Saarbrücken, 6. März 2025 – Trotz der seit 2020 geltenden Masern-Impfpflicht für Kita- und Schulkinder weist das Saarland weiterhin zu niedrige Impfquoten auf. Der aktuelle BARMER-Arzneimittelreport zeigt, dass im Jahr 2022 landesweit jedes 17. sechsjährige Kind (6,0 Prozent) höchstens eine der zwei erforderlichen Impfdosen gegen Masern erhalten hat.
„Nötig sind gezielte Impfkampagnen und intensive Aufklärung, um Vorbehalte gegen die Impfung auszuräumen. Sind höchstens fünf Prozent der Bevölkerung nicht gegen Masern immunisiert, werden Ansteckungsketten derart effektiv unterbrochen, dass die Krankheit ausgerottet werden kann“, erklärt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Dieser Effekt der sogenannten Herdenimmunität sei entscheidend, um auch Menschen zu schützen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.
Masernimpfungen nehmen zu, doch Impflücken bleiben
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, die Masernimpfung bereits in den ersten zwei Lebensjahren zu verabreichen. Laut BARMER-Arzneimittelreport ist der Anteil der Kinder im Saarland, die in diesem Zeitraum überhaupt nicht gegen Masern geimpft wurden, von 4,9 Prozent im Jahr 2018 auf 3,4 Prozent im Jahr 2022 gesunken. Gleichzeitig stieg der Anteil der zweijährigen Kinder, die bereits beide empfohlenen Impfdosen erhalten haben, von 82,1 Prozent auf 87,5 Prozent.
„Dank der Masernimpfpflicht zeigt der Trend bei den Masernimpfungen im Saarland in die richtige Richtung, allerdings sind die Impflücken noch zu groß. Je größer die Impflücken in einzelnen Regionen ausfallen, desto mehr steigt dort das Risiko für Masernausbrüche“, betont Kleis. Trotz der positiven Entwicklung seien nach wie vor viele Kinder nicht ausreichend gegen Masern geschützt, eine der ansteckendsten Infektionskrankheiten überhaupt.
Hälfte der Kinder mit vollständigem Impfschutz
Der BARMER-Arzneimittelreport liefert zudem Daten zu weiteren Impfungen, die von der STIKO vor dem zweiten Geburtstag empfohlen werden. Demnach lagen die Impfquoten für Keuchhusten, Kinderlähmung und Wundstarrkrampf im Jahr 2022 bei 72,4 bis 87,5 Prozent.
Allerdings haben nur 58,5 Prozent der zweijährigen Kinder im Saarland alle 13 empfohlenen Impfungen in den ersten zwei Lebensjahren erhalten. Zudem blieb eine kleine, aber besorgniserregende Gruppe von 2,1 Prozent der Kinder komplett ohne Impfschutz.
„Der größte Feind der Impfungen ist ihr eigener Erfolg. Bei hohen Durchimpfungsraten sind Erkrankungen wie Masern kaum noch sichtbar, sodass Impfungen nicht als wichtige Schutzmaßnahme erkannt werden“, so Kleis. Dies führe dazu, dass das Bewusstsein für die potenzielle Gefahr schwerer Infektionskrankheiten allmählich verloren gehe.
Aufruf zur verstärkten Impfaufklärung
Das saarländische Gesundheitsministerium sowie die Krankenkassen rufen Eltern dazu auf, die bestehenden Impfangebote konsequent zu nutzen und die empfohlenen Schutzimpfungen für Kinder wahrzunehmen. Gerade in Zeiten steigender Impfskepsis sei eine umfassende Aufklärung und einfache Zugänglichkeit von Impfungen entscheidend, um zukünftige Krankheitsausbrüche zu verhindern.