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Lesematinee mit Andreas Wunn

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Immer wieder mussten neue Stühle bereitgestellt werden, so groß war der Zustrom von Literaturbegeisterten, als Andreas Wunn auf Einladung des St. Ingberter Literaturforums (ILF)  in der Stadtbücherei seinen Debütroman „Saubere Zeiten“ präsentierte. Der charmante Fernsehmoderator aus Berlin hatte mit Mutter und Sohn familiäre Unterstützung mitgebracht.

 Schließlich geht es in dem erfolgreichen Roman um das dramatische Schicksal einer Unternehmerfamilie mit starken Bezügen zu St. Ingbert, wo sein als Drogist ansässiger Großvater ein erfolgreiches Waschmittel entwickelt hatte, dadurch zu großem Reichtum gelangte und später wieder alles verlor.

 Anhand geschickt ausgewählter Textpassagen stellte  Andreas Wunn das mehr als drei Generationen umfassende Personal seiner Familiensaga vor und führte in zentrale Handlungsorte ein: „Berlin, Rio und Trier kenne ich am besten“. Er legte großen Wert auf die Feststellung, dass zwar der Ausgangspunkt der Handlung real sei – „mein Vater hat uns ein regelrechtes Familienarchiv hinterlassen“ – , Lücken in der Überlieferung jedoch immer wieder durch freie Erfindungen geschlossen werden mussten.

Im Roman durchdringen sich mithin Realität und Fiktion. „Langsam schreiben zu können und dann noch wichtige Dinge erfinden zu dürfen, ist für einen Journalisten wahre Erholung“, bekannte der Autor, der als Auslandskorrespondent sechs Jahre lang aus Rio de Janeiro berichtete, heute das ZDF-Morgenmagazin und Mittagsmagazin leitet und für seine journalistische Arbeit mehrfach ausgezeichnet wurde.

Andreas Wunn spielt mit den Erzählsträngen und  Zeitebenen, vermischt immer wieder Vergangenes und für den Erzähler Gegenwärtiges. Vieles wird anerzählt, aber nicht auserzählt – „ganz schön gemeine Cliffhanger“. Doch der Leser findet sich in diesem Rhythmus gut zurecht und behält stets den Überblick. Das ist nicht zuletzt der klaren und präzisen Sprache des Romans zu verdanken.

 Das große Geheimnis der Familie gibt Andreas Wunn auch in dieser Lesematinee nicht preis, „ein Buch will ja schließlich auch verkauft werden“. Doch sein Auditorium erhielt tiefe und bewegende Einblicke in eine große Geschichte von Vätern und Söhnen, Sprachlosigkeit und Schuld zwischen den Generationen und in eine Liebe, „die wie Waschpulver zwischen den Fingern zerrinnt“.

In dem von ILF-Sprecher Jürgen Bost moderierten Publikumsgespräch ging es vor allem um konkrete topografische Bezüge und Erinnerungen an die einst hier ansässige Familie Wunn. Gleich drei ehemalige Mitschüler seines Vaters konnte Andreas Wunn ausmachen. Das Fazit des weit gereisten Autors: „Ich muss unbedingt noch einmal nach St. Ingbert zurück“.

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