– Minister Jost: Bei Sinnerbach und Fischbach wird gehandelt
„Was wir gemacht haben, hat es in dieser Art und Umfänglichkeit noch nie gegeben. Wir haben jetzt detaillierte Kenntnisse über die aktuellen PCB-Belastungen in unseren Gewässern im Saarland“, konstatiert Umweltminister Reinhold Jost. Das von ihm angekündigte zweijährige Sondermessprogramm an den Gruben und Bächen ist abgeschlossen, die Rohdaten zum Umweltgift PCB, aber auch zur sonstigen Schadstoffbelastung der Grubenwassereinleitungen sind zusammengefasst und bewertet.
Darüber hinaus wurden 2016 auch Untersuchungen von PCB-Quellen im Boden und in der Luft gestartet, ein PCB-Kataster zur Ermittlung möglicher Verdachtsflächen beauftragt.
Jost: „Wir können sagen, dass die Ergebnisse unserer Messungen bisherige Erkenntnisse, die wir bereits 2015 kommuniziert haben, bestätigen.“
Die wichtigsten:
• Die Grubenwassereinleitungen in Reden und Camphausen und deren Vorfluter Sinnerbach und Fischbach zeigen deutliche PCB-Belastungen.
• An den Überblicksmessstellen an Saar, Blies und Nied wird die Umweltqualitätsnorm von 20 μg/kg für jede der 6 begrenzten PCB-Einzelverbindungen im Schwebstoff unterschritten. Der Trend an diesen 4 Messstellen ist seit langem fallend und unterschreitet den Grenzwert von 20 μg/kg Schwebstoff durchgehend.
• Die Relevanz der PCB-Belastungen ist im Hinblick auf die Beurteilung des Zustands der Gewässer nach Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) gering, da nur in drei von 113 Wasserkörpern Überschreitungen der Umweltqualitätsnorm festzustellen sind (Sinnerbach, Fischbach und Rossel). Jost: „Die Belastung etwa durch die Wärme und den hohen Salzgehalt des Grubenwassers macht den Gewässern mehr zu schaffen.“
Daten zum PCB-Monitoring:
14 Messstellen:
o 6 in den großen Gewässern (Saar, Blies, Rossel und Nied)
o 5 Grubenwassereinleitungen (Reden, Camphausen, Victoria Püttlingen, Duhamel Ensdorf , Luisenthal)
o 3 Stellen im Gewässer (Sinnerbach, Fischbach, Köllerbach) unterhalb der Einleitungen (Ensdorf und Luisenthal leiten in die Saar ein)
o Neben PCB wurden auch Schwermetalle und andere industrielle Schadstoffe sowie die Ökotoxikologie untersucht.
Insgesamt 75 Parameter wurden untersucht (hier Beispiele):
o Nährstoffe (Ammonium, Phosphor)
o Schwermetalle (Blei, Cadmium, Nickel)
o Salze (Chlorid, Sulfat)
o Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK: Benzo(a)pyren, Fluoranthen)
o Benzol, Polyfluorierte Chemikalien (PFC), Tetrachlorethen
„Bei der Frage der Herkunft der PCB-Belastung der Saar wissen wir seit Jahren, dass der Anteil durch den Bergbau bei 1 Prozent liegt. Wir wollten nun wissen, woher kommen die restlichen 99 Prozent. Ich habe daher gebeten, einerseits den Luftpfad und andererseits bekannte Verdachtsflächen genauer zu untersuchen“, so Jost.
Wesentliche Ergebnisse für den Bereich Luft (sog. Depositionsmessungen):
o Untersucht wurden 3 Messstellen, alle zeigen vergleichbare Ergebnisse bzgl. der Depositionsraten: schätzungsweise 5 bis 6 kg/Jahr im ganzen Saarland. Sie liegen im Mittel in einer Größenordnung, wie sie auch an anderen Hintergrundmessstellen in Deutschland beobachtet wird.
o Nach grober Abschätzung könnte der größte Teil der PCB-Fracht der Saar aus der Deposition über den Pfad Luft->Boden->Wasser stammen. Abzüglich der bekannten Einträge (Abspülungen von Siedlungs- und Verkehrsflächen, Zufluss aus Rheinland-Pfalz/Frankreich) ergibt sich daraus, dass ca. 30-40% der Einträge aus sonstigen unbekannten Quellen stammen könnten.
Wesentliche Ergebnisse für den Bereich Boden:
o 1628 Flächen wurden in das Verdachtsflächenkataster übernommen. Darüber hinaus wurden 1727 Punktinformationen zu möglichen PCB-Verdachtsflächen identifiziert und zusammen mit 604 Datensätzen mit PCB-Bezug aus dem Saarländischen Bodeninformationssystem in das Verdachtsflächenkataster übernommen.
o Nach bislang vorliegenden Erkenntnissen wurden keine konkreten Belastungsquellen identifiziert, die eine PCB-Belastung in Oberflächengewässern zwingend erklären.
o Um belastbare Aussagen zu möglichen PCB-Quellen liefern zu können, ist neben der Vervollständigung der Recherche die Untersuchung einzelner Verdachtsstandorte durch Felderkundung und entsprechende Analytik notwendig.
Fazit des Ministers: „Die 2015 angekündigten Maßnahmen wurden umgesetzt. Der Monitoringbericht beinhaltet alles momentan verfügbare Wissen über das Grubenwasser. Mit dem Verdachtsflächenkataster steht zudem eine Grundlage für die Detailuntersuchung potenzieller Quellen zu Verfügung.“
Handlungsbedarf sieht Jost mit Blick auf die deutliche PCB-Belastung von Sinnerbach und Fischbach durch das Grubenwasser: „Wir fordern von der RAG ein Konzept, in dem sie darlegt, welche Maßnahmen sie ergreifen wird, um die Güteziele im Gewässer zu erreichen, das heißt Reinigung nach dem Stand der Technik und – soweit das nicht ausreicht – weitergehende Reinigung oder Einleitung in ein leistungsfähigeres Gewässer. Mit den nun vorliegenden Gewässerdaten haben wir dafür eine belastbare Rechtsgrundlage. Zudem hatten wir die Wasserrechte zur Grubenwassereinleitung der Gruben Reden, Camphausen und Victoria bis Ende 2018 befristet, um nach Auswertung unseres Sondermessprogramms entsprechende Auflagen machen zu können.“