Im Alter von 90 Jahren ist der bekannteste saarländische Schriftsteller, Ludwig Harig, in seiner Heimatstadt Sulzbach gestorben. Der ehemalige Volksschullehrer lließ sich 1970 beurlauben und beendete den Schuldienst 1974. Seither ist er als freier Schriftsteller tätig. Bereits Mitte der 1950er Jahre veröffentlichte er kleinere literarische Texte in Literaturzeitschriften und Anthologien. Durch den intensiven Kontakt mit der Stuttgarter Gruppe um Max Bense wurde er mit seinen experimentellen Texten, vor allem seinen Permutationen, zu einem wichtigen Vertreter der Konkreten Poesie. Gleichzeitig und verstärkt in den 1960er Jahren entwickelte er das Hörspiel weiter unter hauptsächlicher Verwendung von collagierten O-Tönen. Es entstanden erste selbständige Buch-Veröffentlichungen, in denen er seine Montage- und Collage-Technik vervollkommnete.
Harig war auch als Übersetzer französischer Literatur tätig, vor allem von Werken des großen Raymond Queneau, dessen Stil sein Schreiben ebenfalls stark beeinflusste. Ebenso schreibt Harig auch Texte in saarländischer Mundart.
Einem größeren Publikum wurde Harig 1986 bekannt durch seinen großen Zeitroman „Ordnung ist das ganze Leben„, in dem er anhand der Lebensgeschichte seines Vaters auch seine eigene Jugend und die Geschichte seiner Familie verarbeitete. Riha beschreibt Harigs Stil: „Über das rein Inhaltliche hinaus ist von struktureller Bedeutung, dass es dem Autor weniger um die Nacherzählung einer linearen Lebensgeschichte als vielmehr um den Versuch geht, aus zahlreichen Einzelheiten, die sich als Redewendungen, Gesten und Verhaltensformen im Gedächtnis erhalten haben, die Spur der väterlichen Existenz zu zeichnen und ihr das ‚Geheimnis’ zu entlocken, das sie zeitlebens umgab“ (zitiert nach KLG). Diesem ersten Band seiner autobiografischen Roman-Trilogie folgte 1990 als zweiter Teil „Weh dem, der aus der Reihe tanzt“ und 1996 der Abschluss mit „Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf„.
Harig war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt, der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur sowie der Mannheimer Freien Akademie der Künste. (wikipedia)