Saarbrücken. Die PIRATEN im Saarland befürworten einen zur Europäischen Schule akkreditierten Zweig am Deutsch-Französischen Gymnasium Saarbrücken, warnen aber vor teuren Alleingängen.
Der Präsident des CISPA, Prof. Backes, forderte unlängst in einem mit „Lieber Tobias“ überschriebenen Brief an den Ministerpräsidenten des Saarlandes Tobias Hans die Einrichtung einer „Internationalen Schule“ mit „Englisch als erster Fremdsprache“. Diese solle neu in Saarbrücken oder Umgebung eingerichtet werden. Ein an einer bestehenden Schule eingerichteter „englischsprachiger Zweig“ ist für ihn nur als „Übergangslösung“ denkbar.
Ralf Petermann, stellvertretender Landesvorsitzender der PIRATEN, selbst Schulrektor und Gemeinderat in Schiffweiler, hält die Idee einer Erweiterung der Schulabschlüsse in einem europäisch bzw. international akkreditierten Zweig grundsätzlich für positiv. Er warnt aber vor Fehlschlägen und Sonderlösungen, die am Ende den Bildungshaushalt des Saarlandes über Gebühr strapazieren:
„Was das Saarland ganz sicher nicht braucht, ist ein neuer Fall von Parteiklüngelei. Prof. Backes, selbst CDU-Mitglied, hat seinem Parteifreund einen Vorschlag als Privatmann gemacht. In dieser Form ist der Vorschlag undurchführbar, weil in der Region Saarbrücken weder eine neue Schule benötigt wird, noch dafür Gelder zur Verfügung stehen. Es ist allerdings möglich, eine bestehende Schule zur Europäischen Schule (Schola Europæa) akkreditieren zu lassen.
Die Europäische Schule entspricht nicht den Vorstellungen von Prof. Backes, da sie die Wahlfreiheit zwischen einem englischen, französischen und kastilischen Sprachzweig bietet. Die Akkreditierung des Deutsch-Französischen Gymnasiums wäre auch die von Backes nur als „Übergangslösung“ akzeptable Form. Die Vorteile einer Europäischen Schule sind dabei, mit dem Europäischen Abitur einen internationalen Schulabschluss anzubieten, der im Gegensatz zu „Internationalen Schulen“ nicht mit einem anderen Land als Betreuer ausgehandelt werden muss. Die von Prof. Backes gewünschten „800 Spitzenforscher“ könnten damit auch aus ganz Europa und anderen Ländern Nord- und Südamerikas sowie Ozeaniens rekrutiert werden, nicht nur aus englischsprachigen Ländern. Das Deutsch-Französische Gymnasium hat dabei schon beste Voraussetzungen für einen der drei verlangten Sprachzweige. Die Akkreditierung zur Europäischen Schule ist sicher sinnvoller, als aus Steuergeldern eine Konkurrenz zum Deutsch-Französischen Gymnasium aufzubauen, für die es an einem ausreichenden Bedarf fehlt. In anderen Städten mit weit größeren Universitäts- und Forschungsinstituten ist man mit einer Europäischen Schule sehr zufrieden.
Seit dem Jahr 2000 erlebt das Saarland permanent und in Folge Skandale, in denen sich Regierungsparteien Vorteile verschaffen: Die Wahlwerbung auf Regierungsbudget Peter Müllers, die „Rote Hosen-Affäre“ der SPD, das „Durchrechnen des Wahlprogramms“ Annegret Kramp-Karrenbauers durch das Finanzministerium, der LSVS-Skandal oder die „bezahlten“ Geburtstagsfeiern der damaligen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und von Innenminister Bouillon, um nur einige zu nennen. Eine teure „Internationale Schule“ aufgrund eines Privatbriefes zwischen CDU-Mitgliedern und Parteifreunden an den bestehenden Formen vorbei, ist weder mit den finanziellen Mitteln des Saarlandes, noch mit der wiederherzustellenden Glaubwürdigkeit der Landesregierung vereinbar.
Das „Spardiktat“ an der Universität des Saarlandes brachte viele Spitzenkräfte in den letzten Jahren zum Abwandern. Es erscheint merkwürdig, nun auf einmal aktionistisch das Institut des Parteifreundes durch eine „Wunschschule“ zu fördern, während andere renommierte Institute der Universität, die schon länger bestehen, auf ein derartiges Entgegenkommen verzichten mussten. Beispielhaft seien hier IZFP und DFKI genauso genannt wie IBMT St. Ingbert und die Stellen im Bereich des Campus Homburg. Alle bestehenden und kommenden Institute und Forschungszentren werden wie auch saarländische Eltern von einer Europäischen Schule profitieren. Der Eindruck, die Höhe der Förderung saarländischer Institute sei abhängig von der Parteizugehörigkeit des Leiters wäre jedoch katastrophal.“