Die Ankündigung stationärer Grenzkontrollen in der kommenden Woche stellt eine ernsthafte Gefahr für den grenzüberschreitenden Alltag zwischen dem Saarland und seinen Nachbarländern sowie für die Umsetzung der Frankreichstrategie dar. Der Sprachwissenschaftler und Professor für französische Linguistik, Prof. Dr. Philipp Krämer, sieht in dieser Maßnahme nicht nur eine praktische Einschränkung der Mobilität, sondern auch ein symbolisches Signal des Misstrauens, das den Bemühungen um eine gute Nachbarschaft in der Großregion zuwiderläuft.
Auswirkungen auf die Frankreichstrategie und die Großregion
Die Frankreichstrategie, die darauf abzielt, die kulturelle und sprachliche Zusammenarbeit zwischen dem Saarland und Frankreich zu stärken, basiert auf dem Prinzip eines offenen und unkomplizierten Austauschs. Grenzkontrollen, so Krämer, konterkarieren dieses Ziel direkt. Die langjährig gepflegten Beziehungen, die in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut wurden, könnten durch solche Maßnahmen nachhaltig gestört werden. Besonders die Förderung von Sprachkenntnissen, Kulturverständnis und persönlichen Beziehungen über die Grenze hinweg könnte durch die Grenzkontrollen erheblich erschwert werden.
Notwendigkeit eines klaren politischen Signals
Krämer fordert, dass sowohl Ministerpräsidentin Anke Rehlinger als auch Oppositionsführer Stephan Toscani sich deutlich und öffentlich gegen die Entscheidung der Bundespolitik stellen müssen. Er erinnert an die einseitigen Grenzschließungen während der Corona-Pandemie, die im Saarland und in den Nachbarländern tiefe Spuren hinterlassen haben. Die saarländische Politik müsse nun beweisen, dass sie aus diesen Erfahrungen gelernt hat.
Ein bloßes internes Kommunizieren der Ablehnung gegenüber den Bundesparteien sei nicht ausreichend. Auch Versprechen an die politisch Verantwortlichen in Frankreich und Luxemburg, weiterhin zur Zusammenarbeit bereit zu sein, reichen nicht aus. Stattdessen fordert Krämer eine hörbare, mehrsprachige Botschaft an die Öffentlichkeit im Grenzraum – sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch. Diese Botschaft solle klar machen, dass das Saarland auf der Seite eines freien, vertrauensvollen Austauschs stehe und Grenzkontrollen ablehne.
Herausforderung für die Europafähigkeit des Saarlandes
Krämer warnt, dass es bei der Entscheidung über die Grenzkontrollen nicht nur um die Frankreichstrategie gehe, sondern um die grundsätzliche Europafähigkeit des Saarlandes. Die Landespolitik müsse sich ihrer Verantwortung bewusst sein und aktiv dazu beitragen, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu schützen. Andernfalls könnten die langjährigen Bemühungen, die das Saarland zu einem Vorreiter in der europäischen Integration gemacht haben, Schaden nehmen.
Prof. Dr. Philipp Krämer – Ein Experte der Sprachpolitik
Prof. Dr. Philipp Krämer, der aus dem Saarland stammt und an der Freien Universität Brüssel (VUB) lehrt, ist ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Sprachpolitik und Mehrsprachigkeit. Seit Beginn begleitet er die Frankreichstrategie des Saarlandes wissenschaftlich und sieht diese nun durch die geplanten Grenzkontrollen bedroht. In seiner Forschung setzt er sich intensiv mit den sprachlichen und politischen Herausforderungen auseinander, die die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa prägen.
Die kommenden Tage werden zeigen, ob die Landesregierung und die Opposition im Saarland die richtigen Lehren aus den Erfahrungen der Pandemie gezogen haben und ob sie in der Lage sind, die Interessen der Bürgerinnen und Bürger im Grenzraum wirksam zu vertreten.