In den Hochwaldrevieren Wadern und Lockweiler fand auch diesen Herbst die traditionelle Hubertusjagd am 3. November statt. Gejagt wurde mit Schwerpunkt auf Wildschweine, die zurzeit erhebliche Schäden an landwirtschaftlichen Nutzflächen verursachen. Das Ergebnis war mager, nur ein Wildschwein lag am Ende in Wadern auf der Strecke. In Revier Lockweiler wurden eine Rotte, eine Bache mit 14 Frischlingen von den Treibern aufgebracht, konnten aber nicht beschossen werden. Ähnliches Glück hatten zwei starke Keiler, der eine mit geschätzten 60 kg, der andere mit über 70 kg, die ebenfalls unbehelligt von dannen ziehen konnten. Aber so erbauend der Anblick dieser wehrhaften Tiere für die Menschen auch sein mag, sie werden schnell zur Plage. Die Jäger müssen den Bestand an Wildschweinen durch weitere intensive Bejagung reduzieren. Das Hegeziel ist die Erhaltung eines gesunden Bestandes basierend auf intakten Familienverbänden. Tierschützer, die die Jagd aus ideologischen Gründen, aber auch aus nachvollziehbaren persönlichen Motiven verbieten wollen, befinden sich in einem Dilemma. Zwischen den beiden Extremen: Ausrotten oder ungezügeltem Ausbreiten in unserer Kulturlandschaft, gibt es nur die Bewirtschaftung (die Regulierung) des Wildbestandes durch Bejagung. Schiebt man den ideologisch begründeten Pulverdampf einmal zur Seite, wird man schnell feststellen, dass sich Tierschützer und Jäger in ihren Zielen, dem Erhalt der Vielfalt der Wildtierpopulation, sehr nahe stehen. Viel näher als es jeder von beiden zuzugeben wagt.
Wie jedes Jahr in den vergangenen 30 Jahren begann auch an diesem Hubertustag die Jagdveranstaltung an der Kapelle in Niederlöstern. Diese wurde vor Jahren von der Bauunternehmung Barbian in Wadern vor dem Verfall bewahrt und komplett restauriert. Der Jagdherr Ernst Barbian begrüßte die Gäste, erklärte den vorgesehenen Ablauf der Treiben und ließ die Jagd anblasen.
Schon im ersten Treiben fiel eine Sau. Damit stand schon der Jagdkönig fest, was jedoch zu diesem Zeitpunkt noch niemand wissen konnte. Trotz des mageren Jagderfolges war die Jagdgesellschaft voller Bewunderung über den sonnendurchfluteten Buchenwald im Waderner Revier.
Mittagspause wurde auf der Lasallehütte auf dem Schlossberg, nahe der Burgruine, in Dagstuhl gemacht .
Von dort aus eröffnete sich der Jagdgesellschaft ein grandioser Blick in das Löstertal und in das herbstlich bunt gefärbte Jagdrevier Wadern-Lockweiler.
Von hier aus sind es nur nur ein Höhenmeter bis zur Burgruine Dagstuhl. Der Name Dagstuhl weist auf die dachstuhlförmige Gestalt des Berges zwischen den Bächen Löster und Wadrill hin.
Nach der Mittagspause ging es frisch gestärkt an dem Naturdenkmal „Buttnicher Eiche“ vorbei zu den nächsten Treiben „in die Pappeln“ und an den „Mottenkopf“ im Revier Lockweiler.
Der Bereich „in den Pappeln“ ist ein idealer Deckungsraum für Wildschweine und wird jährlich einmal bejagt. Gegenüber der Prims befindet sich der sagenumwitterte Bardenbacher Felsen. Die Ansiedlung der Biber an der Prims war erfolgreich, wie man auch an den gefällten Bäumen rechts im Bild erkennen kann.
Da Wildschweine sich tagsüber in dichten Dornenhecken verbergen, braucht man eine gute Treibertruppe um die intelligenten Tiere aus der Dickung zu treiben. Ohne geeignete Hunde ist das nicht möglich. Für die Treiber und ihre Hunde ist das Treiben in den Dickungen immer mit Gefahr verbunden. Wildschweine sind sehr wehrhaft und können mit ihren Hauern Mensch und Hund ernsthafte Verletzungen zufügen.
Nach dem Abblasen zeigten sich die Mitglieder der Jagdgesellschaft trotz der minimalen Strecke zufrieden. Hubertus hatte offensichtlich einen schlechten Tag gehabt, aber der Aufenthalt in der herrlichen Natur des Hochwaldes entschädigte alle Jagdteilnehmer für fehlendes Jagdglück.
Das Schüsseltreiben fand im Castello Bianco in Lockweiler statt. Dort wurde während des Essens auch über historische Figuren des Jagdwesens diskutiert, über den heiligen Hubertus und über Karl den Großen. Um beide ranken sich viele Geschichten, die Eingang in die Geschichtsschreibung und das Brauchtum des Jagdwesens gefunden haben und anlässlich solcher Jagdveranstaltungen gerne ausgegraben werden.
Weidmannsheil
Rainer Kuhn