Saarbrücken – Die Iranische Bürgerinitiative Saar IRBIS e. V. veranstaltete am 1. Februar in der Arbeitskammer des Saarlandes einen interkulturellen Aktionstag zum „No Hijab Day“. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Saar e. V. statt und thematisierte die Situation iranischer Frauen sowie die Bedeutung individueller Freiheit.
Die Sprecherin des Vereins, Parvin Jalali, begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste und stellte das Programm vor. Unter dem Titel „Faktenscheck: Iranische Frauen“ hielt Ali Yazdani einen interaktiven Vortrag. Die international bekannte Aktivistin Mina Ahadi sprach über „Hijab, die Fahne der islamischen Bewegung“. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch das Duo „Nimarie“ mit Nina und Marie. Zudem präsentierte Pupak Doroodian zwei Gedichte.
Der „World No Hijab Day“, der seit 2018 jährlich am 1. Februar begangen wird, versteht sich als Antwort auf den „World Hijab Day“. Ziel des Aktionstags ist es, den Mut von Frauen zu würdigen, die sich gegen familiäre, gesellschaftliche oder religiöse Zwänge gestellt und sich entschieden haben, die Verschleierung abzulegen.
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war das Schicksal von Jina Mahsa Amini, die im September 2022 nach ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei zu Tode kam. „Die Nachricht davon löste die bisher schwersten und am längsten andauernden Proteste gegen das Regime des Iran seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 aus“, erläuterte IRBIS.
Die Bürgerinitiative machte zudem auf die aktuelle Menschenrechtslage aufmerksam. „Zurzeit wird im Iran alle 4 Stunden ein Mensch durch die Machthaber der Islamischen Republik hingerichtet. Wir aber halten das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit für unantastbar. Deshalb werden wir am ersten Samstag jeden Monats in Saarbrücken zusammenkommen, um unserem Protest gegen diese Menschenrechtsverletzung Ausdruck zu verleihen“, erklärte die Initiative.
Ein weiteres Beispiel für die aktuelle Lage ist der Fall des Deutsch-Iraners Jamshid Sharmahd, der 2020 in Dubai entführt und trotz weltweiter Proteste im Oktober 2024 hingerichtet wurde. Parvin Jalali wies darauf hin, dass einige Gefangene mittlerweile im Austausch gegen inhaftierte Regimeanhänger freigelassen wurden, jedoch weiterhin Hinrichtungen stattfinden.
Die abschließende Diskussion drehte sich um Frauenrechte und das Thema Zwangsverschleierung. Ziel des Vereins sei es, Bewusstsein zu schaffen und jene zu unterstützen, die für Freiheit kämpfen. Jalali erläuterte verschiedene Formen der Verschleierung und stellte die Frage, inwieweit Frauen diese Entscheidung wirklich freiwillig treffen. „IRBIS setzt sich für ein Verbot ein, dass kleine Mädchen oder Frauen weltweit das Kopftuch aufgezwungen wird.“
Am Ende der Veranstaltung war unter den Gästen eine nachdenkliche Stimmung spürbar. Viele der anwesenden Frauen hatten eigene Erfahrungen mit dem Thema gemacht und suchten das Gespräch mit Parvin Jalali, um sich zu bedanken – einige schlossen sich zu einem gemeinsamen Foto zusammen.