Bedeutung der Darmflora für unser körperliches Wohlbefinden
Im Rahmen der Vortragsreihe „Ihre Gesundheit ist unser Fokus“ informiert das Magen-Darm-Zentrum am 4. April, 18 Uhr, im Krankenhaus Sulzbach über die Bedeutung der Darmflora für unser körperliches Wohlbefinden. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen Erkrankungen des Darm sowie Hinweise, die ersten Symptome rechtzeitig zu entdecken und richtig zu beurteilen. Dabei erläutert Dr. Patrizio Merloni, Ärztlicher Leiter der Gastroenterologie, wann innovative Therapien mit Medikamenten helfen und wann eine „Stuhlverpflanzung“ sinnvoll ist. Darüber hinaus erhalten die Besucher wertvolle Vorbeugetipps für eine gesunde Darmflora.
Unter „Darmflora“ versteht man alle Mikroorganismen, die den Darm besiedeln. Sie setzt sich aus vielen verschiedenen Bakterienarten zusammen und bildet ein eigenes Ökosystem. Eine wesentliche Aufgabe ist die Abwehr von Krankheitserregern, die sich im Darm ausbreiten und Infektionen hervorrufen können. Damit trägt sie zum Funktionieren unseres Immunsystems bei. Eine gesunde Darmflora sorgt für die Energieversorgung der Zellen der Darmschleimhaut, baut Schadstoffe ab und bildet Vitamin K (Blutgerinnung). Zudem schließen die Bakterien Nahrung, wie Ballaststoffe auf, die von der Darmschleimhaut verwertet werden und Energie für unseren Körper liefern.
Symptome rechtzeitig erkennen
Veränderungen der Darmflora zeigen sich in einer Unter- oder Überbesiedelung sowie in einer Veränderung ihrer Zusammensetzung. Ist das Gleichgewicht in diesem Ökosystem gestört, können Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, erhöhte Infektanfälligkeit oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten die Folge sein.
Die Schädigung der Darmflora durch Antibiotika ist eine Nebenwirkung dieser Medikamentengruppe. Gelangen Antibiotika in den Darm, bekämpfen sie auch manche der natürlicherweise dort vorkommenden nützlichen Bakterienarten und es kann zu gehäuften Durchfällen kommen. Normalerweise stellt sich jedoch das ursprüngliche Gleichgewicht innerhalb weniger Wochen wieder ein. Durch intensive und beständige Antibiotikabehandlung kann die Besiedlung mit Mikroorganismen im Darm jedoch bleibend gestört werden, insbesondere bei Kindern.
Auch Ernährung und Lebensstil beeinflussen die Zusammensetzung unserer Darmflora. Als Folge einer ballaststoffarmen Kost oder einem Überangebot an Nährstoffen können sich einige Mikroorganismen explosionsartig vermehren, so dass andere infolgedessen verdrängt werden und letztendlich das Gleichgewicht zerstört wird. Wenig Bewegung und falsche Ernährungsweise bestimmen also ganz wesentlich die Zusammensetzung unserer Darmflora.
Innovative Therapien – Stuhltransplantation
Inwieweit die Darmflora durch die Zuführung von Mikroorganismen, beispielsweise durch „Probiotika“ wiederhergestellt werden kann, ist wissenschaftlich umstritten. In Studien wird jedoch ein positiver Einfluss auf den Darmzustand bestätigt. Wer sich gesund und ausgewogen ernährt, braucht keine zusätzlichen Präparate für seine Darmflora. In Ausnahmefällen kann es erforderlich sein, den Körper mit zusätzlichen nützlichen Darmbakterien zu versorgen, um das gestörte Gleichgewicht der Mikroorganismen wieder ins Lot zu bringen.
Die Stuhltransplantation (Mikrobiomtransfer) bietet neue Behandlungschancen bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen – auch über Darmprobleme hinaus.
In der Behandlung von Darminfektionen, wie der durch Antibiotika verursachten Entzündung sowie anderen bakteriell bedingten Darmentzündungen, wird seit einiger Zeit mit großem Erfolg die sog. Stuhltransplantation (fäkale Bakterien-Therapie) angewendet. Der Spender wird zuvor sorgfältig untersucht. Dabei wird Stuhl eines gesunden Spenders in physiologischer Kochsalzlösung aufgelöst, gereinigt und entweder über ein Klistier in den Dickdarm oder über eine Nasensonde in den Dünndarm des Empfängers gebracht. Der Bakterienmix kolonisiert anschließend die Darmflora und drängt somit die krankmachenden Bakterien wieder zurück. Diese Behandlung kann mehrfach angewendet werden.
„Umfangreiche und überaus positive Erfahrungen mit der Behandlung der Bakterien gesunder Spender haben wir beispielsweise bei Darmentzündungen gemacht. Der Einsatz dieser Therapie bietet schon jetzt zusätzliche Behandlungsperspektiven, z. B. bei Übergewicht, Allergien, Hauterkrankungen, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und weiteren Autoimmunerkrankungen“, erklärt Dr. Merloni. „Spannende Untersuchungen laufen derzeit auch zum Thema: Zusammenhang zwischen Psyche und Darmflora. Die Stuhlverpflanzung ist sehr nebenwirkungsarm, wenn auch einschränkend betont werden muss, dass derzeit noch keine Langzeitbeobachtungsdaten nach erfolgter Behandlung existieren.“
Die Knappschaftsklinikum Saar GmbH:
Die Knappschaftsklinikum Saar GmbH besteht aus den beiden Krankenhäusern in Püttlingen und Sulzbach, die zu den kompetentesten medizinischen Einrichtungen in der Region Saar-Lor-Lux zählen. Als Akademische Lehrkrankenhäuser der Universität des Saarlandes umfassen sie 19 medizinischen Fachabteilungen, 4 Zentren, 2 zertifizierten Stroke Units, 2 Krankenpflegeschulen, eine Vielzahl an Sondereinrichtungen und zahlreichen Kooperationen mit anderen sozialen Einrichtungen.