cleanup.saarland – das ist ein Zusammenschluss ehrenamtlich engagierter Saarländerinnen und Saarländer, die in ihrer Freizeit gegen wilden Müll und für einen bewussteren Umgang mit unseren Ressourcen und unserer Umwelt kämpfen. Ins Rollen gebracht wurde die Initiative durch einen VHS-Vortrag von Arno Meyer im Herbst 2019, welcher die Zuhörerin Nicole Glücklich dazu animierte, nicht nur selbst aktiv zu werden, sondern mit cleanup.saarland eine saarlandweite Anlaufstelle für Müllsammler ins Leben zu rufen. Trotz schwieriger Zeiten während der Corona-Pandemie, in der gemeinsame Events kaum möglich waren, besteht das Netzwerk inzwischen aus 24 Ortsgruppen, die regelmäßig in ihren Gemeinden aufräumen und damit bei ihren Mitbürger:innen Bewusstsein für das sogenannte Littering, also das achtlose Wegwerfen von Müll in die Umwelt, schaffen.
Nicole Glücklich hat zudem ein Taschencleanup mit „Müllbingo“ entwickelt, um die Hürden für das Müllsammeln weiter zu senken. Auch das virtuelle Müllmuseum mit vielen kuriosen Müllfunden kann so manchem Menschen die Augen öffnen.
„Hat man einmal die Müllblindheit überwunden, sieht man leider, wie schmutzig unser kleines Bundesland wirklich ist“, sagt Nicole Glücklich. „Im Saarland gibt es keinen Straßengraben oder Parkplatz ohne Müll – und dabei ist es egal, ob ein paar Meter weiter ein öffentlicher Mülleimer steht oder nicht.“ Öffentliche Mülleimer lösen das Müllproblem nach Meinung der Müllsammler nicht und sind dabei noch eine ziemlich unfaire Angelegenheit, denn die Kosten für Instandhaltung, Leerung und Entsorgung zahlen alle Bürger, ob sie die Mülleimer nutzen oder nicht. Ebenso unfair sind Einwegverpackungen, denn nicht selten landen diese ebenfalls im Straßengraben. Im Herbst haben sich die Gruppen von cleanup.saarland als Pilotprojekt an einem dreiwöchigen Brand Audit beteiligt. Ziel war es, Müll nicht nur einzusammeln, sondern ihn den Herstellern zuzuordnen. Die Top 3 des Plastikmülls, der am häufigsten in der saarländischen Umwelt zu finden ist, gingen an Ferrero, McDonald’s und Capri Sun. Dass McDonald’s in diesem Jahr auch sein 50-jähriges Bestehen in Deutschland feierte, nahm cleanup.saarland zum Anlass, den Fastfood-Müll zurückzubringen. „Der Ressourcenverbrauch ist unverantwortlich und die Müllmengen, die auf Kosten des Steuerzahlers entsorgt werden, sind riesig, denn alleine McDonalds bringt über 50.000 Tonnen Einwegverpackungen pro Jahr in Deutschland in Umlauf“, berichtet Arno Meyer. Dass die Systemgastronomie dabei inzwischen immer mehr auf Verpackungen aus Karton setzt, macht es nicht wirklich besser. Allein für Einwegbecher werden laut der Deutschen Umwelthilfe jährlich 26.000 Bäume gefällt; all die Papier- und Kartonverpackungen für Burger & Co. sind dabei noch gar nicht eingerechnet. Die Ressourcenverschwendung für schnelles Essen und Entsorgen stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen.
Allein im vergangenen Jahr sammelten die rund 150 Mitglieder des Cleanup-Netzwerkes knapp 23 Kubikmeter wilden Müll mit einem Gewicht von fast 36 Tonnen. Auch wenn die Teilnehmer sich oft anhören müssen, dass das „sowieso nichts bringt“, so bringt es doch auf jeden Fall Aufmerksamkeit und die damit verbundene Hoffnung, dass sich auch in der Gesetzgebung etwas ändert. Eine Bananenschale, die rückstandslos verrottet, darf beim Wegwerfen nicht genauso behandelt werden wie der Inhalt eines Aschenbechers. Die Giftmenge einer einzigen Zigarettenkippe ist ausreichend, um ein Kleinkind zu töten. Zigarettenfilter bestehen aus Zelluloseacetat und beinhalten bis zu 700 verschiedene Giftstoffe, die durch Regen in das Grundwasser gelangen. Die Strafen für Littering sind im Saarland im Vergleich zum Rest der Republik lächerlich gering.
Dass es noch ein weiter Weg ist, bis die Initiative cleanup.saarland überflüssig wird, wissen alle Mitstreiter, dennoch sind sie motiviert und das nicht nur beim Sammeln von Müll, sondern auch bei Vorträgen an Schulen und Volkshochschulen, bei Veranstaltungen und im Dialog mit Kommunen und der Politik. So war cleanup.saarland auch Teil der saarlandweiten Konferenz „Kommunal vernetzt für ein sauberes Saarland“. Zudem belegte Nicole Glücklich den 2. Platz beim deutschlandweiten Volunteer Award und Arno Meyer gewann mit der Initiative „Illingen engagiert gegen Müll“ den Nachbarschaftspreis im Saarland. Er ist auch Teamleiter für den World Cleanup Day im Saarland und hat diesen in den letzten beiden Jahren erfolgreich etabliert. Dafür steht dem Saarland im nächsten Jahr ein fünfstelliges Budget der Dachorganisation zur Verfügung, um saarländische Schulen für den World Cleanup Day auszurüsten.
Zuerst steht im neuen Jahr jedoch die Umwandlung des bislang losen Netzwerkes in einen gemeinnützigen Verein unter dem Vorsitz von Nicole Glücklich und Arno Meyer auf dem Plan, um besser agieren zu können. Um selbst aktiv zu werden, muss man jedoch kein Mitglied sein. Das Netzwerk freut sich immer über neue Mitstreiter – Informationen dazu findet man unter www.cleanup.saarland.
Quelle: cleanup.saarland