StartFCSMitgliederversammlung des 1. FC Saarbrücken: Zahlenwerk und Kleinkrieg

Mitgliederversammlung des 1. FC Saarbrücken: Zahlenwerk und Kleinkrieg

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Die Reihe der denkwürdigen Mitgliederversammlungen des 1. FC Saarbrücken wurde gestern um eine weitere Veranstaltung erweitert. Zuerst aber mussten die 1012 registrierten Vereinsangehörigen eine Hiobsbotschaft entgegennehmen: Weder der an einer schweren Grippe erkrankte Präsident Hartmut Ostermann, noch Aufsichtsratschef Aron Zimmer waren anwesend. Ihre Rollen wurden zwischen Vize-Präsident Salvo Pitino und Kassenprüfer Prof. Dr. Peter Bilsdorfer aufgeteilt, wobei letzterer die Tagungsleitung übernahm.

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Man darf davon ausgehen, dass dies nicht wieder geschehen wird, denn von Beginn der Versammlung an zog sich der renommierte Jurist den Unmut großer Teil der Anwesenden zu. So zitierte er zu Beginn die Satzung und appellierte, respektvoll und friedlich miteinander umzugehen, versuchte dann aber gleich die Wünsche auf Änderung der Tagesordnung abzuschmettern. Das kam nicht gut an. Als er dann dem ehemaligen Schatzmeister Peter Donauer entgegenhielt „Ich habe im Vorfeld der Veranstaltung gelesen, dass dies eine Karnevalsveranstaltung wäre“, war sämtlicher Respekt geschwunden. Das Ergebnis der folgenden Abstimmung per Hand über die Vorziehung der drei letzten Punkte, konnte er „nicht abschätzen“, also wurde zu Beginn gleich eine schriftliche Abstimmung mit anschließender Auszählung beschlossen. Das Ergebnis war, wie vorher in der Handabstimmung für die allermeisten sichtbar, die Vorziehung der Tagesordnungspunkte.

Zentrale Themen der folgenden Anfragen der Mitglieder behandelten die Terminierung der Mitgliederversammlung – sie soll künftig an einem Wochenende stattfinden -, die schwierige Erreichbarkeit des Stadions für Behinderte – Busse fahren nicht bis zum Stadion bzw. es gibt nur sehr wenige Parkplätze und die jüngst vom Bundesverfassungsgericht beschlossene Beteiligung der Vereine an den Polizeikosten.

Vizepräsident Salvo Pitino eröffnete den Abschnitt „Berichtswesen“. In seiner Rede betonte er die Fortschritte des Vereins in den vergangenen 22 Monaten. Der Verein stehe wirtschaftlich stabiler denn je und habe zahlreiche Rekorde gebrochen. Mit Maßnahmen wie der Einführung eines neuen Fanshops, einem digitalen Mitgliederverwaltungssystem und der Modernisierung des Sportfeldes sei die Infrastruktur des Vereins erheblich verbessert worden. Das Merchandising, das sich unter seiner Leitung befindet, sei richtig durchgestartet und er bedanke sich ausdrücklich bei Andreas Wolny, der von dem anderen Teil des Präsidiums im November gekündigt worden war.

Kein Wunder, dass sein Präsidiumskollege Dieter Weller diesen Punkt massiv konterkarierte, ohne Pitino jedoch direkt anzugreifen. Auf 100 Euro Einnahmen kämen 94 Euro Kosten für den Einkauf, rechnete der Steuerberater vor. Normal seien 53 Prozent. Es seien hohe Bestände von über 800.000 Euro angehäuft worden, die nun „abverkauft“ werden müssten. Beziehe man Lager und Personalkosten ein, habe der Verein im Merchandising draufgelegt. Es sei schlecht gemanagt worden, deshalb wolle man diesen Bereich künftig in „Spezialisten“-Hände geben. Interessierte, die sich angesprochen fühlen, dürften sich gerne bewerben.

Aber auch der Schatzmeister wurde in der abschließenden Aussprache aus dem Plenum angegangen. Hatte er doch gesagt, dass die Verbindlichkeit von sechs Millionen Euro, die aus der Zeit der Kirchpleite bestehe, mit einer einmaligen Zahlung von 500.000 abgegolten sei und nicht mehr in der Bilanz auftauche. Wenig später allerdings erklärte er der versammelten Mitgliedschaft, dass im Falle eines Aufstiegs in die zweite Liga eine weitere Summe fällig werde. Diese, so Meiko Palm, sei jedoch „überschaubar“.

Das Zahlenwerk an sich konnte in den 40 Minuten der Berichterstattung nicht vollumfänglich besprochen werden. Den größten Anteil der Rede Wellers nahm so die aus der Fanschaft geforderte Aufklärung darüber ein, was mit den Pokalmillionen passiert sei. 2 Millionen seien an Prämien bezahlt worden, eine Million an Kosten. Dann legte Weller eine Liste von 180 Positionen vor, die von Geräten für den sportmedizinischen Bereich bis hin zur Renovierung der Küche im Sportheim reichte.

Am Ende der Saison steht ein Gewinn von 815.000 Euro vor Steuern. Der Schatzmeister freute sich sehr darüber, zum ersten Mal Steuern bezahlen zu können. Und er rechnete vor, welche Einnahmen der deutsche Staat aus dem Verein beziehe. Da war er schon beim nächsten zentralen Punkt der Veranstaltung, der Kostenbeteiligung der Vereine an den Polizeieinsätzen. „Wir sind tief verankert in der Gesellschaft. Da kann es doch nicht sein, dass man Kosten der Sicherheit im öffentlichen Raum den Vereinen in Rechnung stellt. Das geht gar nicht!“

Für letztere Bemerkung heimste Weller viel Beifall ein. Insgesamt wurde vor allem an der Bundespolizei harsche Kritik geäußert. Ein älterer Mann beschreibt eine Szene, als er am Ostbahnhof im Vorfeld eines Spieles von einem Beamten in die Nieren geboxt wurde. Kein Einzelfall, wie die Vorgänge des vergangenen Wochenendes demonstrierten.

Meiko Palm vertrat den verhinderten Aufsichsratsvorsitzenden Aron Zimmer und beschrieb die regelmäßigen Sitzungen und Treffen mit Fanclubs, Sponsoren und Abteilungen des Vereins sowie die Arbeit an wichtigen Projekten wie der Satzungskommission und der Aufarbeitung der NS-Zeit. Palm hob hervor, dass der Aufsichtsrat stets ansprechbar sei und die Anliegen der Mitglieder ernst nehme.

Allerdings kritisierte Palm auch interne Probleme, die die Zusammenarbeit zwischen Präsidium und Aufsichtsrat belasteten. Er forderte mehr Zusammenhalt und appellierte an alle, persönliche Interessen zugunsten des Vereins zurückzustellen: „Es gab eben unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ eine Wortmeldung zum Thema Zusammenhalt. Da sind wir von und ganz dabei. Ich muss ehrlich gestehen, es geht nicht nur um den Zusammenhalt. Es wurde appelliert, wir sollen uns den Arsch aufreißen und gemeinsam nach vorne schauen. Ja, ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Wenn es eine Ehre ist, diesem Verein zu dienen, dann sind private Interessen, hintenanzustellen. Wenn ich dann auf E-mails keine Antwort bekomme und dann irgendwann ein Lebenszeichen erhalte, in dem es nur um eine Schlammschlacht einer privaten GmbH geht, dann ist man hier fehl am Platz. Das funktioniert so nicht.“

Zudem wies er darauf hin, dass ein Tagesordnungspunkt der Mitgliederversammlung, die Ernennung von Ehrenmitgliedern, aus satzungsrechtlichen Gründen nicht behandelt werden könne, da keine Abstimmung mit dem Aufsichtsrat erfolgt sei. Die Namen der Ehrenmitglieder seien dem Aufsichtsrat nicht genannt worden. TOP 12 der Tagesordnung entfalle deshalb. „Wir hoffen, dass die Zusammenarbeit in den kommenden Wochen wieder funktioniert“. Unser Information nach sollten fünf Ehrenmitglieder ernannt werden: Dieter Ferner, Wolfgang Seel, Reinhard Klimmt, Werner Otto und Patrik Scholer (Patti66).

Nico Weißmann

Weitere Berichte aus den Abteilungen kamen von Winfried Klein (Frauen) und Nico Weißmann (Jugend), beide mit grundsätzlich positivem Tenor, was die sportlichen Erfolge angeht. Die Damen des 1. FC Saarbrücken seien aus eigener Kraft in der Lage, den Aufstieg zu schaffen, so Klein. Weißmann lobte die Tatsache, dass die Jugendarbeit des FCS immerhin drei Spieler hervorgebracht habe, die jüngst einen Profivertrag abschließen konnten (Rhani Abdennour, Andy Breuer und Luca Kerber).

Jörg Alt, der 1. Vorsitzende des 1. FC Saarbrücken, legte in seiner Rede während der Mitgliederversammlung einen umfassenden Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr vor. Dabei hob er den erfolgreichen Betrieb des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) hervor, das weiterhin ohne Auflagen in der Kategorie 3 eingestuft ist und Fördermittel vom DFB erhält. Alt betonte die Bedeutung des NLZ für die langfristige Entwicklung des Vereins, insbesondere durch die Förderung von Talenten, die den Sprung in die Profimannschaft schaffen. Auch die zweite Mannschaft erlebte eine erfolgreiche Saison und führt aktuell die Tabelle der Verbandsliga Südwest an. Er lobte die hervorragende Arbeit des Trainer- und Funktionsteams sowie die nachhaltige Planung, um künftige Anforderungen, wie die U23-Vorgabe, zu erfüllen. Zudem reflektierte Alt über die Herausforderungen des Profibereichs, mahnte jedoch zu einer sachlichen Analyse, insbesondere angesichts teils schwankender Leistungen. Alt unterstrich die soziale Verantwortung des Vereins, indem er auf Benefizaktionen und Spendeninitiativen verwies, die von Spielern, Fans und dem Verein selbst organisiert wurden. Er rief zur Einheit und Zusammenarbeit auf, um den 1. FC Saarbrücken sowohl sportlich als auch kulturell weiterzuentwickeln und als Verein mit klaren Werten zu positionieren.

Taifour Diane

Fazit: Der 1. FC Saarbrücken steht finanziell und sportlich sehr gut da und könnte in diesem Jahr endlich die Früchte jahrelanger Aufbauarbeit ernten. Denn unabhängig von den Vorboten der kommenden Wahlen im Spätherbst, haben viele Leute daran gearbeitet, dass der Verein eine gesunde Basis vorweisen kann. Das ist das positive Ergebnis der gestrigen Mitgliederversammlung. Das Negative überwog jedoch. Die innere Verfasstheit des größten Clubs an der Saar wirkt nachhaltig beschädigt. Viele Mitglieder schüttelten die Köpfe über offensichtlich unwahre Behauptungen verschiedener Verantwortlicher, die auch noch während der Sitzung zu Tage traten. So verlangte Dieter Weller den Nachweis, dass er während eines SaarTalk-Sendung von zwei Millionen Euro Verbindlichkeiten gesprochen habe. Den lieferten einige Mitglieder noch während der Sitzung. Vize Pitino wurde Eigeninteresse und Missmanagement vorgeworfen, was wiederum Weller mit Zahlen belegte. Kassenprüfer und Sitzungsleiter Bilsdorfer lieferte einen bedauerlichen Auftritt. Eine beispielhafte Reaktion, die wir erhielten, lautete: „Der Verein wird von Clowns regiert die nur ihren persönlichen Vorteil im Blick haben… Die ganze Veranstaltung hat mich ziemlich demoralisiert“.

Das sind keine guten Vorzeichen für die zum Jahresende anstehenden Neuwahlen. Zwischen Vereinsführung und Mitgliedern hat sich eine große Lücke eröffnet, die womöglich nur durch frische Ideen und frisches Führungspersonal auf allen Ebenen geschlossen werden kann.

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