Der Saarbrücker: Guten Tag Herr Fischer! Sie sind nun knapp ein Jahr Geschäftsführer des 1. FC Saarbrücken. Als Sie ihren Job antraten, befand sich der Verein in einer äußerst schwierigen Lage. Sportlich lief es schlecht und der innere Zusammenhalt war nicht mehr gegeben. Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie in Saarbrücken angeheuert haben und welche Situation haben Sie vorgefunden, als Sie Ihre Tätigkeit aufnahmen?
David Fischer: Guten Tag Herr Kuhn, während meiner Zeit als Geschäftsführer bei den Offenbacher Kickers habe ich unseren Präsidenten Herrn Ostermann bei einer Veranstaltung in Frankfurt kennengelernt. Im Laufe des Abends haben wir uns sehr intensiv über diverse Themen ausgetauscht. Der Kontakt ist anschließend nie abgerissen und als meine Person nach meinem Ausscheiden beim OFC verfügbar war, haben wir uns in einer kleinen Runde getroffen, ob ich mir grundsätzlich ein Engagement beim 1. FC Saarbrücken vorstellen kann. Da musste ich ehrlicherweise nicht lang überlegen.
Als wir, damit meine ich Dieter Ferner, Marcus Mann und meine Person im Mai vergangenen Jahres zum FCS gestoßen sind, war natürlich die Stimmungslage im Verein und auch im Umfeld nicht rosig. Gewisse Erwartungen und Hoffnungen, die vor Saisonbeginn gegeben waren, konnten nicht erfüllt werden. Hinzu kamen verschiedene Nebenkriegsschauplätze, die kontraproduktiv waren um Erfolg haben zu können. Eine sehr bescheidene Gemengelage.
Der Saarbrücker: Wo steht der Verein heute?
David Fischer: In nüchternen Fakten ausgedrückt auf dem dritten Tabellenplatz der Regionalliga Südwest und im Finale des Sparkassenpokals.
Grundsätzlich ist es uns allen gemeinsam gelungen die Stimmungslage in den letzten Monaten zu verbessern. Eine gewisse Zuversicht herbei zu führen, das Miteinander zu verbessern und für alle Beteiligten ein offenes Ohr zu haben.
Wir sind jedoch am Anfang eines eingeschlagenen Weges, wozu natürlich auch Rückschläge gehören. Auf und neben dem Platz. Da ist ab und an Geduld gefragt, was natürlich insbesondere im Fußball nicht immer so einfach zu vermitteln ist.
Der Saarbrücker: Wo wollen Sie den Verein für die Zukunft stärker aufgestellt sehen? Was möchten Sie weiter verbessern?
David Fischer: Es gibt für Vereine wichtige Kernbereiche, wo es von Vorteil ist breit aufgestellt zu sein. Dies betrifft zum einen die Fanbasis, dass wir da neue Menschen für uns begeistern können und alte wieder zurückgewinnen. Speziell unsere Mannschaft hat in den letzten Monaten unter Beweis gestellt, dass sie es verdient hat, dass noch mehr Anhänger ins Stadion kommen. Zweiter wesentlicher Punkt ist natürlich die Sponsorenlandschaft. Da ist es uns gelungen in den letzten Monaten neue und frühere Partner für den FCS zu gewinnen. Da wollen und müssen wir am Ball bleiben. Der dritte Punkt ist, dass wir zukünftig noch mehr Mitglieder für den Verein 1. FC Saarbrücken generieren möchten. Ein Verein lebt von seiner Vielfalt und den Menschen, die Ihn ausmachen.
Grundsätzlich haben wir jeden Tag die Chance uns zu verbessern. In verschiedenen Bereichen haben wir Potential, was bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist, wo wir uns weiterentwickeln müssen und auch wollen. Immer jedoch mit dem nötigen Augenmaß und der realistischen Beurteilung, was für Mittel und Möglichkeiten stehen einem zur Verfügung.
Der Saarbrücker: Gehen wir noch einmal auf die Stadionsituation ein. In Offenbach war es den Verantwortlichen möglich, die Bauarbeiten so zu gestalten, dass der Verein weiterhin das Stadion nutzen konnte. In Saarbrücken ist das offensichtlich nicht möglich. Nun kommt es zu – wenigstens – zwei weiteren Jahren Verzögerung. Welche Bedeutung hätte dies im Falle eines Aufstiegs in die Dritte Liga, der ja spätestens für die kommende Saison anvisiert ist? Die Situation in Völklingen ist ja schon für die Regionalliga lediglich ein Provisorium.
David Fischer: Ich glaube, dass in den letzten Wochen sehr viel über die Stadionthematik gesprochen und diskutiert wurde. Nichtsdestotrotz bin ich zuversichtlich, dass es gelingen wird den Ludwigspark in einem angemessen Zeitfenster neu zu errichten.
In Bezug auf unsere Planungen, speziell auch im sportlichen Bereich und im Sponsorensektor, gehen wir unseren eingeschlagenen Weg weiter. Dahingehend sind wir sehr dankbar, dass wir mit dem Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen eine Übergangsheimat gefunden haben, wo wir sehr herzlich und zuvorkommende aufgenommen wurden und wir einen geregelten Spielbetrieb abwickeln können.
Unser Präsident hat vor einigen Wochen in seinem Vorwort im Stadionmagazin es bereits dargelegt. Der Verein ist sich seiner Verantwortung bewusst und im Falle des Aufstiegs werden wir die erforderlichen infrastrukturellen Anforderungen erfüllen, egal wo dies am Ende sein wird.
Der Saarbrücker: Es gab zuletzt gegen die Stuttgarter Kickers ein vom DFB aufgrund von Fanausschreitungen verordnetes Spiel vor fast leerer Kulisse. Man sieht Sie sehr oft im Gespräch mit Fangruppen und Anhängern. Denken Sie, dass irgendwann Einsicht auf Seiten der Verursacher dieser Strafen eintritt? Gibt es eine Strategie des Vereins, solchen Eskalationen wie im Heimspiel gegen Trier vorzubeugen? Und: was bedeutet es für den 1. FC Saarbrücken, wenn es weiterhin zu solchen Ausschreitungen wie gegen Trier kommen sollte?
David Fischer: Zunächst ist es natürlich sehr bedauerlich, dass durch einige wenige Personen der Verein und damit einhergehend auch die gesamte Anhängerschaft in Verruf gebracht wird bzw. wurde. Für uns bedeuten die Strafen einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden. Nicht zu vergessen auch die negative mediale Wahrnehmung durch etwaige Vorfälle.
Durch einen intensiven und offenen Austausch mit unserer Fanszene möchten wir natürlich Fehlverhalten vorbeugen. Wir möchten Sie mit einbinden um ggfls. auf auffällige Personen und sich anbahnendes Fehlverhalten zu reagieren, damit es nicht zu negativen Szenen kommt. Eine hundertprozentige Sicherheit haben sie natürlich nie aber wir wollen gemeinsam für ein schönes Fußballerlebnis sorgen. Dies bedeutet stimmungsvoll, emotional und leidenschaftlich. Gewalt und Pyrotechnik haben im Fußballstadion nichts zu suchen.
Der Saarbrücker: Zum Schluss noch eine persönliche Frage, wenn es gestattet ist: Es ist bekannt, dass Sie sehr, sehr viel an persönlichem Einsatz in den Verein investieren. Das geht weit über die üblichen Arbeitszeiten hinaus und schließt ja auch die Wochenenden mit ein. Momentan üben Sie zusätzlich ja zumindest teilweise auch noch die Funktion des Pressesprechers aus. Muss da der Fußball nicht irgendwann einmal in den Hintergrund treten, allein schon um neue Kraft für den Alltag zu tanken?
David Fischer: Ich sehe es als großes Privileg an im Fußballbereich tätig sein zu dürfen, insbesondere wenn man für einen Traditionsverein wie den FCS agieren kann. Es ist ein großes Glück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Und schluss-endlich gehören Einsatz und Engagement dazu, wenn man etwas erreichen will. Harte Arbeit ist die Basis für Erfolg. Uns wird nichts geschenkt, sondern wir sind unser eigenes Glücks Schmied. Mit diesem Schuss Demut und dieser Einstellung wollen wir gemeinsam beim FCS erfolgreich sein.
Kraft tanke ich, wenn ich mir in Ruhe ein Fußballspiel ansehen kann oder um die Saar jogge.
Der Saarbrücker: Herzlichen Dank für das interessante Gespräch, Herr Fischer!
David Fischer: Gern geschehen und Ihnen alles Gute.