In ihrem Buch „Tafeln wie Gott in Deutschland – Aufbruch in eine Parallelwelt“ nimmt Alexandra Zipperer die Leser mit auf eine eindrucksvolle und beklemmende Reise durch die Schattenwelt der Berliner Tafel. Die Autorin verhandelt das schwere Thema Armut in Deutschland mit Esprit und Lebendigkeit und übersetzt abstrakte Statistikzahlen in den konkret erfahrbaren, individuellen Alltag.
Die Tafeln in Deutschland feiern in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum. Ursprünglich als Provisorium ins Leben gerufen, um Lebensmittelverschwendung zu verhindern und Bedürftigen zu helfen, hat sich das Tafelsystem zu einem deprimierenden und fragwürdigen Dauerzustand entwickelt. Aktuell verteilen 960 Tafeln mit 60.000 Ehrenamtlichen 280.000 Tonnen Lebensmittel an 2 Millionen Menschen in Not.
Zipperers Buch stellt keine Kritik an den Tafeln selbst dar, sondern richtet sich gegen systemimmanente gesellschaftliche Gegebenheiten. In Zeiten von Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, Energiekrise und Inflation sind immer mehr Menschen auf die Grundversorgung durch die Tafeln angewiesen. Doch das private Hilfsangebot steht vor dem Kollaps, während der Staat seiner sozialen Verantwortung nicht gerecht wird.
Alexandra Zipperer, Jahrgang 1965, ist Kunsthistorikerin und lebt in Berlin. Nach einer Karriere als Kulturmanagerin, PR-Frau, Autorin und Übersetzerin wurde sie durch Krankheit selbst zur Tafelgängerin. Ihre autobiografische Erzählung verbindet informative Einsprengsel mit einer eindringlichen Schilderung der Parallelwelt der Tafeln und bietet so einen seltenen Einblick in die Lebensrealität von Menschen in Armut.