bei der Bundesagentur für Arbeit erfassten Ausbildungsbewerber bundesweit um drei Prozent. „Daraus allerdings ein generell mangelndes Ausbildungsinteresse abzuleiten, wäre zu kurz gesprungen. Bei einer immer größeren Zahl junger Menschen ist der Verbleib schlicht nicht bekannt. Sie gehen nach der Schule verloren. Wir brauchen deshalb ein systematisches Management am Übergang zwischen Schule und Beruf mit Hilfe der Jugendberufsagenturen“, so Ahr. Sonst drohe diesen jungen Menschen später ein Leben in Armut und prekärer Beschäftigung. |
Quelle: DGB Rheinland-Pfalz / Saarland