Sehr geehrte Frau Streichert-Clivot,
wir, die Schüler*innen der Klassenstufe 12 des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Dillingen, schreiben Ihnen diesen offenen Brief, um unserer Besorgnis bezüglich unserer Gesundheit und besonders der unserer Mitmenschen Ausdruck zu verleihen.
Am Donnerstag, dem 07. Januar, erlagen im Saarland 16 Menschen den Auswirkungen einer Erkrankung an COVID-19. Der Inzidenzwert lag an diesem Tag im ganzen Saarland bei 141,1, im Landkreis Saarlouis bei 187,8, was der höchste im gesamten Saarland ist. Das Infektionsgeschehen ist also äußerst dramatisch, die Kapazitäten in den Krankenhäusern gelangen an ihre Grenzen. Aus diesem Grund werden im Saarland, wie im gesamten Rest von Deutschland, beispiellos harte Maßnahmen ergriffen, um den verheerenden Verlauf der Pandemie abzuschwächen. Vor diesem Hintergrund ist es uns nicht verständlich, dass wir, den erheblichen Risiken zum Trotz, ab nächster Woche wieder zum Präsenzunterricht verpflichtet werden.
Zunächst einmal ist die Gefahr einer Infektion mit SARS-CoV-2 im Moment so hoch wie noch nie und folglich ist es auch so wichtig wie noch nie, keine stark risikobehafteten Entscheidungen zu treffen. Für jüngere Menschen besteht zwar ein geringeres Risiko eines schweren Verlaufs, allerdings gibt es trotzdem Schülerinnen, die in ei-nem Haushalt mit zur Risikogruppe gehörenden Personen leben, für die eine Infektion unter Umständen lebensbedrohlich sein kann. Ferner gibt es auch einige Lehrerinnen, die wegen ihres Alters oder aufgrund von Vorerkrankungen selbst zur Risikogruppe gehören. Dass laut geltendem Musterhygieneplan keine Abstände in den Klassenräu-men gewährleistet werden müssen, halten wir vor diesem Hintergrund für absolut un-verantwortlich. Die Gefahr, sich im ÖPNV auf dem Schulweg zu infizieren, ist an dieser Stelle ebenfalls nicht zu vernachlässigen.
Abgesehen von dem derzeit hohen Infektionsrisiko für die Schülerinnen sind wir der Meinung, dass in Präsenzform die entsprechende Unterrichtsqualität nicht gewährleistet wird. Durch das regelmäßige Lüften bei winterlichen Temperaturen und die ständige Maskenpflicht sinken Konzentration und Lernfähigkeit im Vergleich zum Lernen von zu Hause. Kommt es dazu, dass Schülerinnen unter Quarantäne stehen, ist das besonders für die Abschlussklassen fatal. In 2 Wochen Quarantäne kann man bis zu sechs Arbeiten verpassen, für die später keine Zeit mehr besteht. Außerdem ist verpasster Stoff im Falle einer Erkrankung im Hinblick auf das Abitur äußerst kritisch. Dämmen wir jetzt durch adäquate Regelungen das Infektionsgeschehen ein, ist vielleicht auch das Abitur selbst mit geringerem Risiko für alle Beteiligten durchführbar.
Wir fordern den gesamten Unterricht weiter online durchzuführen! Die Online-Schule-Saar hat sich in den letzten Wochen als wirksames Medium bewährt. Alle Beteiligten sind an die Arbeit mit der Lernplattform gewöhnt, was einen hochwertigen und regulären Unterricht ermöglicht. Für Schülerinnen, denen das Arbeiten und die Abivorbereitung zu Hause, z.B. durch eine schwierige familiäre oder häusliche Situation erschwert ist, sollten Schulen Räume und Geräte zur Verfügung stellen, sodass sie in der Schule am Online-Unterricht teilnehmen können.
Für Arbeiten hingegen sind wir bereit, das notwendige Risiko einzugehen, sofern diese in großen Räumen mit einem Mindestabstand von 1,5 Metern und unter Beachtung der bisher geltenden Hygieneregeln stattfinden. Trotzdem sollte die Möglichkeit in
Erwägung gezogen werden, Arbeiten in Grundkursen wegfallen zu lassen oder sie z.B. durch benotete Abgaben zu ersetzen.
Werden Sie Ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den Schulgemein-schaften gerecht und setzen Sie die Präsenzpflicht für Abschlussklassen bis auf Weiteres aus.
Mit freundlichen Grüßen
die Schüler*innen der Klassenstufe 12 des ASG Dillingen
namentlich: Ayleen Artis, Fabian Brenner, Cecile Broll, Romeo Contrino, Yasemin Dolmis, Henrik Fisch, Marie-Claire Fries, Emily Gundel, Leonie Hauck, Niklas Holbach, Greta Huffer, Lea Jost, Annika Keller, Skyla Keller, Matthias Lattwein, Adina Leinen, Hannah Mock, Alexander Neumann, Ivie Ogbeide, Joline Petto, Jana Probst, Noah Quartz, Lina Schnubel, Luisa Schwarz, Jennifer Selzer, Janina Szabo, Johannes Ufer, Kai Vettori, Anastasia Warken, Rebecca Weiß, Sophie Wojtek 12 Schülerinnen, die nicht namentlich genannt werden möchten
mit Unterstützung ihrer Lehrer*innen:
Isabel Diesinger-Braun, Maria Herber, Tobias Junker, Jeannette Koch-Vogin, Karin Leidinger, Gertrud Leutheuser, Mirjam Pfau, Ursula Reiland, Susanne Seiler, Miriam Schmitt, Olaf Schmitt