StartWirtschaftHKW: Materialengpässe bedrohen Wachstum im Handwerk

HKW: Materialengpässe bedrohen Wachstum im Handwerk

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HWK-Hauptgeschäftsführer Bernd Reis (Foto: HWK)

Das Handwerk hat sich während der Pandemie als starker Träger der Saarwirtschaft behauptet. Vor allem die Unternehmen der Bauhaupt- und Ausbaugewerke konnten sich in den letzten Monaten über volle Auftragsbücher freuen und sind aktuell bereits für etliche Wochen mit Aufträgen versorgt. Insgesamt blicken die saarländischen Handwerksunternehmen mit Zuversicht in die Zukunft. Das haben die Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) gezeigt. Doch in zunehmendem Maße wird dieser positive Konjunkturtrend durch einen Faktor bedroht, den die Betriebe in dieser Dimension noch nicht kannten: die Materialknappheit. Es besteht die Gefahr, dass aufgrund teils akuter Lieferengpässe bei Baustoffen, wie zum Beispiel beim Bauholz, die Betriebe trotz guter Auftragslage ausgebremst werden. Die Folgen: Kunden müssen bei der Auftragsbearbeitung mitunter lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Zusätzlich birgt diese Entwicklung für Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern wirtschaftliche Risiken. Sie können weniger Aufträge ausführen, was letztlich nicht nur zu Umsatzeinbußen führt, sondern auch Folgen für Beschäftigung und Ausbildung haben könnte. So zögern bereits vereinzelt ausbildungsbereite Betriebe, ob sie angesichts der Lage die geplanten Ausbildungsstellen besetzen sollen. Die Spitze der HWK möchte Öffentlichkeit und Politik auf diese Entwicklung aufmerksam machen. Zudem stehen die HWK-Experten aus den Bereichen Betriebswirtschaft und Recht den Betrieben im Hinblick auf die möglichen wirtschaftlichen Folgen beratend zur Seite.

„Wir sehen derzeit ein wirklich paradoxes Bild vor allem im Bereich des Bauhandwerks. Die Bücher sind voll, die Perspektiven gut, die Nachfrage ist da – und jetzt fehlt das Material“, bringt Bernd Wegner, Präsident der HWK, die Problematik auf den Punkt. Die derzeitige Materialknappheit erschwere vielen Handwerksunternehmen, insbesondere im Bereich der Bauhaupt- und Ausbaugewerke nicht nur die Abarbeitung bereits angenommener Aufträge, kommentiert Wegner. „Auch das Annehmen neuer Aufträge wird für unsere Mitgliedsunternehmen angesichts der hochdynamischen Entwicklung der Rohstoffpreise zur Herausforderung bei der Angebotskalkulation. Wir haben aber die Hoffnung, dass sich die Lage mittel- bis langfristig wieder beruhigen wird. Vor diesem Hintergrund raten wir den betroffenen Handwerksunternehmen, ihre Kunden zunächst über die derzeitigen Herausforderungen bei der Rohstoffbeschaffung zu informieren, um damit Verständnis für längere oder verzögerte Bearbeitungszeiten und kurzfristige Preisänderungen zu schaffen“, rät der HWK-Präsident.

HWK-Hauptgeschäftsführer Bernd Reis ergänzt, dass es gerade bei großvolumigen öffentlichen Aufträgen wichtig sei, Preisgleitvereinbarungen bei der Ausgestaltung der Verträge zu treffen. „Wenn ich in zwei Jahren eine Brücke bauen will, kenne ich natürlich heute noch nicht den Stahlpreis, der zu Beginn der Bauarbeiten gelten wird“, so Reis. Betrieben, die von Materialengpässen und den damit verbundenen Herausforderungen betroffen sind, empfiehlt der HWK-Hauptgeschäftsführer bei Bedarf den Kontakt zur Rechtsberatung der HWK zu suchen, um bei neuen Verträgen Spielräume hinsichtlich Preis und Lieferzeitpunkt für den ausführenden Handwerker zu berücksichtigen und bestehende Vertragsverhältnisse hinsichtlich möglicher Verhandlungsspielräume zu prüfen. Darüber hinaus empfiehlt er betroffenen saarländischen Handwerksunternehmen, den Kontakt zu den Unternehmensberatern der HWK zu suchen: „Auch Unternehmen, die noch kein akuter Materialengpass trifft, die aber bereits absehen können, dass ihnen demnächst die Rohstoffe ausgehen dürften, sollten sich bereits jetzt an unsere Unternehmensberater wenden. Zwar kann auch unsere HWK nichts an der gegenwärtigen Entwicklung auf den Rohstoffmärkten ändern. Was wir aber tun können, ist Aufmerksamkeit für diese Thematik bei privaten, gewerblichen und öffentlichen Kunden zu erzeugen sowie Öffentlichkeit und Politik zu informieren. Darüber hinaus können wir unsere Mitgliedsbetriebe individuell beraten. Beispielhaft nennen lässt sich die Beratung zu liquiditätssichernden Maßnahmen, die sich für manche Betriebe aufgrund der verzögerten Auftragsbearbeitung infolge der Materialknappheit ergeben können“, informiert Reis.

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