Wie kann es gelingen, mit Unterstützung durch künstliche Intelligenz (KI) gesundheitliche Veränderungen so frühzeitig zu erkennen, dass Risiken und eine Verschlechterung der Gesundheit vermieden werden können? Dazu hat das Saarbrücker Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso-Institut) gemeinsam mit weiteren Partnern das Projekt KI@Home erfolgreich gestartet. Ziel des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekts ist die Entwicklung eines selbstlernenden Systems zur Risikovorhersage für den Bereich altersgerechtes Wohnen. Im Ergebnis sollen Notfalleinsätze und Krankenhausbehandlungen reduziert und die Lebensqualität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhöht werden.
Das KI-System wird in einem ersten Schritt mit Hilfe von 75-100 Teilnehmenden trainiert, die aus dem Einzugsgebiet der Projektpartner Pflegewerk Berlin und AOK Nordost rekrutiert werden. Mit den im Projekt erhobenen Sensor- und Gesundheitsdaten sollen ereignisrelevante Werte identifiziert oder abgeleitet werden. Diese Daten werden zum Trainieren von Machine-Learning-Modellen genutzt, um die individuelle Eintrittswahrscheinlichkeit von zukünftigen Krisen oder Gefahrensituationen vorherzusagen und gleichzeitig altersassoziierte Gesundheitsrisiken besser einschätzen zu können. Der Fokus liegt dabei auf der Erkennung von beginnender Demenz bzw. Depression, einer Verschlechterung der Mobilität bzw. erhöhter Sturzgefahr sowie der plötzlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes durch akute Beschwerden. Solche Prognosen erlauben es, Betroffene oder gegebenenfalls Angehörige oder Pflegepersonal frühzeitig zu warnen und auf Risiken hinzuweisen.
Mit dem Vorhaben versprechen sich die Projektpartner unter anderem die Möglichkeit, Einsparpotenziale aus der Vermeidung von Notfalleinsätzen und stationären Behandlungen zu erzielen. Darüber hinaus soll die Lebensqualität der Teilnehmenden und deren Verwandten erhöht sowie positive Auswirkungen auf das Dienstleistungssystem und auf die Arbeit der Versorger erzielt werden.
Das iso-Institut übernimmt innerhalb des Verbundprojekts, das von der Berliner Better@Home Service GmbH koordiniert wird, die sozialwissenschaftliche Analyse. In diesem Rahmen werden die relevanten gesundheitlichen Parameter innerhalb der Zielgruppe der älteren, gesundheitlich vulnerablen Menschen definiert und erhoben. Darüber hinaus wird eine Analyse der Technikakzeptanz bei den Nutzer*innen und den beteiligten Dienstleistern durchgeführt. In diesem Rahmen wird untersucht, wie sich die verwendete Technik auf die Interaktion der Proband*innen mit den am Versorgungssetting beteiligten Dienstleistern auswirkt und wie sozio-technische Systeme gestaltet sein müssen, um eine Anschlussfähigkeit an Alltags- und Arbeitsroutinen herstellen zu können.
Beteiligte Projektpartner:
- AOK Nordost, Berlin
- Better@Home Service GmbH, Berlin (Verbundkoordinator)
- Charité – Universitätsmedizin Berlin, Forschungsgruppe Geriatrie (CFGG)
- Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Saarbrücken
- Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso), Saarbrücken
- Netz-Werker AG, Berlin
- Pflegewerk Berlin GmbH, Berlin