StartFeatureOskar Lafontaine: Abgesang statt Paukenschlag

Oskar Lafontaine: Abgesang statt Paukenschlag

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Ein Kommentar von Werner Röhrig

Am 17. März 2022 erklärte der Mitgründer und langjährige Vorsitzende der Partei Die Linke seinen Austritt aus der Partei. Als „Paukenschlag aus Saarbrücken“ wurde dieser Schritt in überregionalen Medien bezeichnet, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehende Landtagswahl. Hiesige Beobachter allerdings vernehmen allenfalls einen wenig überraschenden Schlussakkord in einem von diversen Disharmonien geprägten Requiem.

Zu Grabe getragen wird laut Lafontaines Austrittserklärung die Idee einer Linkspartei, die konsequent gegen Sozialabbau und für Frieden und Abrüstung kämpft, als klar erkennbare Alternative zu anderen Parteien. Das Profil dieser Partei sieht Lafontaine verschwimmen, denn seit 2015 „wandelte sich die Linke allmählich zu einer Partei, die ähnliche Ziele verfolgt und sich um dasselbe Wählermilieu bemüht wie die Grünen.“ Was damit gemeint sein könnte, wird nicht näher ausgeführt, lässt sich aber aus anderen Äußerungen Lafontaines erschließen. Die Linke hat sich aus seiner Sicht zu einer auch von Sahra Wagenknecht kritisierten selbstgerechten Lifestyle-Linken verändert, die sich mehr an Themen wie Klimawandel, Diversität, Genderpolitik, Cancel-Culture etc. abarbeite als sich auf eigentliche Klassenfragen zu konzentrieren. Damit bediene Die Linke eher ein bürgerliches Milieu als das der „Normal- und Geringverdiener oder auch Rentner“. Die seien in der Folge als Wähler zurückgewandert zur SPD oder abgewandert zur AfD.

Nun wissen auch Wagenknecht und Lafontaine, dass eine linke „Avantgarde der Arbeiterklasse“ sich schon immer aus bürgerlichen Kreisen rekrutierte und schon Lenin darlegte, revolutionäre Ideen müssten „von außen“ an die Arbeiterklasse herangetragen werden, da diese von sich aus lediglich zu einem „gewerkschaftlichen Bewusstsein“ fähig sei.

Lafontaine muss nun konstatieren, dass Die Linke hinsichtlich ihrer Aufgabe nun ebenfalls ein Bewusstseinsproblem hat und offensichtlich auch durch ihn nicht mehr zu retten ist. Er geht!

Es bleibt die große politische Lebensleistung eines Mannes, der viel bewegt hat. Für das Saarland war Lafontaine in seiner Zeit als Oberbürgermeister in Saarbrücken und als Ministerpräsident ein Gewinn. Wir verdanken seiner Initiative und Tatkraft viel: städtebaulich z.B. den St. Johanner Markt und das Saarbrücker Schloss, kulturell das Max-Ophüls-Festival, wirtschaftlich den Erhalt der Stahlindustrie und die Etablierung des IT-Standortes und noch viel mehr. Das alles hat er als SPD-Politiker bewirkt. Gescheitert ist er an einer Bundespartei und an Gerhard Schröder, an dem die SPD bis heute zu leiden hat – aber das ist eine andere Geschichte. Mit einigem historischem Abstand wird man vielleicht die Tragik dieser herausragenden politischen Biografie besser bewerten können.

PS: Wegen interner Verwerfungen und Manipulationen ist die Linke an der Saar dank Thomas Lutze in einem ebenso desolaten Zustand wie die Grünen dank Hubert Ulrich. Es ist offen, ob diese Parteien in den nächsten Landtag einziehen.

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