v.l.n.r.-Konrad-Bauer-Timo-Mildau-MdL-Thomas-W.-Schmitt-Sven-Schäfer-Henning-Fries (Foto: Svenja Welsch)
Offene Diskussion der LSU Saar zu einem Tabuthema und zur Drogenpolitik des Landes
Heiße Tage, heiße Themen – beim ersten Sommergespräch des Saar-Landesverbandes Lesben und Schwule in der Union (LSU Saar) mit dem Titel: „Drogen – (K)Ein Problem für uns?“ wurde nicht weniger hitzig diskutiert, wie sich auch die Temperaturen am vergangenen Donnerstag gezeigt haben. Nach einer Einführung in das Thema Drogenkonsum und -missbrauch, sowie dem eher tabuisierten Thema Drogengebrauch in der LGBTQ-Community durch den Landesvorsitzenden der LSU, Thomas W. Schmitt hat Timo Mildau MdL, drogenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion die Schwerpunkte der saarländischen Drogenpolitik vorgestellt, bevor der neue Geschäftsführer des Drogenhilfezentrums (DHZ) Saarbrücken, Sven Schäfer dann auf ganz konkrete alltägliche Herausforderungen in seiner Einrichtung und auf die wichtige Streetworking-Arbeit an den Hotspots der Saarbrücker City einging. Was bei der Diskussion schnell klar wurde ist, dass das Thema Drogen kein Randgruppen-Thema ist, sondern die gesamte Gesellschaft betrifft. Oftmals erhöhen zum Beispiel Leistungsdruck im Arbeitsleben oder belastende Lebenslagen die Anfälligkeit zum Drogenmissbrauch. Und so wissen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Diskussionsabends auch von Erfahrungen im eigenen Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis zu berichten. Zum Beispiel eine Mutter, die ihren abhängigen Sohn eigentlich von den Drogen wegbringen will, aber dennoch nicht umhin kommt ihm jahrelang die Sucht mitzufinanzieren. Einfach, weil Sie als Mutter zu ihrem Sohn hält und nicht die Kraft aufbringen kann den Entzug mit all seinen Härten alleine durchzusetzen. „Drogenabhängigkeit hat schlimme Folgen für Betroffene. Dabei wird häufig vergessen, dass die Menschen aus dem sozialen Umfeld meist ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Insbesondere Eltern von suchterkrankten Jugendlichen sind betroffen. Aber auch umgekehrt und natürlich die Partnerinnen und Partner von Abhängigen.“, macht Sven Schäfer die Notwendigkeit für eine intensivere Betreuung der Angehörigen deutlich. Im Drogenhilfezentrum Saarbrücken kann er sich darüber hinaus auch die Einführung einer Substitutionsberatung vorstellen, wie sie Stephan Kolling (CDU) als Landesdrogenbeauftragter am vergangenen Dienstag zu den weiteren Anstrengungen in der Drogenpolitik der Landesregierung angekündigt hat.
Landtagsabgeordneter Timo Mildau war am gleichen Tag noch vor Ort, um sich die Konsumräume im DHZ und die dortige Arbeit genauer anzusehen. „Eine gute Aufstellung des DHZ, um Abhängigen optimal helfen zu können ist auch mir ein wichtiges Anliegen. Das bleibt uns dann als Möglichkeit zur Gestaltung, wenn ein Leben mit Drogen schon weit fortgeschritten ist. Prävention und Aufklärung sind aber eigentlich der Schlüssel, damit ein Leben ohne Drogen für möglichst Viele der Regelfall bleibt. Da müssen und wollen wir bereits früh ran, in den Schulen und auch später in den Betrieben. Beides ist noch ausbaufähig.“
Dass auch Schwule, Lesben und Transgender (LGBTQ) beim Thema Suchtgefährdung „leider nicht unbelastet“ bleiben betont LSU-Chef Schmitt zum Schluss in der hitzig diskutierenden Runde. Jüngere Studien hätten gezeigt, dass es auch einen Zusammenhang zwischen Diskriminierung und einem erhöhten Konsum von Drogen und Medikamenten gibt. Schmitt erklärt dies so: „Jung, homosexuell, diskriminiert – suchtgefährdet? Das muss nicht eine zwingende Abfolge sein. Ist es zum Glück auch nicht. Dennoch: Ein junger Mensch, der keine Angst vor Ausgrenzung und Diskriminierung hat und Anerkennung durch die Familie und durch die Gesellschaft erhält, kann sein Selbstwertgefühl aufbauen und selbstbewusst auf seinen Körper und seine Gesundheit achten. Psychische Belastungen, wie Diskriminierungserfahrungen im Alltag und das gleichzeitige Fehlen von Bewältigungsressourcen, gerade bei noch jungen Menschen, erhöhen die Anfälligkeit zum Drogengebrauch. Das lässt sich durch Studien belegen. Wir brauchen daher die Entfaltung breiter Aktivitäten in der Antidiskriminierungspolitik, wie sie mit dem Aktionsplan `Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identität` von Sozialministerin Monika Bachmann vorgesehen ist. Das ist im besten Sinne Präventionspolitik, damit Suchtmittel auch im Leben von LGBTQ möglichst keine Rolle spielen.“