Eine Glosse von Claus Kuhn
Groß angekündigt war es, das Public Viewing, organisiert von WSSI (Wir sind St. Ingbert e.V.), Plan Events und dem Verein für Handel und Gewerbe e.V.. Bilder von der Fanmeile in Berlin im Kopf, wo ein hunderttausendfach gebrülltes „Tooooor!!!“ das Brandenburgische erzittern lässt, fuhr ich zum „Schmelzerparkplatz“, um die gemeinschaftliche Siegestrunkenheit zu erleben. Da gab es aber schon das erste Problem. Wo parken? Der einzig größere Parkplatz in der Innenstadt war ja besetzt, wegen des Public Viewings…. . Na ja, als Fan des weltmeisterlichen Ballspiels nimmt man Einiges auf sich. Ein Parkplatz ist da ja das Geringste, wenn man nicht gerade Einkaufstaschen schleppen muss. Hm, aber was machen die ganzen Kunden der Geschäfte in der Kaiserstraße jetzt? Tragen die ihre Einkäufe so lange die Spiele der Nationalmannschaft auf dem Schmelzerparkplatz gezeigt werden, also fast einen Monat lang, auch bis zum Parkplatz an der Kohlenstraße? Oder fahren die lieber gleich ins Kaufland?
Nun gut, nicht mein Problem. Wie gesagt, ich trottete vor mich hin und traf doch glatt zur abendlichen Stunde kurz vor dem Zugang zum Fussballtempel einen guten alten Bekannten. Der wollte gerade vor dem „Lärm“ flüchten, hatte aber Pech. Er verriet mir, dass die Veranstalter den Anwohnern nicht Bescheid gesagt hatten, und so stünden nun Container vor der Garage, in der sich sein Auto befände. Ich wollte ihn zum Bier einladen, aber er schüttelte nur den Kopf und verabschiedete sich in Richtung Bahnhof. Er wollte lieber gleich zu seinen Enkelkindern reisen, da er auf seine Nachfrage bei der Stadtverwaltung, wie lange die Veranstaltungen gehen durften, keine verbindliche Auskunft bekam – sie wussten es nicht.
Vorbei an den weißen Planen, die dem Public Viewing wahrscheinlich Sichtschutz geben sollten, traf ich am Ort des Geschehens ein. Nein, keine Massen. Stattdessen unregelmäßig besetzte Biergarnituren und besser gefüllte „Logen“ für die „Hautevolee“ von St. Ingbert. Bis zu 1600 Euro soll man für einen solchen, „erhöhten“ Sitzplatz zahlen, hatte ich zuvor gehört. Allein das war es wert gewesen, sich das Ganze anzuschauen. Aber irgendwas war nicht in Ordnung mit der Veranstaltung. Viele Sponsoren, kaum Zuschauer, kein Parkplatz, Scheisswetter, verärgerte Anwohner und Null Stimmung. Vielleicht war auch einfach nichts daran in Ordnung.
Ich jedenfalls entschied mich zur Rückreise auf die Couch. Hat sich gelohnt: Im Trocknen ließ sich Schweinis Tor ganz ausgezeichnet bejubeln.
Fotos:Ralf Konnertz