Im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit stößt man immer wieder auf den Begriff „Attitude-Behavior-Gap“. Man kann die Bezeichnung grob mit „Intentions-Verhaltens-Lücke“ übersetzen. Konkret hat dies zu bedeuten, dass Menschen im Alltag häufig anders handeln, als es ihre Einstellung gegenüber gewissen Dingen eigentlich zulässt. Doch was hat der Begriff mit dem Tourismus zu tun? Ein naheliegendes Beispiel ist, dass Urlauber über die CO2 Emissionen, die bei einem Flug entstehen, Bescheid wissen, die Reise aber trotz der Auswirkungen auf die Umwelt antreten.
Deutschland hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Die CO2 Emissionen konnten zwar bereits reduziert werden, die Zahlen müssen aber auch in den kommenden Jahren weiter sinken. Wir beschäftigen uns mit der derzeitigen Klimawirkung im Tourismus und erklären, wo im Moment noch die Schwachstellen liegen.
Aktuelle Lage: CO2 Emissionen im Tourismus
Wie nachhaltig kann Tourismus sein? Mit dieser Frage muss man sich beschäftigen, um zu verstehen, welche Herausforderungen es in der Branche gibt. Bislang wurden zwar bereits viele Klimastrategien ins Leben gerufen, jedoch sind einige davon noch nicht im Tourismus verankert. Viele Emissionen entstehen im Bereich der Mobilität – also bei der An- und Abreise. Beliebte Reiseziele der Deutschen sind für gewöhnlich Spanien, Griechenland und Italien. Diese Destinationen sind für viele bequemer mit dem Flugzeug zu erreichen. Die Schwierigkeit ist zusätzlich, dass viele Emissionen selbst während des Aufenthaltes entstehen. Viele Menschen wissen nicht, dass scheinbare Kleinigkeiten, wie der Transport der Koffer, Emissionen produzieren. Man muss also viele Einflussfaktoren im Tourismus berücksichtigen und bündeln, um eine Verbesserung zu erzielen.
Vor diesem Hintergrund ist es umso erstaunlicher, wie sich die Zahlen in den letzten Jahren entwickelt haben: Tatsächlich hat es Deutschland geschafft, die CO2 Emissionen im Tourismussektor zu reduzieren – und das, obwohl die Branche weiterhin wächst. Von den gesamten Treibhausgasemissionen, die im deutschen Inland produziert werden, fallen knapp 3 % auf den Tourismus zurück. Im Vergleich zum Jahr 2015 kann man also einen Rückgang feststellen.
Wie sich die Zahlen in der Zukunft entwickeln werden, lässt sich im Moment noch nicht voraussagen. Eine Reduzierung ist in jedem Fall nur dann möglich, wenn es weiterhin konkrete Strategien gibt, die zur Minderung der Emissionen beitragen. Der Bereich „Verkehr und Transport“ hinterlässt aktuell noch den größten CO2-Fußabdruck und die Zahlen sollen bis zum Jahr 2030 laut eines UNWTO-Berichts weiterhin steigen. In diesem Gebiet besteht also Handlungsbedarf. Wir stellen deshalb im Anschluss zwei Projekte in dem Bereich genauer vor.
Maßnahmen in der Luftfahrt
Im Jahr 2022 wurde das „Gemeinsame Papier der Bundesregierung“ zur klimaneutralen Luftfahrt vorgestellt. Im Rahmen des Papiers wurden Maßnahmen festgelegt, um die Auswirkungen des Flugverkehrs zu reduzieren. Bei den Aspekten, die genannt wurden, handelt es sich um eine Kombination aus Forschungsprojekten und Innovation. Wie viel davon umgesetzt werden kann, wird sich zeigen. Bei der CO2-Kompensation bei Flügen handelt es sich um ein Projekt, das es bereits in der Realität gibt. Dass man in Zukunft mehr für eine Flugreise bezahlen soll, wird jedoch nicht von allen Fluggästen angenommen. An dieser Stelle zeigt sich bei vielen Passagieren die eingangs beschriebene „Attitude-Behavior-Gap“.
Das 9-Euro-Ticket im ÖPNV
Nicht nur in der Luft, sondern auch am Boden gibt es gewisse Maßnahmen, durch die der Klimaschutz weiterhin gefördert werden soll. Im Vergleich zur zuvor beschriebenen Kompensation beim Fliegen wurde das sogenannte 9-Euro-Ticket von vielen Reisenden angenommen. Die Zahlen beweisen, welche Erfolge durch das Projekt erzielt werden konnten. Monatlich konnten durch das Ticket rund 600.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Einsparungen gehen zwar nicht komplett auf den Tourismus zurück. Mit Sicherheit gibt es aber auch einige Urlauber, die sich gegen die Fahrt im PKW und für die Reise in der Bahn entschieden haben. Die Auswirkungen des 49-Euro-Tickets werden sich nach der Einführung im Mai 2023 zeigen.