Mit „Corrida“ hatte die Gewinnerin der Sulzbacher Salzmühle schon einen veritablen Hit, auch in Deutschland. Das wird keine Alltagsfliege bleiben, denn Pauline Paris ist sehr rührig und sieht auch in Deutschland ein Plattform für Ihre Musik. Wir nutzten die Gelegenheit, um uns mit der Künstlerin zu unterhalten.
Der Sulzer: Guten Tag Pauline! Sie haben gerade die Sulzbacher Salzmühle gewonnen. Was denken Sie über den Wettbewerb?
Pauline Paris: Diese Form des Wettbewerbs hat mir sofort gefallen! Sie ist freundlich zu allen ausgewählten Künstlern, da jeder seinen eigenen Gestaltungsbereich erhält. Auf diese Art und Weise kommt der einzelne Künstler zur Geltung, unabhängig davon, wer am Ende gewinnt.
Der Sulzer: Ich hatte während Ihres Auftritts ganz schnell den Eindruck, dass Ihre Musik sehr stark von der Stadt beeinflusst ist, die Ihren Namen trägt… Ist das korrekt? Oder gibt es andere Einflüsse, die dazu geführt haben, dass Sie sich für ein Leben als Liedermacherin entschieden haben?
Pauline Paris: Also ich bin in Paris geboren und habe dort immer gelebt, also bin ich natürlich sehr stark vom urbanen Leben beeinflusst. Ich wurde ganz sicher auch davon geprägt, dass ich in den Pariser Bars gespielt habe, wo ich auf Jazzmusiker und Chansonniers getroffen bin, die mich die mythischen Künstler wie Fréhel, Damia, Boris Vian, Billy Holiday, Art Tantum, Madeleine Peyroux, Nina Simone etc. entdecken ließen. Der Swing hat mich schnell überzeugt, weil ich in diesem Stil sowohl Lebensfreude als auch ernste und manchmal traurige Themen rüberbringen kann. Das Leben als Liedermacherin hat sich während meines Heranwachsens als offenkundig für mich erwiesen.
„ Seit ich 15 bin habe ich nur daran gedacht zu schreiben, singen, spielen, schreiben, singen, spielen…“
Ich habe mich ganz einfach nie anders gesehen. Mit 18 habe ich meinen Agenten, Jacques Panis, kennengelernt, der gerade sein Label „Quart de Lune“ aufbaute und seit diesem Tag arbeiten wir zusammen an der Entwicklung meiner Karriere (Tourneen, Plattenproduktionen, Videoclips, Wohnsitz usw..)
Der Sulzer: Das Musikbusiness hat sich gravierend geändert. Noch vor 10 Jahren konnten Künstlerinnen wie Sie von ihren CD-Verkäufen leben. Das ist im Zeitalter von Spotify schwierig. Man muss viele Konzerte geben, verbringt ein Gutteil seines Lebens unterwegs, lebt in Hotels. Stört das nicht ihren Kreativprozess?
Pauline Paris: Als unabhängiger Künstler ist es heute sicherlich so, dass wenn man keinen Tourneeagenten hat, man gezwungen ist einen großen Teil seiner Zeit damit zu verbringen, Ort abzulaufen, wo man Konzerttermine vereinbaren kann. Ich würde sagen, das ist 30 Prozent der Zeit. Dann gibt es die Rehearsals mit der Band, man muss seine Promo in den sozialen Netzwerken und im Radio machen, sich um administrative Angelgenheiten kümmern, auch das sind 30 Prozent. Der Rest der Zeit ist für die Kreativität vorhanden! Aber ich zähle natürlich nicht die ganzen Konzertbesuche, die man machen muss, um sein persönliches Netzwerk zu erweitern und geschäftliche Kontakte zu erhalten. Ich persönlich bin nicht sehr regelmäßig in meiner Arbeit: Wenn ich anfange zu schreiben, dann kann ich damit zwei Wochen verbringen ohne aufzuhören. Und danach kann ich, je nach Laune, eine Buchungswoche dranhängen. Kurz gesagt: Mein Kreativprozess passt sich an. Ich weiss, dass ich um von der Musik leben zu können, Konzerte geben muss, und so kümmere ich mich darum.
Der Sulzer: Kehren wir zur Salzmühle zurück. Denken Sie, dass es große Unterschiede zwischen den französischen Chansonniers und den deutschen Liedermachern gibt?
Pauline Paris: Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten, denn sowohl der französische als auch der deutsche Chanson sind heutzutage sehr von anderen Musikrichtungen beeinflusst: Swing, Rock, Folk, Pop…. Das gilt sicherlich auch für den deutschen Chanson. Zu einer früheren Epoche war es übrigens so, dass der deutsche Schlager den französischen Chanson aufgenommen hat und umgekehrt, wie beispielsweise Marlene Dietrich, die „La vie en rose“ sang oder Suzy Solidor, die „Lily Marleen“ interpretierte. Generell würde ich sagen, dass die kabarettistische Seite eine Verbindung zwischen französischem und deutschem Chanson schafft.
Der Sulzer: Sie haben gerade ein Album mit dem Titel „Carrousel“ veröffentlicht, aus dem wir glücklicherweise das Stück „la fille à papa“ während ihres Auftritts in Sulzbach hören durften. Werden wir bald die Möglichkeit haben, Sie wieder in unserer Region mit neuen Liedern sehen zu können?
Pauline Paris: Das hoffe ich doch! Ich komme auf jeden Fall am 9. Juli zu einem französischen Fest nach Düsseldorf und werde dort mit meiner Gruppe – Schlagzeug, Piano, Bass und ich an der Gitarre – auftreten.
Der Sulzer: Herzlichen Dank für das Interview, Pauline Paris.
Pauline Paris: Ich danke Ihnen! Schönen Abend….