Es war ein triumphaler Empfang für Sarah Wagenknecht und Oskar Lafontaine, der beiden Lichtgestalten der LINKEn im Großen Restaurant des Saarländischen Landtags. Die mehr als 300 Gäste hatten schon eine Weile neugierig auf die Reden gewartet, denn erst vor einigen Tagen hatte das prominenteste Politikerpaar Deutschlands wieder „einen rausgehauen“: Sie warben für eine linke Sammlungsbewegung, die ihre eigene Partei ebenso umfassen sollte wie die Grünen und weite Teile der SPD.
Kein schlechter Schachzug, denn insbesondere die SPD befindet sich gegenwärtig auf einem Schlingerkurs, der atemberaubend wirkt. Insbesondere die linken Genossen fühlen sich nicht mehr von ihrer Parteiführung vertreten, was auch im Saarland klar wurde als sich beispielsweise die Vorsitzende des Ortsverbandes Friedrichsthal öffentlich via facebook gegen die Wiederauflage einer Großen Koalition aussprach und ihre Landesvorsitzende in spe, Anke Rehlinger, massiv angriff.
Doch zurück zum Neujahrsempfang der Linken. Sarah Wagenknecht sprach das Thema Rente an. Die Sondierungsgespräche hätten bei der Grundsicherung einen Aufschlag von 80 Euro ergeben, wo hingegen die Änderung des Rentensystems nach österreichischem Vorbild – dort zahlen alle Erwerbstätigen in die Kasse – eine nahezu Verdopplung der Bezüge ergäbe.
Außerdem prangerte sie die Verringerung des Arbeitslosenbeitrags an. Das habe Folgen für diejenigen, die auf die Gelder angewiesen seien, denn wo „weniger eingezahlt wird, kann auch weniger ausgezahlt werden.“ Mit Blick auf die Sammlungsbewegung merkte Wagenknecht an: „Wir müssen größer und breiter werden.“
Oskar Lafontaine schlug argumentativ in dieselbe Kerbe: Man habe ihm vorgeworfen, ein Spalter zu sein. Doch der Dümmste müsse kapieren, dass „sammeln nicht spalten“ bedeute. „Mir ist nicht egal, was mit der SPD geschieht.“ bekannte der ehemalige Vorsitzende der deutschen Sozialdemokratie und verwies auf den Verlust von über 10 Millionen Stimmen seit seiner Zeit. Und er verlangte von der SPD die Erhöhung des Mindestlohns: „Warum trauen die sich das nicht? Wissen die nicht, was Sozialdemokratie einmal war?“
Damit hatte er nicht nur seinen Parteifreunden von DER LINKE aus dem Herz gesprochen, sondern auch vielen Gewerkschaftern und SPDlern, die ebenfalls an diesem Abend hören wollten, was Lafontaine zu sagen hatte. Und ersetzte einen drauf: „Wenn die (gemeint war die Große Koalition – Anm. der Redaktion) so weiter machen, dann knallt es irgendwann!“ womit er auf die AFD deren rassistische Tendenzen abhob. Genau deshalb brauche man eine starke linke Sammlungsbewegung, um das Erstarken dieser Strömungen besser bekämpfen zu können.
Die Macht gehöre den Konzernen. Fünf Menschen besässen das gleiche Vermögen wie die Hälfte der Menschen auf dieser Erde. Das sei nicht erträglich. Weltunternehmen wie Google enteigneten die Menschen nicht nur wirtschaftlich. Es gäbe eine „Enteignung des Privatlebens“ und zog sein Smartphone heraus. Am Ende zitierte er Jean Jaurès mit den Worten: „Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich.“ und verglich diesen Satz mit einer Äußerung von Papst Fanziskus I., der gesagt habe: „Diese Wirtschaft tötet.“, womit er die Anwesenden zu stehenden Ovationen brachte.
Was uns noch auffiel: Die Anhänger von Thomas Lutze (MdB), der sich ja eine heftige Auseinandersetzung mit Astrid Schramm geliefert hatte, waren der Veranstaltung weitestgehend fern geblieben. Auch bei den LINKEn gibt es tiefe Risse, nicht nur in der Bundespartei.