Saarbrücken-Rastphul. Am 9. Februar fand in der Kirche St. Paulus eine musikalische Lesung unter dem Titel „Anne Frank und die Mädchen aus Theresienstadt“ statt. Die Veranstaltung diente dem Gedenken an die Opfer des Holocausts.
Dekanatskantorin Katrin Saegner eröffnete die Lesung mit einer Einführung in das Leben von Anne Frank und begrüßte den Bratscher Raphael Luig. Anschließend trat der Chor „Junge Stimmen“ mit sechs Sängerinnen und einer jungen Vorleserin auf. Die Mädchen, alle im gleichen Alter wie Anne Frank, trugen zeitgenössische Kleidung und stellten jeweils einen alten Koffer vor sich ab.
Jede der Sängerinnen las eine kurze Passage aus Anne Franks Tagebuch, die durch das Verbinden ihrer Hände und lautstarkes Sprechen besonders betont wurden. Die Vorleserin ergänzte die Darbietung mit längeren Textpassagen aus dem Tagebuch.
Die Berliner Autorin Hannelore Brenner hat in ihrem Buch „Die Mädchen von Zimmer 28“ das Schicksal jüdischer Mädchen im Konzentrationslager Theresienstadt dokumentiert. Im Mädchenheim L410, Zimmer 28, lebten zwischen 1941 und 1944 jüdische Mädchen, die immer wieder erleben mussten, wer von ihnen zum gefürchteten Transport in die Vernichtungslager bestimmt wurde. Ihre Hoffnungen, Ängste und Fragen ähnelten denen von Anne Frank.
In der Lesung wurden Einträge aus Anne Franks Tagebuch mit den Schilderungen der Mädchen aus Theresienstadt verglichen. Briefe, Tagebucheinträge und Gedichte spiegelten ihre Sehnsucht nach Leben, ihre Ernsthaftigkeit und ihren tiefen Wunsch nach Normalität wider.
Katrin Saegner las ausgewählte Passagen aus Anne Franks Tagebuch, während Raphael Luig mit seinem Bratschenspiel die bedrückende Atmosphäre der Veranstaltung musikalisch unterstrich.
Zum Abschluss nahmen die Mädchen ihre Koffer auf und verließen die Kirche in einer Reihe – ein eindrucksvolles Bild, das an die Transporte in den Lagern erinnerte. Die gesamte Lesung fand in einer ergreifenden Stille statt. Nach der Veranstaltung bildeten sich Gesprächsgruppen, insbesondere ältere Zuhörerinnen und Zuhörer waren sichtlich bewegt von den tiefgehenden Darbietungen.