Die Ausstellung „Esprit sportif“ im Saarlandmuseum präsentiert eine faszinierende Erkundung der Wechselwirkungen zwischen Kunst und Sport. Unter dem Thema „Esprit sportif“ wird der Sport nicht nur als körperliche Betätigung, sondern auch als eine Quelle kreativer Inspiration betrachtet. Die Ausstellung untersucht, wie Künstler verschiedene Sportarten und die damit verbundenen Emotionen und Bewegungen in ihren Arbeiten reflektieren und interpretieren. Dabei nutzten die Kuratoren vor allem die Schätze der eigenen Sammlung.
Die Idee hinter der Ausstellung
„Esprit sportif“ darf im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen und den Paralympics in Paris gesehen werden. „Das Saarland fühlt sich ja auch sehr verbunden mit unserem Nachbarn Frankreich. Und es war auch ein großes Anliegen der Ministerpräsidentin, dass das Saarland eben auch in dieser sportlichen Hinsicht sichtbar wird in der Welt und in der Kulturwelt. Und wir haben daraufhin dann unsere Bestände durchforstet, ob es Motive gibt, die Aufschluss geben darüber, wie Künstler sich mit dem Thema Sport im allgemeinen Sinne auseinandergesetzt haben“ beschreibt Dr. Roland Augustin die Idee hinter der Ausstellung, die unterschiedliche Bereiche in unterschiedlichen Farbbereichen – je nach Sportart – präsentiert wird.
Einer der Höhepunkte der Ausstellung ist eine Zeichnung von Henri Toulouse-Lautrec. Lautrec, bekannt für seine lebendigen Darstellungen des Pariser Nachtlebens, bringt seine dynamische Malweise in die Darstellung eines Pferderennens. Auch sein Zeitgenosse Pablo Picasso beschäftigte sich mit der Thematik.
Ein weiteres bemerkenswertes Exponat ist von Otto Steinert, einem bedeutenden Vertreter der experimentellen Fotografie. Steinerts‘ Fotografien, insbesondere die Serie „Sportler“, sind ein Paradebeispiel für seine innovative Herangehensweise an das Medium Fotografie. Durch seine experimentellen Techniken gelingt es Steinert, die Dynamik und die Ästhetik des Sports auf ungewöhnliche Weise zu erfassen. Seine Bilder sind nicht nur Momentaufnahmen, sondern erforschen die visuelle Sprache des Sports und dessen visuelle Komplexität. Die Abstraktion und die experimentellen Belichtungen in Steinerts Arbeiten fangen die Essenz der sportlichen Bewegung und die Emotionen der Athleten in einem neuen Licht ein.
Die Einzigartigkeit von Roland Wirtz‘ Fotografie
Roland Wirtz, der über drei Jahrzehnte im Saarland lebte und mit dem FC Saarbrücken verbunden war, hat eine bemerkenswerte Serie von Fotografien geschaffen, die insbesondere Fußballstadien und die Spiele darin dokumentieren. Seine bekannteste Serie „90 Minutes“ ist ein meisterhaftes Beispiel für Wirtz‘ Fähigkeit, die flüchtigen Momente eines Fußballspiels in einem einzigen Bild zu bündeln.
Das Konzept der Zeitdauer
Wirtz’ Ansatz in der „90 Minutes“-Serie ist besonders innovativ. Er belichtete seine Fotografien über die gesamte Dauer eines Fußballspiels – genau 90 Minuten. Dieser unkonventionelle Ansatz widersetzt sich der traditionellen Vorstellung von Fotografie als Momentaufnahme. Stattdessen experimentiert Wirtz mit der Idee, die gesamte Spielzeit in einem einzigen Bild einzufangen.
Technik und Ästhetik
Wirtz verwendete für seine Fotografien Direktbelichtungspapiere, die für ihre außergewöhnliche Haltbarkeit und Farbtiefe bekannt sind. Diese Papiere, die er direkt vor Ort belichtete, tragen zur besonderen Ästhetik seiner Bilder bei. Die Wahl dieses Materials ist nicht nur eine technische Entscheidung, sondern auch eine Hommage an die Tradition der Fotografie. Der metallische Glanz und die Spiegelungen auf den Papierrändern unterstreichen die historische Dimension seiner Arbeiten und erinnern an die frühen Tage der Fotografie, als Bilder auf Metallplatten festgehalten wurden.
Die ästhetische Wirkung
Die Fotos von Roland Wirtz bieten eine besondere Perspektive auf die Welt des Fußballs. Durch die lange Belichtung wird der Moment des Spiels in einen abstrakten, aber tiefgehenden visuellen Ausdruck verwandelt. Das Bild wird nicht nur zu einer Dokumentation eines Ereignisses, sondern zu einer künstlerischen Interpretation der Essenz des Spiels. Denn am Ende zeigt sein Foto den Rasen, auf dem das Spiel 90 Minuten lang stattfand, leer. Von dem Kampf, den Emotionen, von Sieg und Niederlage ist nichts mehr zu sehen.
Neben Roland Wirtz zeigt die Ausstellung im Bereich Fotografie auch Werke von Victor van der Saar (11Meer) und dem unvergessenen Ferdi Hartung. Selbstverständlich sind auch die andere Sektoren höchst interessant. Exponate weltberühmter Künstler wie Slevogt, Archipenko, Corinth und Léger hängen Seite an Seite mit Werken lokaler Künstler wie Zolnhofer oder Weisgerber. Den Kuratoren, Dr. Kathrin Elvers-Švamberk und Dr. Roland Augustin, ist eine wundervolle Ausstellung gelungen, die noch bis zum 1. September in der Modernen Galerie besichtigt werden kann.