Wenn am 1. November um 20.45 Uhr das Pokalspiel des 1. FC Saarbrücken gegen den FC Bayern in Millionen bundesdeutsche Wohnzimmer flimmert, werden sich nicht wenige Zuschauer fragen, warum sie dauernd schwarze Balken im Sichtfeld haben. Im Saarland weiß man: Das sind keine Bildstörungen, sondern die berühmten „Kuhweiden“, die aus finanziellen Gründen unbebauten Flächen im unteren Teil der Herbert-Binkert-Tribüne. Eine Schande, wenn man weiß, dass der Umbau – ein Neubau war es ja nicht – fast 50 Millionen Euro verschlang.
Der Schandfleck führt nicht nur optisch zu Beeinträchtigungen, sondern auch dazu, dass die schon geringe Kapazität des Ludwigsparksstadions mit 16003 Plätzen, die mittlerweile im Stehbereich aus Sicherheitsgründen nochmals um 600 verringert wurde, schon im Drittligabetrieb nicht immer ausreicht. Gerade bei den sogenannten „Rotspielen“ gegen attraktive Gegner wie Mannheim oder Dresden könnte der 1. FC Saarbrücken deutlich mehr Karten verkaufen. Und trotz sportlicher Stagnation steigt die Attraktivität des Vereins, der die Flut an Aufnahmeanträgen kaum bewältigen kann.
Provisorische Tribünen nicht erlaubt
Um die Situation zu verbessern, wäre es denkbar, die freien Flächen mit provisorischen Tribünen auszustatten. Doch das ist lt. Presseamt der Landeshauptstadt Saarbrücken nicht möglich: „Für das Besucherinteresse bei solchen Ausnahme-Ereignissen wurde das Stadion nicht konzipiert. Das Stadion ist auf Basis der bestehenden Baugenehmigung aus dem Jahr 2015 fertiggestellt worden. Damals spielte der 1. FCS in der Regionalliga. In der Genehmigung wurde die heutige Besucherkapazität festgelegt, ohne den Ausbau der sog. ‚Kuhweiden‘. Auf der genehmigten Besucherkapazität basiert auch das Sicherheitskonzept (z. B. Entfluchtungswege etc.) Ein kurzfristiges Aufrüsten ist daher nicht möglich.“
Pressesprecher Blug führt jedoch weiter aus: „Eine nachhaltige Entwicklung der Nordtribüne ist aus unserer Sicht aber denkbar. Zur weiteren Entwicklung der Nordtribüne sind wir im konstruktiven Austausch mit dem 1. FCS. Beide Vertragsparteien wissen, dass durch verschiedene Änderungen des Verbandsrechts seit der Erteilung der Baugenehmigung für den Umbau des Ludwigsparkstadions eine Zweitligatauglichkeit noch nicht vollständig gegeben ist.“
Gespräche über „nachhaltige Entwicklung der Nordtribüne“
Diese Zeilen dürften von der Vereinsführung mit Freuden wahrgenommen worden sein. Schon vor etwa acht Jahren ist der 1. FC Saarbrücken mit einem anspruchsvollen Konzept an die damalige Stadtregierung herangetreten, was nun zum Tragen kommen könnte. Darin war eine PPP (private public partnership) vorgesehen, also eine Partnerschaft zwischen der Stadt und einem privaten Investor.
Die Vorstellung war, die Nordtribüne vollkommen umzugestalten und die Fläche der Skaterbahn (Siehe Abbildung von google maps oben, an der Abzweigung Camphauser Straße / An der Saarlandhalle) hinzuzunehmen. Der Bereich sollte zu einer modernen Tribüne einschließlich zusätzlicher Logen, einem Hotel und der Geschäftsstelle des 1. FC Saarbrücken umgewandelt werden. Aber damit nicht genug. Das ganze Areal sollte umgeplant werden, einschließlich Sportfeld und Icehouse. Die Discothek sollte einem großen Parkhaus weichen, das natürlich auch von den Besuchern der Saarlandhalle genutzt werden könnte. Im Sportfeld selbst wären weitere Änderungen vorgesehen. So sollte der untere Kunstrasenplatz in einen Naturrasen umgewandelt und die Räumlichkeiten den Trainingsanforderungen eines Zweitligaclubs angepasst werden.
Die Stadtverwaltung reagierte verhalten: „Für einen dauerhaften Umbau gibt es im Mietvertrag mit dem FCS bereits Eckpunkte, auch hinsichtlich der Finanzierung – und auch einer Beteiligung durch den Verein. Eine Entscheidung über weitere städtische Investitionen trifft letztlich der Stadtrat. Die von Ihnen beschriebene Idee eines PPP-Projektes wurde noch nicht an die aktuelle Verwaltungsspitze herangetragen. Wir werden weitere Abstimmungsgespräche mit dem Verein führen, dann werden wir auch hierzu weitere Infos erfragen.“