Zum Abschluss des Jahres wendet sich der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt noch einmal mit einem Bürgerbrief an die Bevölkerung. Darin bedankt er sich bei den Bediensteten und den Sicherheitskräften der Landeshauptstadt, die in der Krise Herausragendes geleistet haben und er fordert seine Bürger dazu auf, sich impfen zu lassen.
Hier der 9. Bürgerbrief im Original:
„Hinter uns liegt ein außergewöhnliches Jahr. Die Corona-Pandemie war und ist eine Herausforderung für unsere Stadt und die Menschen, die in ihr leben und arbeiten.
In oft atemraubender Geschwindigkeit haben wir Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit ergriffen. Damit unser Gesundheitssystem nicht kollabiert, haben wir alle in Kauf nehmen müssen, dass Grundrechte eingeschränkt werden. Die Maßnahmen bedeuten für viele Menschen auch dramatische Einschnitte in ihr soziales Leben und in ihre wirtschaftliche Existenz. Die pandemiebedingten Verwerfungen werden uns ganz sicher noch lange beschäftigen.
Die Menschen vertrauen gerade in Krisenzeiten dem Staat, eine besondere Rolle fällt der kommunalen Verwaltung zu, denn ihr obliegt die operative Umsetzung fast jeder Maßnahme. In besonderem Maße gefordert waren hierbei Gesundheitsamt, Ordnungsamt, Feuerwehr und Katastrophenschutz, die in diesem Jahr Außergewöhnliches geleistet haben. Für mich war es auch kein Zufall, dass sich die drei saarländischen Covid-Level-1 Krankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft befinden. Von der Notbetreuung in Kitas und Schulen, dem öffentlichen Personennahverkehr, über den Ver- und Entsorgungsbereich bis hin zur Kernverwaltung – das Team der Stadtverwaltung hat alles dafür getan, damit der Alltag der Menschen auch in diesem Krisenjahr in unserer Stadt funktionieren konnte.
Die Bürgerämter und das Standesamt waren geöffnet sowie praktisch alle anderen Bereiche unserer Verwaltung, sofern es aus Sicht des Infektionsschutzes erlaubt war: Bibliothek, Schwimmbad, Galerie, Spielplatz, Konzerte im DFG oder Zoo und Wildpark… Die Sicherheit stand bei allem natürlich an erster Stelle.
Es war ein absolutes Krisenjahr mit wirklich vielen schweren Entscheidungen und Anstrengungen. Unvergessen für mich die Maskenverteilaktion, die wir mit einem Werktag und einem Wochenende Vorlauf für eine Großstadt organisiert haben – eine logistische Meisterleistung zu deren Gelingen viele beigetragen haben.
Natürlich wurde auch in vielen anderen Bereichen in unserer Stadt Außergewöhnliches geleistet.
Die Polizei und alle Sicherheitskräfte haben ein extrem herausforderndes Jahr hinter sich. Mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl sowie der nötigen Präsenz und Durchsetzungsfähigkeit sind sie seit vielen Wochen und Monaten im Dauereinsatz, dafür möchte ich herzlich Danke sagen. Ebenso geht mein Dank an alle Menschen, die im Gesundheitssektor und in Pflegeeinrichtungen arbeiten, und auch jene, die viel Kundenkontakt haben, z.B. im Einzelhandel und und und …
Danke an alle, die sich ehrenamtlich engagieren, sei es im Katastrophenschutz, bei der Feuerwehr, für arme Menschen, gegen Einsamkeit oder für Kinder und Familien. Danke an alle, die den gemeinsamen Weg mitgegangen sind, die in diesem Jahr an ihre Grenzen gegangen sind, damit wir diese Krise gemeinsam gut überstehen.
Die nächste Station unseres Weges lautet: Lassen Sie sich impfen.
In diesem Jahr hat die Landeshauptstadt intensiv mit dem Regionalverband und den Umlandkommunen zusammengearbeitet – vor allem im gemeinsamen Krisenstab. Der Erfolg zeigt uns, dass wir auch in Zukunft diese Partnerschaft noch stärker ausbauen sollten. In den letzten Wochen haben Regionalverband und Landeshauptstadt gemeinsam das Impfzentrum am ehemaligen Messezentrum geplant und eingerichtet. Der Betrieb wird nun durch den Regionalverband organisiert und bald werden die Tore geöffnet. Wir hoffen, dass die Impfung uns in möglichst großen Schritten durch die Pandemie bringt. Ich kann hier nur an jeden Einzelnen appellieren. Wir müssen diesen Weg gemeinsam gehen, denn nur so führt er uns zum Ziel. Mein Appell daher: Lassen Sie sich impfen, wenn Sie an der Reihe sind!
Unser Ziel: Arbeitsplätze sichern in Handel und Gastronomie.
Vielleicht haben Sie im letzten Sommer die ausgeweitete Außengastronomie am St. Johanner Markt genossen oder waren Kunde bei einem unserer Schausteller, die im Sommer wie auch im Herbst ihre Buden verteilt über Stadt öffnen durften. Auch die neue Weihnachtsbeleuchtung in der Bahnhofstraße hat dazu beigetragen, dass sich auch in dieser schwierigen Zeit Menschen mit Freude durch unsere Stadt bewegen. Es sind Maßnahmen, mit denen die Stadtverwaltung Saarbrücker Familien, Gastronomie, Handel und Gewerbe in der Pandemie unterstützt haben. Auch die gute Nachricht, dass beide Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof in unserer Stadt geöffnet bleiben, bestärkt uns darin, dass es sich lohnt, für den stationären Handel zu kämpfen. In einer attraktiven Stadt wird es ihn immer geben und das ist Saarbrücken ohne Zweifel.
Es ist in diesem Sinne kein Widerspruch, wenn ich in diesen Tagen wieder auf unser Lieferportal www.einkaufen.saarbruecken.de verweise. Seit wenigen Tagen sind wieder viele Läden in unserer Stadt pandemiebedingt geschlossen. Diese brauchen Ihre Unterstützung und Ihren Einkauf, also schauen Sie für Ihre letzten Weihnachtsgeschenke unbedingt auch ins Onlineangebot unseres stationären Handels rein. Denken Sie auch an Geschenkgutscheine von den Einrichtungen, die derzeit geschlossen sind, von Museen, Sport- und Freizeiteinrichtungen, darunter auch das erst kürzlich wiedereröffnete Erlebnisbad Calypso.
Auch wenn ein Restaurantbesuch derzeit nicht möglich ist, greifen Sie gerade jetzt auf
Lieferdienste unserer Gastronomie zurück und lassen Sie sich von dieser auch zu Hause verwöhnen. Angebote finden Sie unter www.liefern.saarbruecken.de.
Zu den weiterhin geöffneten Geschäften gehört übrigens auch der Hofverkauf der Bruch Brauerei. Sie ist die älteste saarländische Brauerei und hat ihren Sitz in Saarbrücken – dies soll natürlich auch so bleiben.
Sommerstadt, Hipsterstadt, süßeste Stadt – Saarbrücken macht vor allem gute Schlagzeilen als Stadt des Sports, der Kultur und der Kreativen.
Die Tageszeitung „Die Welt“ hat Saarbrücken im Sommer zu Deutschlands Sommerstadt Nr. 1 gekürt. Hintergrund dieser Platzierung war auch unsere Entscheidung, alle unsere städtischen Bäder zu öffnen. Eine andere Studie aus diesem Jahr besagte, dass wir auf Platz 2 der deutschen Hipstermetropolenstehen – auch dieser Titel steht uns als urbanes Zentrum der Großregion gut. Dass wir für eine außerordentlich gute Gastronomie und guten Geschmack bekannt sind, wussten viele schon vorher zu schätzen. Neu war auch für mich, dass wir bei den Konditoreien, Patisserien und Co. bezogen auf die Einwohnerzahl in Deutschland vorne liegen.
Der Sommer hatte auch im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft seine schöne Seite. Saarbrücken hat für die Kreativszene ein eigenes Solidaritätsprogramm aufgesetzt.
Kulturschaffende, Kulturveranstalter und -betriebe konnten für ihre Veranstaltungen einen Zuschuss erhalten und damit Risiken der Pandemie abfangen. Wir haben damit einen Beitrag geleistet, damit möglichst viel von unserer breiten Kulturszene erhalten bleibt.
Gute Nachrichten gab es auch vom Sport. In die bundesweiten Nachrichten schaffte es das Tischtennisteam des 1. FCS, das Deutscher Meister wurde und jetzt den Vizetitel in der europäischen Champions League holte. Ein Stück Sportgeschichte schrieb – nach langer Zeit mal wieder – der FCS im Fußball. Als erster Regionalligist schaffte er den Einzug in das DFB-Pokal-Halbfinale. Die sympathische Mannschaft holte sich den Meistertitel und schaffte den langersehnten Aufstieg in die Dritte Liga. Ebenso hatten die Fans und der Verein die Rückkehr in den Ludwigspark ersehnt. Die Rückkehr zum Saisonstart – zudem bei den ersten beiden Spielen mit immerhin 900 Zuschauern – freute alle Beteiligten.
Auch wenn weiterhin noch viel im Stadion zu tun ist und Probleme aus dem Weg zu räumen sind – die Baustelle ist im zurückliegenden Jahr deutlich vorangekommen. Im Übrigen gilt in dieser Baustelle leider weiterhin: Wer Altlasten aufräumt, der muss sich bei manchen unbeliebt machen. Manches wird wohl nur von der Justiz aufzuklären sein, aber auch das gehört bei einer solch problematischen Angelegenheit mit dazu. Ich werde mich weiter dafür einsetzen, diese Baustelle schnellstmöglich zu beenden und Transparenz herzustellen.
Grenzen offen halten – eine gute Nachbarschaft mit Respekt – Saarbahn nach Sarreguemines muss erhalten bleiben
Wir Saarbrücker bilden mit unseren Nachbarn im Grenzgebiet, ob in Stiring-Wendel, Spicheren oder Sarreguemines, eine grenzüberschreitende Siedlungs- und Schicksalsgemeinschaft. Gerade in Krisenlagen gilt es zu helfen und füreinander da zu sein. Dafür habe ich seit Anbeginn der Krise immer wieder geworben und manches konnte auch tatsächlich getan werden – darauf dürfen wir stolz sein. Es hat mich sehr betroffen gemacht, dass unsere französischen Nachbarn zu Beginn der Pandemie nicht immer respektvoll behandelt wurden. Wie gut, dass es nun so aussieht, dass der gemeinsame Appell der Bürgermeister der Grenzregion mit dazu beigetragen hat, dass es in Paris und Berlin ein echtes Umdenken gab und die Grenzen nun in der zweiten Welle offen bleiben – gut so!
Es gibt aber auch weitere wichtige Themen, die wir gemeinsam angehen müssen. Aktuell setze ich mich mit meinem Kollegen Marc Zingraff aus Saarguemines für den Erhalt der grenzüberschreitenden Saarbahnlinie ein. Diese ist aufgrund einer massiven Gebührenerhöhung von Seiten des französischen Staats ernsthaft bedroht. Für mich wäre dies ein fatales Signal für die grenzüberschreitende Mobilität. Deshalb werden wir uns gemeinsam engagieren .
Demokratie braucht Wachsamkeit und Schutz
Die offene Gesellschaft lebt durch ihre Freiheit und Vielfalt. Auch zum Jahresende erleben wir zahlreiche Demonstrationen in unserer Stadt. Einige nehmen auch die regulatorischen Erfordernisse der Pandemie zum Anlass für ihren Protest. Ich bitte alle Menschen sehr wachsam zu sein, mit wem sie sich dabei gemeinmachen. Nicht jeder, der ein Grundgesetz unter dem Arm trägt, steht wirklich für die offene und demokratische Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik.
Wie geht es im neuen Jahr weiter?
Es ist ganz klar: Das Jahr 2021 wird kein einfaches Jahr.
Es wird schlechte Nachrichten geben und Enttäuschungen. Wir werden uns neuen und unerwarteten Herausforderungen stellen müssen und das Jahr wird Anstrengungen erfordern, für die wir unsere ganze Kraft und unser Können einsetzen müssen. Es bleibt uns aber nichts übrig, als den Weg zu gehen, der vor uns liegt. Ein Sprichwort sagt: Ein Segelschiff steuern lernt man nicht bei ruhiger See. In diesem Sinne werden wir auch von den Erfahrungen profitieren, die wir machen – von Gemeinschaftsgeist, Hilfsbereitschaft und Kreativität.
Ich bin sicher, irgendwann wird es auch wieder eine Zeit geben, in der wir vieles nachholen werden. Eine Zeit der Nähe, der Freude, des Feierns und der Ausgelassenheit.
Bis dahin heißt es: Maske auf, Abstand halten, wenn möglich zu Hause bleiben. Reduzieren wir auch über Weihnachten und Silvester – gerade jetzt – die sozialen Kontakte. Prüfen Sie nochmals Ihre Pläne, denn nicht alles, was man darf, sollte man auch ausnutzen.
Ausladungen sind Einladungen zum Gesundbleiben.“