StartPanoramaÖPNV-Kooperation vergibt vier Milliarden Tram-Train-Auftrag an Stadler

ÖPNV-Kooperation vergibt vier Milliarden Tram-Train-Auftrag an Stadler

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Fahrgäste in Deutschland und Österreich profitieren von modernsten Fahrzeugen

Nach einer europaweiten Ausschreibung ging am 14. Januar bei dem Ausnahmeprojekt VDV-TramTrain der Zuschlag für den Bau von bis zu 504 (Festbestellung 246) Tram-Trains an die Firma Stadler. In den kommenden zwölf Jahren wird der renommierte Fahrzeughersteller mit Sitz im schweizerischen Bussnang für die sechs Partner der deutsch-österreichischen Kooperation Tram-Trains produzieren. Die Ausschreibung umfasst neben der Fahrzeugentwicklung, -produktion, -inbetriebsetzung und -zulassung auch einen auf bis zu 32 Jahre (Festbestellung 16 Jahre) angelegten anschließenden Instandhaltungsvertrag mit dem Hersteller. Dieser beauftragt wiederum die Werkstätten der Kooperationspartner als Subunternehmer mit der Instandhaltung. Dadurch entsteht ein Gesamtprojektvolumen von bis zu rund vier Milliarden Euro. 

Der Kooperation gehören an die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), Saarbahn Netz, Schiene Oberösterreich (Schiene OÖ GmbH), das Land Salz-burg und die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann sagt: „Mit Stadler hat sich ein erfahrener Hersteller von Stadtbahnfahrzeugen in der Ausschreibung durchgesetzt. Für die Finanzierung der Fahrzeuge für die AVG und die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb setzt Baden-Württemberg seine landeseigene Fahrzeuganstalt SFBW ein. Aufgrund der hohen Bonität Baden-Württembergs kann die SFBW die Fahrzeuge nach Fertigstellung zu attraktiven Konditionen an die AVG und den künftigen Betreiber der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb verpachten. Die SFBW ist somit ebenfalls Kooperationspartner. 

Die Gesamtprojektleitung liegt bei den VBK. „Wir sind sehr glücklich, dass wir mit Stadler einen zuverlässigen und erfahrenen Hersteller für dieses außergewöhnliche Projekt gewinnen konnten. Ein Beschaffungskonzept wie wir es hier umgesetzt haben, ist bislang weltweit einzigartig. Wir profitieren alle nicht nur wirtschaftlich, sondern teilen auch unser Know-How“, sagt Dr. Alexander Pischon, Vorsitzender der Geschäftsführung von VBK und AVG. „Die sieben Partner eint der Glaube an das Konzept der Tram-Trains, mit denen wir nach Karlsruher Vorbild Städte mit der jeweiligen Region drum herum vernetzen und die Menschen schnell und umsteigefrei direkt ins Zentrum bringen“, ergänzt der technische Geschäftsführer der VBK und AVG, Christian Höglmeier. 

Ziel des Beschaffungskonzepts erreicht: Gemeinsam günstigeren Preis erwirkt 

Das Beschaffungskonzept war entwickelt worden, um durch die gemeinsame Großbestellung den Preis der Tram-Trains im Vergleich zu technisch einfacher zu realisierenden und damit günstigeren reinen Eisenbahnfahrzeugen wettbewerbstauglich zu halten. „Dieses Ziel haben wir erreicht: Ein großartiger Schritt für die Zukunft des Nahverkehrs. Im Durchschnitt können wir durch die gemeinsame Bestellung 20 Prozent der Kosten pro Fahrzeug einsparen“, betont Pischon. 

„Reine Eisenbahn bedeutet: Am Bahnhof ist Schluss und die Fahrgäste müssen umsteigen in die Straßenbahn. Unsere Tram-Trains sind beides: Eisenbahn und Straßenbahn in einem“, erklärt Saarbahn Betriebsleiter Michael Irsch. „Gemeinsam sind wir stärker“ ist seit Beginn des Projekts das Motto der in der Plattform organisierten Unternehmen. „Mit der Auftragsvergabe sind wir unserem gemeinsamen Ziel, den ÖPNV attraktiver zu machen, einen entscheidenden Schritt näher gekommen“, sagt Peter Edlinger, Geschäftsführer der Saarbahn GmbH. „Die Saarbahn war von Anfang an in der Plattform aktiv dabei, entsprechend stolz und froh sind wir, dass es jetzt endlich losgeht“. 

„Für das Tram-Train-Projekt war zwar ein grenzüberschreitender Kraftakt aller Partner erforderlich. Die dadurch erreichten hohen Stückzahlen, das hohe Ausmaß an Standardisierung und die lange Verfügbarkeit bringen aber allen Beteiligten über einen langen Zeitraum Kostenvorteile und den Zugang zur modernsten Generation von Mehrsystemnahverkehrstriebwagen in Europa“, ist Dipl.-Ing. Herbert Kubasta, Geschäftsführer der Schiene Oberösterreich vom gemeinsamen Beschaffungskonzept überzeugt und ergänzt: „Wir freuen uns schon jetzt auf den ersten Einsatz der Fahrzeuge im Jahr 2026“. 

„Modernste Fahrzeuge für einen modernen öffentlichen Verkehr ist unser Ziel. Diesem sind wir durch dieses gemeinsame Projekt einen großen Schritt weitergekommen. Die Zusammenarbeit eines renommierten Herstellers und die Kooperation eines Teams von Experten verschiedenster Betreiber sind ein Garant für beste Qualität. Genau das wollen wir für unsere Fahrgäste“, betont Landesrat Mag. Stefan Schnöll für das Land Salzburg. 

Rundum zufrieden ist man auch in der baden-württembergischen Region Neckar-Alb: „In die Kooperation hat jeder Partner seine Stärken eingebracht. Das Ergebnis ist gerade auch für die Bedingungen in der Region Neckar-Alb mit ihrer anspruchsvollen Topografie absolut überzeugend“, sagt Prof. Dr. Tobias Bernecker, Geschäftsführer der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb. 

Eine Standardbahn und sieben Varianten 

Eine Bahn für sieben Projektpartner. Wie kann das funktionieren? „Dazu haben wir im Projekt-team in etlichen Stunden Arbeit ein gemeinsames Lastenheft und Verträge entwickelt. Es gibt eine theoretische Standardbahn und davon abgeleitet sieben Varianten, sodass betreiberspe-zifische Anforderungen wie zum Beispiel Einstiegshöhe, Lackierung und Anforderungen an den Einsatzort erfüllt werden“, erklärt Gesamtprojektleiter Thorsten Erlenkötter von den VBK. „Man kann das Projekt mit einem veredelten Obstbaum vergleichen der unterschiedliche Sorten des gleichen Obstes trägt. Es gibt nur einen Stamm aber unterschiedliche Geschmäcker und Erntezeiträume“, ergänzt Thorsten Erlenkötter. Er ist erleichtert, dass es nach jahrelanger Vorbereitung – das Projekt VDV-Tram-Train startete im Jahr 2017 mit einem Industriedialog mit einigen Herstellern und Systemlieferanten – nun nach der Auftragsvergabe raschen Schrit-tes in Richtung Produktion geht. 

Fahrzeuge werden ab 2024 an die Partner ausgeliefert 

Die ersten vier Fahrzeuge werden als Vorserienfahrzeuge gemäß Lieferplan schon 2024 an die Saarbahn geliefert. Dort werden sie von der Kooperation getestet. Insgesamt erhält die Saarbahn dann ab 2025 weitere 24 Tram-Trains (Option auf weitere 21), die Bahnen aus dem Bestand ersetzen. Ab 2025 liefert Stadler an die AVG ihre fest bestellten 75 Tram-Trains (Option auf weitere 73). Ab 2026 werden die insgesamt 73 (Option auf weitere 52) Fahrzeuge der VBK ausgeliefert. Ebenso wie bei der AVG handelt es sich um eine Ersatzbeschaffung. Ebenfalls im Jahr 2026 erhält die Schiene Oberösterreich die ersten von insgesamt 20 Tram-Trains, die vorerst als Ersatz und Verstärkung des Bestandsfuhrparks auf oberösterreichischen Lokalbahnen vorgesehenen sind. Die Option auf weitere 50 Tram-Trains gilt dem ak-tuell in Planung befindlichen Stadtregionalbahnsystem Linz, wo erste Tram-Trains ab Ende der 2020er – Jahre zum Einsatz kommen sollen. 

Insgesamt 20 (Option auf weitere 5) Bahnen gehen ab 2026 nach Salzburg und ersetzen dort Fahrzeuge älterer Bauart. 

2027 gehen die ersten der insgesamt 30 Fahrzeuge (bis zu 57 weitere als Option) als Neubeschaffung in die Region Neckar-Alb

Produktion erfolgt in Valencia 

Produziert werden die Tram-Trains im spanischen Valencia. An diesem Standort hat sich Stadler auf die Fertigung von Tram-Trains spezialisiert. Die aktuellste Fahrzeugreihe „Citylink“ haben die VBK bereits von dort bezogen. Seit vielen Jahren bieten die Bahnen in Karlsruhe den Fahrgästen modernsten Komfort und Sicherheit. Allen von der Kooperation bestellten Fahrzeugen gemein ist die Ausstattung mit einer Klimaanlage für Fahrgast- und Fahrerraum sowie die flexibel gestaltbaren geräumigen Mehrzweckbereiche mit zwei Rollstuhlfahrerplät-zen. „Wir sind stolz darauf, bei dieser Stadtbahn-Innovation des Tram-Trains Vorreiter zu sein. Für die Konstruktion eines Tram-Train-Fahrzeugs braucht es Erfahrung und diese besondere Ausschreibung erfordert zudem die Fähigkeit, individuelle Lösungen und Standard zu verbin-den. In beiden Bereichen ist Stadler seit jeher zu Hause. Wir freuen uns darauf, mit dem „City-link“ unseren Kunden eine Mobilitätslösung zu liefern, die Stadt und Umland umstiegsfrei vernetzt und damit die Art zu reisen auf nachhaltige und komfortable Art weiterentwickelt“, betont Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident und Group CEO a.i. von Stadler. 

Quelle: Saarbahn GmbH

 

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