In einer Pressemeldung mit der Überschrift „Minister Spahn verantwortlich für Vollbremsung des gerade gestarteten Impfturbos“ übt die Kassenärztliche Vereinigung Saar massive Kritik an der Begrenzung der Liefermengen des beliebten Impfstoffes der Mainzer Firma BIONTech.
In der Erklärung heißt es: „Mit seiner Ankündigung, die Liefermengen von BioNTech auf 30 Dosen pro Arzt zu begrenzen, würgt der Bundesgesundheitsminister den Impfturbo ab und verursacht Chaos in den Praxen. Viele Praxen haben sich bereits am Wochenende an uns gewandt und uns aufgefordert, ihre Sorgen und Nöte zu kommunizieren und die zum jetzigen Zeitpunkt unnötige Kontingentierung vehement abzulehnen und auf die Gefahren hinzuweisen.
Um nur einige Aussagen zu nennen:
Zitat: „Nächste Woche z. B sind 108 Patienten terminiert. Bis Ende des Jahres sind jede Woche ca. 100 Patienten eingeplant, d.h. jetzt wieder ca. 500 Menschen anrufen und wahrscheinlich Termine stornieren“.
Zitat: „Obwohl wir in unserer kleinen Praxis „auf dem Zahnfleisch gehen“, haben wir uns nach fast 1.000 Covid-Impfungen gemeinsam, ausschließlich aus Idealismus und Pflichtgefühl, dazu entschlossen, noch vor Weihnachten weitere 300 Covidimpfungen, meist Boosterimpfungen durchzuführen. Diese Patienten WOLLEN KEINEN ANDEREN IMPFSTOFF!!!!, WOLLEN KEINE EXPERIMENTE“.
In den saarländischen Praxen sind bereits zigtausende Impftermine für die kommenden Wochen vergeben. Sowohl die Praxen als auch die Impfwilligen gingen davon aus, dass der in der Bevölkerung breit akzeptierte und bekannte Impfstoff BioNTech zum Einsatz kommt. Bereits diese Terminvergabe hat das Praxispersonal zu bewältigen gehabt und auch den Frust derjenigen abbekommen, die erst in Wochen, und nicht sofort einen Termin bekommen haben.
Seit fast 2 Jahren muss das Praxispersonal an vorderster Front den Kopf hinhalten. Dem Pflegepersonal sei eine Coronaprämie herzlich gegönnt. Die Forderung der Ärzteschaft nach einer Prämie für die medizinischen Angestellten verhallt nach wie vor ohne Reaktion der Politik. Nicht nur in der Pflege, sondern auch in den Praxen, geht Personal wegen dieser hohen Dauerbelastung verloren.
Nun werden, wenn die Kontingentierung nicht zunächst ausgesetzt wird, in der ganzen Republik Millionen von Menschen angerufen werden müssen und Millionen unerfreuliche, konfliktbeladene Gespräche zum großen Teil dann auch in der Praxis geführt werden müssen. Diese Zeit und Energie fehlt für die dringend notwendigen Impfungen und geht auch zulasten der normalen Versorgung. Denn die findet in den Praxen unverändert auch statt.
Viele Praxen haben bereits angekündigt, sich aus der Impfung unter diesen Bedingungen wieder zurückzuziehen, nachdem im Saarland die Anzahl der impfenden Praxen in der vergangenen Woche von 483 auf 563 angestiegen ist und in der letzten Woche bereits 22.271 (!) Impfungen vorgenommen wurden.
Daher fordern wir Herrn Spahn auf:
Verschieben Sie die Kontingentierung um einige Wochen, wenn sie schon unumgänglich ist, damit die Praxen sich besser darauf vorbereiten können und informieren Sie die breite Öffentlichkeit, damit die Diskussionen nicht in den Praxen landen. Auch die Frage, was mit denjenigen Menschen passiert, die nicht mit Moderna geimpft werden dürfen, muss diesmal von der Politik beantwortet werden -und zwar verbindlich und darf nicht wieder auf die Praxen abgewälzt werden.
Die uns vorliegenden Zahlen zu Impfstoffmengen aus Ihrem Haus lassen eine solche Verschiebung durchaus zu, und würgen Sie den Impfturbo nicht schon in der Startphase ab!
Für einen Neustart fehlt uns die Zeit und dann wird uns auch das Vertrauen der Bevölkerung fehlen.“
Auch die FDP Saar hatte bereits am Sonntag auf die Problematik hingewiesen und gefordert, den Impfstoff nicht zu begrenzen.
Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Saarland / FDP Saar